Das Umwelt- und Verbraucherschutzamt der Stadt Köln weist darauf hin, dass derzeit ein vermehrtes Sterben von Grünfinken zu beobachten ist. Seit Anfang Mai 2009 wurden zunächst in Schleswig-Holstein, dann auch in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen immer öfter sterbende und tote Grünfinken ohne erkennbaren Grund an künstlichen Futterstellen gefunden. Zwischenzeitlich liegen auch Funde aus Sachsen und Bayern vor, so dass möglicherweise davon auszugehen ist, dass es sich um ein bundesweit auftretendes Phänomen handelt.

Singvögel durch Einzeller bedroht?
Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) dokumentiert derzeit die Umstände des qualvollen Sterbens der Singvögel und will die Hintergründe gemeinsam mit den Veterinären der Länder aufklären. Derzeit gehen die Veterinäre von einem Befall der Vögel mit dem Erreger „Trichomonas gallinae“ aus, ein kleines Geißeltierchen (Einzeller), das erst kürzlich in Nordrhein-Westfalen vom Staatlichen Veterinärmedizinischen Untersuchungsamt in Arnsberg bei Untersuchungen an toten Grünfinken nachgewiesen wurde. Der Erreger verursacht Entzündungen des Rachens und Schlundes der Vögel. Ähnliche Befunde können bei Singvögeln aber auch durch Salmonellen hervorgerufen werden, so dass in jedem Fall weitergehende Untersuchungen erforderlich sind.

Erreger für Menschen harmlos
Erkrankte Tiere zeigen gelbliche Beläge auf der Schleimhaut des Schlundes und vereinzelt auch des Rachens. Der Schnabel ist verklebt und häufig finden sich noch Körner im erweiterten Schlund. Die Tiere sind kurzatmig, wirken matt, apathisch und schlafen überdurchschnittlich viel. Ihr Gefieder ist meist stark aufgeplustert. In der Regel sterben die Tiere nach kurzer Krankheitsdauer an der Infektion. Andere Arten wie Buchfink, Gimpel, Stieglitz und Kernbeißer sind aktuell ebenfalls betroffen. Trichomonaden sind ebenfalls von Tauben („gelber Knopf“), Hühnern und Greifvögeln bekannt. Sie sind hochgradig infektiös und übertragen sich rasch von einem Tier auf das andere. Für Menschen ist der Erreger dagegen harmlos.

Füttern verboten
Im Kölner Raum wurden zwar noch keine erkrankten Tiere aufgefunden, vorsorglich bittet das Kölner Umweltamt die Bevölkerung jedoch um Mithilfe bei der Aufklärung und beim Aufhalten des rätselhaften Vogelsterbens. Da die Übertragung des Krankheitserregers nach neuesten Erkenntnissen wahrscheinlich an Vogeltränken stattfindet, sollten diese sofort entfernt werden. Zum Schutz der Tiere sollte außerdem in der nächsten Zeit vollständig auf die Fütterung der Vögel verzichtet werden, zumal die Tiere derzeit nicht auf das Zufüttern angewiesen sind. Sollten sich Bürger trotzdem nicht entschließen können, die Fütterung einzustellen, sollten zumindest folgende Dinge beachtet werden:

Tipps zur Fütterung
Futterhäuschen, bei denen die Vögel im Futter stehen und auch ihren Kot darin hinterlassen, sind aus Infektionsgründen grundsätzlich abzulehnen.

Es sollte nur ein so genannter „Futtersilo“ verwendet werden, bei dem es zu keiner Verunreinigung des Futters durch Kot kommen kann.

Vogeltränken müssen unbedingt entfernt werden, da hierüber wahrscheinlich die Hauptübertragung stattfindet.

Bürger, die tote Vögel gefunden haben, werden gebeten, die Funde umgehend dem Umweltamt unter der Telefonnummer (0221) 221-24159 zu melden und möglichst auch dem NABU unter Beantwortung einiger Fragen zur Situation am Fundort über die Internetseite http://Gruenfinken.NABU-SH.de mitzuteilen.

[cs; Foto: schauhi/ www.pixelio.de]