Dem ganzen Spiel geht eine Geschicht voraus, die einige Beteiligte gar nicht so komisch finden. Denn die Köln Messe hat auch etwas mit der Kölner Identität zu tun. Genauer gesagt mit der Identität der Bezirke Mülheim und Deutz. Und da will man nicht mit sich scherzen lassen. Aber nun mal von Anfang an:

Bezirksgrenzenchaos

Ursprünglich war alles ganz einfach. Die Bezirksgrenze zwischen Deutz und Mülheim verläuft genau an der Grenze der alten Messehallen und dem ehemaligen Gelände von Klöckner-Humbold-Deutz, kurz KHD. Da war klar: die Messe gehört komplett zu Deutz. Nun wollte aber die Köln Messe aus den alten Messehallen raus, RTL dort rein und neue Hallen für die Messe gebaut werden. KHD verkaufte inzwischen das Gelände an die Stadt und der Oppenheim-Esch-Fonds übernahm das Gelände, damit die Messe ihre neuen Hallen bekommen konnte – die ganzen ungeklärten Umstände, ob nun der Stadt mit dieser Gemengelage ein finanzieller Schaden entstand, die lassen wir hier mal beiseite. Die Hallen wurden also gebaut… und sind am Montag (16.01.2006) feierlich eröffnet worden. Jetzt steht die Verwaltung der Messe und ein Großteil der Hallen im Bezirk Mülheim.

Bahnhofsumbenennung

Parallel wurde vor drei Jahren die Frage in den Raum gestellt wie der Bahnhof "Köln-Deutz" heißen soll. Die Stadt legte der Bezirksvertretung Innenstadt-Deutz (BV1) am 11.12.2003 einen Antrag zur Entscheidung vor. Die entschied sich einstimmig für den Namen "Köln-Deutz Messe". Daraufhin wurde der Beschluss an den Rat überwiesen. Dort wurde die Entscheidung im Ausschuss für Stadt-Entwicklung kassiert, und plötzlich hieß der Bahnhof so wie er heute heißt: "Köln Messe Deutz". Und das hinterließ eine leichte Katerstimmung bei den Mitgliedern der Bezirksvertretung Innenstadt/Deutz, schließlich hätte es doch etwas mit Identität zu tun, wie man einen Bahnhof nennt. Andreas Hupke, Bezirksbürgermeister (Grüne), stellvertretend für seine Bezirksvertreter: "Die Messe hat den einstimmigen Beschluss der BV in der Frage der Umbenennung des ehemaligen Bahnhof Köln-Deutz keinen Respekt gezollt." "Außerdem sind die Schilder plötzlich ohne unser Wissen gewechselt worden," so Mario Kräher, ehemaliges CDU-Mitglied der Bezirksvertretung.
Man wirft der Köln Messe vor, dem Rat die Umbenennung in "Köln Messe Deutz" mit der Aussicht auf eine siebenstelligen Summe, schmackhaft gemacht zu haben. Genau diese Summe war notwendig, um die Neubeschriftung auf dem Bahngelände vornehmen zu lassen, denn die Bahn lässt sich die Aufhängung neuer Namensschilder gut bezhalen. Alles gut, könnte man meinen, der Stadt entstand kein finanzieller Schaden. Aber…

Das gute Ende?

Jetzt werden die neuen Hallen eröffnet. Und da, so denken die Politiker, müsste man die ganze Sache doch zu einem guten Ende bringen können. Warum verlegt man nicht einfach die Bezirksgrenzen, sodass die Messe wieder komplett nach Deutz gehört. Ergänzend kommt dazu der Umstand, dass die Bewohner der Stegerwaldsiedlung, die ebenfalls an das Gelände der KHD und jetzt der Messe angrenzt, zurzeit eine Initiative ins Leben gerufen haben "Zurück nach Köln-Deutz". Flugblätter und Unterschriftenlisten sind gedruckt, 300 Unterschriften bereits eingesammelt. Gemeinsam mit der Köln-Messe könnte man dann nach der nächsten Kommunalwahl den Bezirk neu zuschneiden. Und alle sind glücklich…!

Dem spricht nichts entgegen…

Grundsätzlich spricht gegen diese Neuzuschneidung nichts, erfuhr report-K.de vom ehemaligen Ratsmitglied und Verwaltungsrechtsexperten Manfred Waddey. Bei Fragen der Köln Messe, die die städtischen Angelegenheiten berühren, müsste diese nicht immer zwei Bezirksvertretungen konsultieren. Und die 1975 festgelegte Zuschneidung der Bezirke würde lediglich rückgängig gemacht. "Sinn macht das allemal", so Waddey. Dann stimmen die Identitäten auch wieder, sowohl von Seiten der Messe als auch von Seiten der Bürger der Stadt Köln.

Das letzte Wort der Politik

Die Köln Messe aber sieht die ganze Sache sowieso aus einer eher übergeordneten Perspektive. Guido Godat, Pressesprecher der Köln Messe: "Wir heißen Köln Messe und fühlen uns auch als Messe für ganz Köln." Die Zweiteilung in zwei Bezirke sei für sie von diesem Standpunkt aus völlig in Ordnung, denn man wolle auch mit beiden Bezirksvertretungen gut zusammenarbeiten. Wenn nun aber die Politik doch eine Inititaive starten würde, so sei dies kein Problem. "Voraussetzung ist, dass wir in Köln bleiben."

Dem steht eher nichts im Wege…

Björn Troll für report-K.de / Kölns Internetzeitung
Illustration: Köln Messe