Professorin Dr. Kathrin Bringmann, Vorstandsmitglied des Mathematischen Instituts der Universität zu Köln, erhält den Alfried Krupp-Förderpreis für junge Hochschullehrer 2009. Das Kuratorium der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung entschied sich einstimmig für die junge Professorin, die sich gegen 44 weitere Professoren durchsetzte. Der Alfried Krupp-Förderpreis ist mit einer Million Euro, verteilt auf fünf Jahre dotiert und gehört damit zu denn am höchsten dotierten Preisen für Nachwuchsforscher in den Natur- und Ingenieurwissenschaften an deutschen Universitäten.

Geheimsprache entschlüsselt
Der Forschungsschwerpunkt Professor Bringmanns (32) liegt in der Zahlentheorie. Dieses Gebiet der Mathematik befaßt sich ursprünglich mit den Eigenschaften ganzer, positiver Zahlen. Zahlentheoretische Probleme lassen sich zwar häufig einfach formulieren, ihre Lösung erscheint jedoch in vielen Fällen unerreichbar. Dies galt viele Jahrzehnte auch für die sogenannten Mock-Thetafunktionen (oder Schein-Thetafunktion) und ihre Anwendungen. Diese Funktionen waren vor mehr als 80 Jahren von dem indischen Mathematiker Srinivasa Aiyangar Ramanujan entdeckt worden, der jedoch ihre rätselhaften Eigenschaften weder bewies noch einordnete.

Ramanujans Mock-Thetafunktionen waren lange unverstanden. Sie täuschen zwar Ähnlichkeiten zu den bekannten Thetafunktionen vor, die eine spezielle Klasse von Funktionen einer komplexen Variablen darstellen. Im Unterschied dazu enthielten die Mock-Thetafunktionen jedoch nur die Hälfte der Informationen, die zu ihrem Verständnis erforderlich gewesen wären. Der Rest lag im Verborgenen. Mit einem Vergleich beschreibt Bringmann diese Ausgangslage für ihre Forschung: „Man stelle sich vor, ein berühmter Komponist hinterläßt nach seinem Tode eine Symphonie, deren Noten in einer Geheimsprache verschlüsselt sind, die nur er selbst lesen kann.“  Kathrin Bringmann gelang es gemeinsam mit dem amerikanischen Mathematiker Ken Ono (University of Wisconsin, Madison) und dem Niederländer Sander Zwegers (University College Dublin), diese Geheimsprache zu entschlüsseln und die Mock-Thetafunktionen in eine mathematische Theorie einzubauen.

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