Im Juli 2009 eröffnete die Stadt gemeinsam mit der Kunststiftung NRW und der Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig die Künstlerresidenz „Atelier Galata“ im Istanbuler Stadtteil Beyoğlu. Das von der Stadt geförderte Stipendium umfasst die kostenlose Nutzung eines Wohnateliers im „Atelier Galata“, eine monatliche Unterstützung von 1.000 Euro sowie einmalig bis zu 600 Euro für An- und Abreise. Die Stipendiaten sollen die Entwicklung der Kunstszene in Istanbul kennen lernen, internationale Kontakte knüpfen oder intensivieren. Nach der Rückkehr stellen sie ihre Projekte aus Istanbul in Köln vor und bringen so neue Impulse in die hiesige Kunstszene ein.

Für das Jahr 2012 entschied sich die Jury für die Schriftstellerin Andrea Karimé, den Schriftsteller Gerrit Wustmann sowie die Künstlerin Jana Debus. Andrea Karimé und Gerrit Wustmann werden sich das Stipendium für das 1. Halbjahr teilen und für jeweils drei Monate im „Atelier Galata“ leben und arbeiten. Jana Debus wird für sechs Monate in das Atelierhaus ziehen. Der Auswahljury gehören Dr. Brigitte Franzen vom Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen, Dr. Lilian Haberer vom Kunsthistorischen Institut der Universität zu Köln, Insa Wilke vom Literaturhaus Köln, Mischa Kuball von der Kunsthochschule für Medien Köln, die letztmalige Stipendiatin bzw. der letztmalige Stipendiat sowie Barbara Foerster als zuständige Referentin im Kulturamt an.

Die Stipendiaten 2012
Andrea Karimé wurde 1963 in Kassel geboren, studierte Kunst- und Musikerziehung an der Universität Gesamthochschule Kassel und absolvierte eine Ausbildung am Institut für Kreatives Schreiben in Berlin. Seit 2007 ist sie freie Autorin und veröffentlichte bislang sechs Kinderbücher, vier Romane und einen Lyrikband. Ihre Kinderbücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt und erhielten zahlreiche Auszeichnungen, alleine zweimal wurde sie in die Kollektion zum Österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreis aufgenommen. Karimé wird von Januar bis März 2012 in das Atelier einziehen. Ihr elinge es, das Thema Integration in ein fremdes Land, Rassismus, Krieg und Flucht in fantasievolle Geschichten einzubetten, erklärte die Jury zu ihrer Entscheidung. Sie bediene sich einer leichten Sprache ohne in Klischees zu verfallen. In Istanbul will Karimé insbesondere der Frage nach Sprachidentität in einer Stadt der Migration nachgehen.

Gerrit Wustmann, 1982 in Köln geboren, studierte Orientalistik, Politologie und Geschichte an den Universitäten Köln und Bonn. Seit 2006 arbeitet er freiberuflich als Journalist und Redakteur. Er hat
bislang fünf Bücher als Autor und Herausgeber veröffentlicht; seine Gedichte wurden unter anderem ins Türkische und Persische übersetzt. Die Jury hat Gerrit Wustmann als Stipendiaten (April bis Juni 2012) ausgewählt, da die Gedichte in seinem Band „Beyoğlu Blues“ den Geist von Istanbul schon längst hintergründig und besonnen erfasst habe. Als Netzwerker, der bei Projekten gerne mit Kollegen zusammenarbeite, habe er sich bereits mit der türkischen Literatur und Autoren wie Perihan Mağden, Sait Faik oder Nazim Hikmet bekannt gemacht. Die Jury zeigte sich auf seine deutsch-türkischen Lyrik-Kooperationen neugierig.

Jana Debus, 1976 in Rosche bei Uelzen geboren, studierte an der Kunsthochschule für Medien in Köln. Seit 2003 dreht sie Filme, zuvor arbeitet sie sechs Jahre in London als Assistentin für mehrere Fotografen. Ihre Arbeiten wurden international auf Ausstellungen und Festivals gezeigt wie bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, der Videonale 11 oder dem Filmfestival Max-Ophüls-Preis in Saarbrücken. Ihr Film „Gregor Alexis“ 2009 wurde mit dem Grand Prix des 25FPS Zagreb sowie dem 1. Preis VG-Bild-Kunst Förderpreis für experimentellen Film in Köln ausgezeichnet. 2011 erhielt sie den Förderpreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Das Auswahlgremium hat Jana Debus als Stipendiatin für das 2. Halbjahr (Juli bis Dezember) ausgewählt, weil ihre Filme Selbstporträts von außergewöhnlichen
Menschen seien, in denen die Menschen sich so inszenierten, wie sie wollten, und doch so viel darüber
hinaus von sich preisgeben. Dies gelinge Jana Debus nicht durch ungehemmten Voyeurismus, sondern durch eine Bild- und Ton-Gestaltung, die auf Weglassen, Aussparen, Andeuten und auf leise Brüche setze.

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