„Ein schwerer Schlag für das kulturelle Leben“
Die Stiftung für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur im Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft, Essen, und die hinter der Stiftung stehenden Eheleute Hans und Marlies Stock nehmen von der geplanten Schenkung, die zum Erweiterungsgebäude des Kölnischen Stadtmuseums führen sollte, Abstand. Ausschlaggebend dafür sei die Diskussion der letzten Monate. Man habe den Eindruck bekommen, dass das Projekt gezielt zum Scheitern verurteilt werden sollte. Außerdem seien – entgegen des ausdrücklichen Wunsches – die Namen der Stifter, Hans und Marlis Stock, in der Öffentlichkeit bekannt geworden. Dadurch habe sich die Schenkung zu einer persönlichen Belastung des Stifterehepaars entwickelt. Dieser Belastung wolle man sich nicht länger aussetzen.

Das Ehepaar Stock betont, man sei der Stadt Köln und ihrem Kulturleben weiter verbunden und bedauere diese Entwicklung zutiefst. Einen ausdrücklichen Dank sprach das Paar Oberbürgermeister Fritz Schramma aus. Schramma hätte sich jederzeit für das Projekt eingesetzt. Der Oberbürgermeister hat die Nachricht mit großer Bestürzung zur Kenntnis genommen. „Dies ist ein schwerer Schlag für das kulturelle Leben unserer Stadt, für das bürgerschaftliche Engagement und die Stifterkultur Kölns. Angesichts der auch nach dem erfreulich eindeutigen Votum der Politik im Hauptausschuss am 10. August 2009 nicht abreißenden Vorwürfe und Anfeindungen habe ich heute durchaus Verständnis für die Entscheidung der Stifter“, so Schramma.

Aktualisiert am 10.9.2009, 10:10 Uhr
Stimmen zum Rückzug der Stifter

SPD-Fraktionschef Martin Börschel (MdL): "Der größtmögliche Schaden ist jetzt erkennbar für alle eingetreten! Die Überforderung von Herrn Quander hat – offenkundig ohne jede zielorientierte Moderation im Hintergrund – nun dazu geführt, dass die Stifter frustriert aufgeben." Börschel weiter: "Man muss Oberbürgermeister Schramma positiv anrechnen, dass er sich zuletzt sehr engagiert hat, aber die entscheidenden Versäumnisse seines Beigeordneten und dessen unmittelbaren Umfeldes waren da schon lange nicht mehr zu reparieren."

CDU-Fraktionsvorsitzenden Winrich Granitzka: „Köln steht erneut vor einem Trümmerhaufen – wenn auch diesmal im übertragenen Sinne. Was bleibt, ist unser tiefes Bedauern über den Rückzug der Stifter vom Projekt Stadtmuseum.“ Granitzka weiter: „Wir haben stets dafür plädiert, das Thema Stadtmuseum-Stiftung aus jedem Parteienstreit herauszuhalten. Im Vordergrund sollte immer die Anerkennung des bürgerschaftlichen Engagements stehen.“  Mit einem Seitenblick auf die Grünen im Rat hatte der Fraktionsvorsitzende bereits Anfang August erklärt:  „Wir dürfen nicht zulassen, dass großzügiger Bürgersinn durch kleinkariertes Parteidenken gehemmt wird und solche Projekte zum politischen Spielball werden.“

Detlef Hagenbruch, Sprecher Freie Wähler – Kölner Bürger Bündnis: "Im Falle einer Abweichung sollten die Stiftung vom Schenkungsvertrag zurücktreten dürfen, was auch noch für die Erben des jetzigen Stifterehepaares gelten sollte und erhielte in solch einem Falle von der Stadt den Verkehrswert des Erweiterungsbaus ausbezahlt. Selbstlos wie dargestellt scheinen die Stifter nun doch nicht zu sein." Die Stadt solle statt eines neuen mehrere Millionen teuren Kulturprojektes lieber die Frien Theater unterstützen. Das neue Stadtmuseum hätte der Stadt künftig 300 Freie Theater gekostet, erklärt Hagenbruch. "Köln benötigt eine Kulturpolitik mit Vernunft und Augenmaß, die von realistischen finanziellen Grundlagen ausgeht und statt in Beton in Kreativität investiert", so Hagenbruch weiter.

[cs]