Bislang ermittelte die Behörde, die auch den Einsatz führte, das Polizeipräsidium Duisburg. Ein später Schritt des Innenministeriums NRW, aber ein Schritt der in die richtige Richtung weist, auch wenn Einsatzkräfte aus dem Bereich des Kölner Polizeipräsidiums in Duisburg mit am Einsatz beteiligt waren.

Der Innenminister will aufklären lassen und dabei die Neutralität wahren
Gemeinsam mit Vertretern der NRW-Landtagsfraktionen dankte Innenminister Ralf Jäger allen Einsatzkräften von Feuerwehr, Hilfsorganisationen und Polizei, die am Samstag bei der Loveparade in Duisburg eingesetzt waren. „Das war für alle ein ganz schwieriger Einsatz. Viele von ihnen sind bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit gegangen und haben nach dem schrecklichen Ereignis so schnell wie möglich gehandelt und Verletzte und Betroffene medizinisch und psychologisch betreut. Das verdient unsere Hochachtung“, sagte der Innenminister in Düsseldorf. „Unser ganzes Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer. Wir trauern mit ihnen. Wir hoffen, dass die Verletzten schnell genesen und die Traumatisierten das Geschehen verarbeiten können.“ Jäger hatte die Innenpolitiker heute über die Vorbereitungen und den Einsatzverlauf bei der Love-Parade informiert. Dabei waren Monika Düker (Bündnis 90/Die Grünen), Verena Schäffer (Bündnis 90/Die Grünen), Anne Conrads (Die Linke), Peter Biesenbach (CDU), Thomas Stotko (SPD) und Horst Engel (FDP).

Während der Love-Parade waren rund 4.100 Polizisten aus NRW, anderen Bundesländern und des Bundespolizei eingesetzt, mehr als doppelt so viel wie bei der Loveparade 2007 in Dortmund. Mehr als 5.600  Rettungskräfte und Feuerwehrleute aus ganz NRW waren im Einsatz. „In Duisburg ist mir von eingesetzten Verantwortlichen gesagt worden, dass die Zusammenarbeit beim Rettungseinsatz gut geklappt hat“, sagte Jäger. „Ich bin sicher, dass die Staatsanwaltschaft in Duisburg mit der Unterstützung der Polizei die Umstände, die zum Tod von 19 Menschen führten objektiv und rückhaltlos aufklärt“, sagte der Innenminister. Aus Gründen der Neutralität wurden die Ermittlungen auf Seiten der Polizei an das Polizeipräsidium Köln übertragen. „Diese schwierigen und sehr umfangreichen Ermittlungen brauchen Zeit. Hier geht Sorgfalt und Genauigkeit vor Schnelligkeit“, betonte der Minister.

Zahl der Verletzten nach Loveparade gestiegen
Die offizielle Zahl der Verletzten nach der Massenpanik auf der Duisburger Loveparade ist gestiegen. Die Staatsanwaltschaft Duisburg meldete am Montagmittag insgesamt 511 Verletzte. Davon seien 283 Menschen zunächst in Krankenhäusern behandelt worden. Bis auf 43 der verletzten Loveparade-Besucher konnten zwischenzeitlich alle die Kliniken wieder verlassen. Eine Person befinde sich derzeit noch in Lebensgefahr. Zuvor war von 342 Verletzten berichtet worden, die Zahl war allerdings wiederholt als zu gering bezeichnet worden. Auf der Loveparade in Duisburg war am Samstagnachmittag eine Massenpanik ausgebrochen, 19 Menschen starben.

Duisburgs Oberbürgermeister will vorerst im Amt bleiben
Der Oberbürgermeister von Duisburg, Adolf Sauerland, hat einen Rücktritt zum jetzigen Zeitpunkt abgelehnt. "Ich werde mich dieser Frage stellen. Doch heute und in den nächsten Tagen muss es darum gehen, die schrecklichen Ereignisse aufzuarbeiten und die vielen Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenzufügen", schrieb Sauerland in einer mit Spannung erwarteten Erklärung am Montagnachmittag. Er habe der Verwaltung bereits am Sonntagnachmittag "eine Reihe von Fragen vorgelegt, die schnellstmöglich zu beantworten sein werden".

Wenn sich die Stadt etwas vorzuwerfen habe, dann werde sie Verantwortung übernehmen. Eine eigens einberufene Verwaltungsvorstandskonferenz soll die Aufarbeitung des Unglücks begleiten. "Die Frage, ob wir uns etwas vorzuwerfen haben, beschäftigt mich ganz persönlich, lässt mich nicht ruhen. Die in diesem Zusammenhang genannte Forderung nach einem Rücktritt als Oberbürgermeister Duisburgs kann ich nachvollziehen. Und dennoch müssen wir uns die Zeit nehmen dürfen, zunächst die schrecklichen Geschehnisse aufzuarbeiten", schreibt Sauerland weiter. Den Angehörigen der Verstorbenen drückte er sein Beileid aus: "Es tut mir unendlich leid. Ihr Schmerz ist nicht teilbar. Ich weiß, dass Sie von mir Antworten erwarten. Ich kann Ihnen diese heute nicht geben. Aber ich werde Ihnen diese geben, sobald sie vorliegen. Die Stadt trauert mit Ihnen, auch ich ganz persönlich. Ich bin in Gedanken bei Ihnen."

Duisburger Polizei meldet 81 Festnahmen bei Loveparade
Die Polizei Duisburg hat im Rahmen der Loveparade am Wochenende 81 Personen in Gewahrsam genommen, darunter vier Jugendliche. Das teilte die Behörde am Montagnachmittag in einer Pressemitteilung mit, die mit "Polizeiliche Bilanz zum Loveparade-Wochenende" überschrieben war. Ein Jugendlicher und 14 Erwachsene wurden im Zusammenhang mit Straftaten vorläufig festgenommen. Derzeit behandeln die Behörden 34 Strafanzeigen. Im Einzelnen handele es sich dabei unter anderem um Körperverletzungsdelikte, Widerstandshandlungen und Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, so die Polizei.

Loveparade: Todeszahl steigt auf 20
Die Zahl der bei der diesjährigen Loveparade ums Leben gekommenen Teilnehmer ist auf 20 angestiegen. Wie die Duisburger Polizei mitteilte, ist am Montagabend eine 21-jährige Deutsche im Krankenhaus den Verletzungen erlegen, die sie am Samstag erlitten hatte. Die junge Frau war im Tunnel der Karl-Lehr-Straße in die Massenpanik gekommen und befand sich seit dem in Lebensgefahr. Bei dem Unglück waren außerdem über 340 Menschen verletzt worden, dutzende davon schwer. Die Verantwortung für die verursachende Situation ist bisher noch ungeklärt.

[ag]