Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg bei einer Demonstration im nordrhein-westfälischen Keyenberg neben Luisa Neubauer für den Erhalt von Lützerath und dem Verbleib des Braunkohleflözes darunter im Boden. | Foto: Imago/ANP

Keyenberg | dts | aktualisiert | Die Klimaaktivistin Greta Thunberg hat die Bundesregierung in ihrer Rede auf der Kundgebung gegen die Abbaggerung des Ortes Lützerath stark kritisiert. Rund 35.000 Menschen waren nach Angaben von Aktivist:innen gekommen, die Polizei spricht von 10.000.

„Die deutsche Regierung schließt Verträge mit Kohleunternehmen wie RWE ab und das ist eine Schande“, sagte die Schwedin. Die geplante Ausweitung des Tagebaus Garzweiler II, der auch Lützerath zum Opfer fallen soll, bezeichnete sie als „Verrat an zukünftigen und gegenwärtigen Generationen“.

Es müsse aufgehört werden, „Menschenopfer“ für unternehmerischen Erfolg zu erbringen. Sie bedankte sich zudem bei den Menschen vor Ort. Die „Veränderungen kommen nicht von Regierungen und Konzernen, sondern von Menschen, die in Baumhäusern sitzen und auf die Straße gehen“, so Thunberg weiter. Die Bewegung habe nicht vor aufzugeben.

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Demo bei Lützerath

Bei einer Demonstration gegen die Räumung und Abbagerung des Dorfes Lützerath im nordrhein-westfälischen Braunkohlerevier sind am Samstag tausende Menschen im Nachbarort Keyenberg zusammengekommen. Die Polizei sprach in einer ersten Einschätzung von 10.000 Teilnehmern. Mit dabei war auch die schwedische Klima-Aktivistin Greta Thunberg.

Kurz vor Ende der Demonstration verließ ein großer Teil der Teilnehmer die offizielle Route und stürmte auf das von der Polizei abgesperrte Lützerath zu. Darunter auch vermummte Personen mit Kletterausrüstung. Es kam zu Rangeleien mit den Beamten.

Zu der Demo aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus Organisationen wie „Fridays for Future“, Greenpeace, BUND und anderen. Aus dem gesamtem Bundesgebiet waren Busse zu der Demo gefahren. Die Protestler wenden sich gegen die Pläne des Energieversorgungskonzerns RWE, die Ortschaft Lützerath vollständig abzureißen, um den Tagebau Garzweiler auszudehnen.

Tatsächlich geht es praktisch nicht mehr um die Ortschaft selbst – die bisherigen Bewohner haben längst neue Häuser an anderer Stelle bekommen – sondern um die Nutzung der Kohle. Die Umsiedlung des Ortes begann bereits 2006 und wurde im Oktober 2022 endgültig abgeschlossen. Polizei und Aktivisten gingen zunächst davon aus, dass die Räumung wegen der Proteste mehrere Wochen dauern wird, nach dem Beginn am Mittwoch ging es aber wesentlich schneller voran als erwartet.

Aktivist:innen twitterten, dass die Bundespolizei bei Nahverkehrszügen in Richtung Lützerath, im Kölner Hauptbahnhof Kontrollen durchführte.

Lützerath-Demonstranten durchbrechen Absperrung der Polizei  

Bei der Demo gegen die Abbagerung der Ortschaft Lützerath und den dortigen Kohle-Tagebau haben einige Klima-Demonstranten am Samstag offizielle Absperrungen durchbrochen. Zudem seinen Personen in den Tagebau eingedrungen, dessen Abbruchkante nach Polizeiangaben aufgrund des tagelangen Regens akut einsturzgefährdet sei. Die Beamten riefen die Demonstranten dazu auf, den „Gefahrenbereich“ sofort zu verlassen.

Teilnehmer des Protestzugs sprachen dagegen von „purer Polizeigewalt“. Mehrere Menschen seien durch den Einsatz von Schlagstöcken teilweise schwer am Kopf verletzt worden, teilten die Aktivisten auf Twitter mit, später wurden durch die Polizei Wasserwerfer eingesetzt. Zu der Demonstration, zu der unter anderem Fridays for Future und Umweltverbände wie BUND und Greenpeace aufgerufen hatten, kamen nach ersten Einschätzungen 10.000 Menschen, darunter auch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg.

Aktivisten melden mehrere Schwerverletzte nach Lützerath-Demo

Nach der Demo bei dem von der Abbaggerung bedrohten Ort Lützerath im rheinischen Braunkohlerevier sprechen die Protestler von mehreren schwerverletzten Personen. Ein Demonstrant sei „lebensgefährlich“ verletzt worden, teilte das Aktionsbündnis „Lützerath bleibt“ am Samstagabend mit. In einem Fall hätten Polizisten angeblich trotz laufender Behandlung durch Sanitäter weiter auf eine verletzte Person eingeschlagen.

Es gebe unter den Verletzten zahlreiche Knochenbrüche verschiedenster Körperteile, mindestens eine bewusstlose Person, zahlreiche Verletzungen durch Pfefferspray, Krankenwagen und ein Rettungs-Helikopter seien im Einsatz gewesen. Die Polizei hielt sich am Abend mit Erklärungen zurück und bestätigte lediglich, dass die Absperrung teilweise durchbrochen worden sei. Die Beamten hatten den bereits seit Monaten offiziell leergezogenen und zuletzt nur noch von Aktivisten besetzten Ort hermetisch abgeriegelt.

Als am Nachmittag nach unterschiedlichen Angaben zwischen 15.000 und 35.000 Menschen zunächst friedlich gegen die Räumung protestierten, setzte sich ein Großteil der Demonstranten von der offiziellen Route ab, stürmte auf den abgesperrten Ort Lützerath zu und lieferte sich dort im Schlamm und direkt an der Abbruchkante zum Tagebau Garzweiler Scharmützel mit der Polizei. Auch die schwedische Aktivistin Greta Thunberg, die zunächst auf der offiziellen Veranstaltung gesprochen hatte, wurde im weiteren Verlauf des Nachmittags von Polizeibeamten über den Acker geschubst. Am Abend beruhigte sich die Lage.

ag