Trotz Verbotsschild parken PKWS auf dem Parkplatz. Foto: falschparkermelden.de

Köln | Stell dir vor, du verfügst über einen privaten Parkplatz. Und der wird dann illegalerweise dauer-belegt. Dagegen vorgehen oder nicht?

Der Kölner Rechtsanwalt Oliver Luesgens (Claim Rechtsanwalts GmbH) hat daraus ein Geschäftsmodell gemacht.

Vor Beginn der Corona-Pandemie launchte er mit seinen Partnern auf Eigenrisiko eine App, mittels derer die Inhaber von Privat- und Firmenstellplätzen die Falschparker in wenigen Schritten per geschossenem Beweisfoto melden und abmahnen können.

Die reichlich investierte Online-Werbung hat sich ausgezahlt: Inzwischen steht mit falschparkermelden.de eine lukrative Idee, ja ein Millionen-Business, denn fast 100 Meldungen trudeln so täglich durch mehr als 25 000 registrierte aktive User bei Luesgens ein.

Der umtriebige Jurist hat seitdem auch reichlich Gegner, die ihm vorwerfen, er sei ein „Abzocker“, der zwar legal arbeite, aber so das Denunziantentum in der Gesellschaft fördere.

Kölner Anwalt mit falschparkermelden.de erfolgreich

„Es gibt immer wieder Bedrohungen im Netz. Aber ich kann damit umgehen“, sagt der Familienvater aus Lindenthal im Gespräch mit report-K.

Auch nicht wenige Anwaltskollegen haben sich auf ihn eingeschossen. Die Bewertungen bei Google für seine Kanzlei sind dementsprechend verheerend. „Unglaublich, wegen solchen Menschen geht die Welt zu Grunde“, heißt es da u.a. von einem offensichtlichen Falschparker.

Doch er wehrt sich: „Man muss unterscheiden. Es geht bei der Idee gar nicht um den öffentlichen Raum, es geht um den Inhaber von privaten Stellplätzen. Wenn der seinen Besitzgrund schützt, ist das sein gutes Recht. Jemand, der Autos auf öffentlichen Parkplätzen fotografiert, unterstützen wir gar nicht.“

So sind Kunden zumeist Besitzer von Fitnessstudios, Apotheker, Hoteliers. Fotos des dreist falsch geparktem PKW, eine Angabe von Zeugen und der Beleg des Stellplatzes sind zum Download erforderlich, den Rest übernimmt Luesgens Kanzlei automatisiert als Inkassodienst.

Das Ordnungsamt bleibt außen dabei vor. Die Halteranfragen laufen über das Kraftfahrbundesamt in Flensburg. 40 Euro gibt es als Schadensersatz für den Melder, der sich den Gang zum Anwalt spart. So mancher Nachtportier eines Hotels verdient sich so hunderte Euro im Monat für seine Abscbüsse vom Parkplatz dazu.

Der Kölner Rechtsanwalt Oliver Luesgens mit Kids in Namibia. Foto: Claim

Die Sache polarisiert und hat sich herumgesprochen. Luesgens steht kurz davor mit falschparkermelden gar zu expandieren.

„Ja, das Interesse besteht und die Gespräche im benachbarten Ausland laufen bereits. Die Möglichkeit besteht, die App auch in anderen Ländern zu etablieren. Die Parkplatz-Problematik verschwindet ja nicht.“

Der vielgereiste Jurist, der sich sozial engagiert und bspw. in Namibia ein Hilfsprojekt für Kinder gegründet hat, für das er selbst aktiv Spenden sammelt und vor Ort hilft, sagt: „Ich kann in den Spiegel gucken.“