Der Denkmal zu Ehren von Edith Stein. Foto: Eppinger

Ein Denkmal für eine Philosophin, Nonne und Frauenrechtlerin

Köln | Wir begeben uns auf die Suche nach den Kölner Persönlichkeiten. Diese haben auf ganz unterschiedliche Weise ihre Spuren bis heute in der Stadt hinterlassen. Heute geht es ganz klassisch um ein Denkmal, das von einem Künstler geschaffen worden ist und das bei manchen Betrachter noch Fragen offen lässt. Wir blicken auf das Kunstwerk, seinen Schöpfer und auf die Frau, an den dieses erinnert.

Seit 1999 steht das Bronzedenkmal „Gruppenbild mit einer Heiligen“ auf dem Kölner Börsenplatz direkt vor dem Erzbischöflichen Priesterseminar. Das vom Düsseldorfer Bildhauer Bert Gerresheim geschaffene Kunstwerk ist der Philosophin, Frauenrechtlerin und Karmeliter-Nonne Edith Stein (1891-1942) gewidmet, die in Köln einen ganz entscheidenden Schritt in ihrem so bewegten wie auch tragischen Leben unternommen hat.

Die Frau auf dem Hocker, die sich nachdenklich auf einen Davidstern stützt, zeigt Stein in jungen Jahren. Sie wurde als Tochter einer jüdisch-orthodoxen Familie geboren und studierte in Breslau Philosophie, Germanistik und Geschichte. Ihr Verhältnis zum jüdischen Glauben war schwierig. Dieser Zwiespalt der Gefühle wird durch die gespaltene Frau in der Mitte verdeutlicht. Die Autobiografie der Heiligen Teresa von Avila bewog sie, 1921 in die katholische Kirche einzutreten.

Edith Stein und die Frauenfrage

Sie arbeitete als Lehrerin und hielt Vorträge zur Frauenfrage. Ihre Stelle an einer katholischen Hochschule in Münster gab Stein auf Druck der Nazis auf und trat mit 42 Jahren als Postulantin in den Karmel Maria vom Frieden in Köln ein, den es bis heute mit dem Konvent der Unbeschuhten Karmelitinnen an Straße Vor den Siebenburgen in der Südstadt gibt. Die dritte Figur des Denkmals zeigt Stein als Nonne mit dem Namen Teresia Benedicta a cruce.

1933 schrieb sie einen Brief an Papst Pius XI. mit der Bitte, öffentlich gegen die Judenverfolgung zu protestieren. Entsprochen wurde ihrer Bitte nicht. In der NS-Zeit wurde Stein als „Jüdin und Christin“ zum Opfer des Holocaust und 1942 im KZ Auschwitz ermordet. Ihr letzter Weg in den Tod symbolisieren die Fußspuren zu einem Haufen mit Schuhen, der von zwei Tafeln mit den Zehn Geboten gestützt wird. Von Papst Johannes Paul II. wurde Edith Stein 1998 heiliggesprochen.

Das Denkmal

Der Künstler Bert Gerresheim (geb. 1935) lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt Düsseldorf. Er ist Bildhauer, Grafiker und Pädagoge. Der Schwerpunkt seines Werks liegt auf Plastiken aus Bronze. Gerresheim studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie und war neben seiner Arbeit als Bildhauer bis 1990 als Studiendirektor am Lessing-Gymnasium in der Landeshauptstadt beschäftigt. Bis 1970 war er fast ausschließlich zeichnerisch tätig. Seit 1981 überwiegt seine bildhauerische Tätigkeit. Neben dem Kölner „Edith-Stein-Denkmal“ gehört das Düsseldorfer „Monument zur Stadterhebung“ zu seinen bekanntesten Werken. In Köln stammt auch die Gedenktafel zum Weltjugendtag am Dom von Gerresheim.

DIE SERIE „KÖLNER KÖPFE UND ORTE“

In der Serie „Kölner Köpfe und Orte“ blicken wir auf Persönlichkeiten in der langen Geschichte der Domstadt. Diese hat Feldherren und Politiker genauso hervorgebracht wie herausragende Wirtschaftsführer und Sportler oder bekannte Künstler und Kulturschaffende.Werbung

In der ersten Folge drehte sich alles um einen Reitergeneral, der zur Legende wurde: https://www.report-k.de/der-reitergeneral-und-die-hochnaesige-magd/

In der zweiten Folge wird ein Mann beleuchtet, der die Kölner Museenlandschaft nachhaltig prägte: Der Kunstsammler und Gelehrte Ferdinand Franz Wallraf
https://www.report-k.de/koelner-namen-und-orte-der-kunstsammler-und-gelehrte-ferdinand-franz-wallraf/

Ein Kölner Komponist erlangt Weltruhm Jacques Offenbachhttps://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-ein-koelner-komponist-mit-weltruhm/

Der Kölner Bundeskanzler – Konrad Adenauerhttps://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-konrad-adenauer/

Kölns Stadtgründerin Agrippinahttps://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-die-koelsche-stadtgruenderin-am-rathausturm/

Der Mann mit dem Denkmal vor der Universität zu Köln – Albertus Magnus: https://www.report-k.de/koelner-koepfe-und-orte-albertus-magnus/

Am kommenden Wochenende blicke wir bei unserer Serie auf den Kölner Volksschauspieler Willy Millowitsch