Walter Papst entwickelte diesen "Dreinbeier", um zur Bewegung beim Sitzen anzuregen und so Haltungsschäden zu vermindern.

Dreibein-Stuhl gegen die preußische Sitzstarre
Als Pionier des Kunststoffdesigns entwickelte Papst seit Beginn der 1960er Jahre Kunststoffmöbel in kräftigen Farben. Neue Materialien wie der glasfaserverstärkte Kunststoff (GFK) und neue ergonomische Erkenntnisse formten seine Entwürfe. Zu den berühmtesten Objekten von Walther Papst gehört sein „Dreibein-Stuhl“. Der sollte vor allem Kinder in der Schule zu Bewegung während des Sitzens animieren. Papst erkannte nämlich schon damals die Bedeutung der Ergonomie. Haltungsschäden sollten vermieden werden, die durch die strenge und verkrampfte preußische Sitzhaltung verursacht wurden. Zusammen mit der Universität Kiel wurde der erste Prototyp immer weiter verfeinert. Der Stuhl, der durch seinen innen liegenden Konstruktionsboden ohne jede Schraube stabil ist und robust hält, wird von dem niedersächsischen Unternehmen Wilkhahn vertrieben.

Eine weitere bekannte Erfindung Papsts ist die Schaukel-Plastik. Das Besondere: Sie wurde aus einem Stück gefertigt. Papst gestaltete dieses Werk absichtlich so abstrakt, dass jedes Kind selbst entscheiden sollte, ob es nun ein Schaukel-Pferd, ein Schaukel-Hund oder vielleicht ein ganz anderes Schaukel-Tier ist. Auch die ergonomische „Bärenbank“ und nicht Sturmflut-resistente Strandkörbe zählen zu Papsts künstlerischem Repertoire.


Die Schaukel-Plasitik ist kein "Schaukel-Pferd".

"montags beim papst" zeigt unveröffentlichte Werke
Vom 19. bis 21. Januar zeigt das Museum für Angewandte Kunst die von der Firma Wilkhahn konzipierte Ausstellung aus dem umfangreichen Nachlass von Papst. Bereits in den 50er Jahren kooperierte das Unternehmen mit dem damals noch jungen Designer. Zum 100-jährigen Bestehen des Unternehmens aus Bad Münder kam es auf Papst zurück. Nicht zuletzt wegen der Aktualität seiner Werke, was die Neuauflagen des „Dreibeiners“ und der „Schaukel-Plastik“ beweisen. 
Die Ausstellung in Köln zeigt als dritte Station bislang unveröffentlichte Werke Papsts. „Da die Kölner Wohnung in der Werderstraße, in der Walter Papst lebte, verkauft wurde, wurden viele Prototypen und andere Dokumente aus den Kellerräumen geborgen“, so Gisela Hahne, Leiterin „Wilkhahn Archiv und Dokumentation“ und Initiatorin und Co-Kuratorin der Ausstellung. Die Ausstellung soll einen bislang kaum bearbeiteten Teil deutscher Designgeschichte der Nachkriegszeit einer interessierten Öffentlichkeit zugänglich machen.

Walther Papst: Ein Jeck aus Kiel
Walther Papst selbst entwickelte sich in Köln zu einem echten Karnevalsjeck. 1924 in Kiel geboren, studierte Papst an der Kieler Muthesius Werkkunstschule. Danach siedelte er in seine neue Heimat Köln über. Zwischen 1957 und 1974 unterhielt er in der Domstadt ein Atelier für Industriedesign und Produktentwicklung. Den Kölner Karneval verstand er als künstlerisches Happening. Legendär waren seine Rosenmontags-Feste, die er bei sich im Keller veranstaltete und auf die er sich monatelang akribisch vorbereitete. Es gab eine Jury, die die Kostüme der Gäste beurteilte. 
Am 26. März 2008 verstarb der Designer und Zukunftsforscher Walter Papst in Köln.



Infobox
“Montags beim Papst“: 19. bis 21. Januar 2010
An der Rechtschule 1
50667 Köln
Öffnungszeiten: täglich 11 bis 20 Uhr
Der Eintritt ist frei

Isabel May für report-k.de/ Kölns Internetzeitung