Für 17 junge Auszubildende beginnen vier anstrengende Jahre: In dieser Zeit wollen sie sowohl die Gesellen- als auch die Meisterprüfung schaffen und zudem den Bachelor-Studiengang „Handwerksmanagement“ absolvieren. Dieser neue triale Bildungsgang, den die Handwerkskammer zu Köln in diesem Herbst als Modellversuch startet, richtet sich an leistungsstarke und aufstiegswillige Abiturienten, die sich für Führungsaufgaben im Handwerksunternehmen qualifizieren wollen. Der Partner der Handwerkskammer bei diesem Bildungsgang ist die Fachhochschule des Mittelstands (FHM). Professor Dr. Richard Merk, Geschäftsführer der FHM, und Dr. Ortwin Weltrich überreichten den Teilnehmern des Modellversuchs die Immatrikulationsbescheinigung, bereits am kommenden Freitag und Samstag finden im Fortbildungszentrum der Kammer in Köln-Ossendorf die ersten Lehrveranstaltungen des Studiengangs „Handwerksmanagement“ statt. Wegen des dichten Zeitplans hängt der Erfolg dieses trialen Bildungsgangs auch davon ab, dass die Ausbildungsbetriebe ihren Lehrling dabei unterstützen. Einer der 17 Ausbildungsbetriebe ist die Bonner Bäckerei Lubig, das Unternehmen hat im Bonner Raum 33 Filialen und beschäftigt rund 220 Mitarbeiter. Geleitet wird das Unternehmen von zwei Brüdern, der eine ist Bäckermeister, der andere Betriebswirt. Isabelle Lubig wird sich als Teilnehmerin am Modellversuch „triales Studium“ sowohl auf der gewerblich-technischen als auch auf der kaufmännischen Seite qualifizieren.

"Das wird kein Zuckerschlecken"
Mit diesem neuen Bildungsgang wollen wir „die Vorzüge der dualen betrieblichen Ausbildung mit der Weiterbildung zum Meister und einem akademischen Studium kombinieren“, erläuterte Weltrich. Er verwies darauf, dass der Wettbewerb der Unternehmen um leistungsstarke Jugendliche zunehmen werde, daher müsse auch das Handwerk dieser Zielgruppe attraktive Bildungsgänge anbieten. Einer aus dieser Zielgruppe ist der Zahntechniker-Lehrling Frank Heider, der sich für die Teilnahme am trialen Studium entschieden hat, weil er, wenn er die hier angebotenen drei Bildungsabschlüsse nacheinander erwerben wollte, dafür sieben bis acht Jahre aufwenden müsste, im Modellversuch der Handwerkskammer das aber in vier bis viereinhalb Jahren zu schaffen ist. Heider weiß, dass der von ihm eingeschlagene Weg „kein Zuckerschlecken wird“. Auch er würde, statt Lehrveranstaltungen zu besuchen, „am Wochenende lieber ins Signal-Iduna-Stadion fahren, um Dortmund gewinnen zu sehen“ – aber in nächster Zeit müsse es eben reichen, „ab und zu mal einen Blick auf den Bundesliga-Liveticker zu werfen“. Heider ist 21 Jahre alt, die übrigen Teilnehmer des Modellversuchs sind zwischen 19 und 23 Jahren. Die 17 Auszubildenden und Studenten, unter ihnen vier junge Frauen, haben sich für folgende Berufe entschieden: Drei Tischler, drei Bäcker bzw .Konditoren, drei Installateure und Heizungsbauer, zwei Zahntechniker, zwei Kfz-Handwerker und je ein Feinwerkmechaniker, Elektrotechniker, Maler und Lackierer, Steinbildhauer.

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