Köln, 22.10.2007, 21:10 Uhr >
Heute präsentierten die Muuzen ihren Vorstellvormittag im Ostermannsaal des Sartory mit 14 Programmnummern und einigen neuen Mitgliedskünstlern. Der Vorstellvormittag war von Qualität geprägt.

Foto oben: Nachwuchs der Lyskircher Junge, die Hellijen Pänz.

Der Baas der Muuzen Werner Schubert präsentierte souverän und launig die Neuerungen, aber auch alte Profis, die sich bei den Muuzemändelcher, den Kölner Karnevalisten von 1949 präsentierten. 

Schon um 11:00 Uhr morgens standen die Großen Kölner Landsknechte* auf der Bühne und stimmten die Gäste der Muuzen auf einen gelungen Vorstellmorgen ein. Es folgten 2 Colades* und Kölsch Konfekt*.


Die 2 Jeflappten

Ein klassisches Zwiegespräch das sich gegenseitig Geschichten auf der Bühne erzählt. Die gehen über Ehealltag, Brillianten auf der Kö in Düsseldorf, Hausbau bis zu Hans Süper Witzen als Rednerrentenversicherung. Beide haben ein Instrument dabei, Geige und Saxophon, aber so richtig zum Einsatz kommen die Instrumente nicht. Denn die Lieder werden erzählt, denn schließlich kennt ja jeder den Welthit "Fremde Inder", klar ist das "Fremde in der Nacht", oder wenn man das Saxophon warmbläst mit einem Zementsack. Die beiden Künstler sind Solo keine Bühnenneulinge, haben sich aber jetzt neu als Duo zusammengefunden für das Zwiegespräch und bieten gehobenen Blödsinn.


Die Goldenen Hellijen Pänz

Die Jugendtanzgruppe, 21 Mädchen und 9 Jungen, der Goldenen Lyskircher Hellijen Knächte und Mägde begeisterte mit seinen Tänzen, die die Gäste der Muuzen zunächst auf eine Weltreise mitnahm und natürlich mit dem Spanienlied begann und der Hymne für die Stadt die niemals schläft, zumindest das Original, "Kölle du bist ming Stadt am Rhing" weiterführte. Mit dem zweiten Stück kündigten die Hellijen Pänz eine "Weltpremiere" an und haben sich ganz dem Motto der Session 2007 verschrieben, den "Kulturkamelle". Zu den Liedern "Alaaf und Halleluja", "Du bes Kölle", "Kamelle us Kölle" und Schön ist das Leben bieten die Helljien Pänz eine fröhlich leichte Choreografie. Dafür gab es Zugabe-Rufe aus dem Saal. Die Goldenen Lyskircher Hellijen Pänz verbinden ihre schönen Tänze mit illustrativen Elementen und bereichern sie so. Der Baas der Muuzen lobte denn auch die viele Arbeit die die Kinder und Eltern in die Vorbereitung legen. Da müssen die Kinder zum Training und zu den Auftritten gefahren werden, das verlange viel Idealismus. Schubert hielt ein Plädoyer an die anwesenden Präsidenten und Literaten die Kindergruppen zu buchen und so den Idealismus aller Beteiligten zu belohnen.




Die Blechharmoniker
Die Blechharmoniker sind ein diszipliniert undiszipliniertes Ensemble, das genau in diesem Spannungsfeld herrlich komischen Klamauk mit erstklassiger konzertanter und polyphoner Musik auf die Bühne bringt. Zwei Mann mit Mütze, zwei ohne und eine Dame in Erdbeer, alleine die Optik Kult. Schon die Begrüßung gelingt dem Mann mit der Mütze nur halb, denn die anderen überspielen ihn einfach. Herrlich auch wie der Tuba-Mann während des Spielens ein auf dem Boden stehendes Kölschglas aufheben will und die Erdbeerdame mit Horn in einer Nummer ein starkes Aufmerksamkeitsdefizit zeigt. "Ich will Kölsch han" ist wunderbar, der Freischütz (kleiner Randgag für Eingeweihte von Weber und Weber) gefaßt in kölschen Tönen und die Interpretation von Jennifer Lopez let´s get loud mit dicker Trum sind einfach rundherum gelungen. Die Blechharmoniker sind ein Brilliant im Kölner Karneval, den mancher schon entdeckt hat, leider immer noch nicht alle. Um mit dem Sessionsmotto zu sprechen eine echte Kulturkamelle.


Sakko Kolonia

Sakko Kolonia beschreibt sich selbst als Duo das "Krätzcher, Parodien und Coupletcher vorträgt". Sakko Kolonia sind ein Mann und eine Frau, die in breitem Kölsch auf eigene Art Geschichten aus Köln singend erzählen, denen man zuhören muss, denn gerade auch in den Texten liegt Charmantes und echte Kölsche Sprachleckerbissen wie "das Blech" und das "Große Blech", was soviel meint wie den Klingelpütz. Sakko Kolonia pflegt die kölsche Sprache, so singen sie über eine Nacht am Rhing. Das Duo ist melodiös sehr gut abgestimmt und überzeugt durch rauchige Zwischentöne, die manchmal schon ein wenig an Sprechgesang erinnern und soulig angehaucht sind. Die Musik von Dr. Bettina Wagner und Theo Krumbach ist zum Zuhören und die Stücke wie "Mir ridde mit dem Esel auf den Drachenfels" gut arrangiert.

Jot drop
Die Band ist neu zu den Muuzen gekommen und hatte heute ihren ersten Auftritt auf einem Vorstellnachmittag. Beim Newcomerpreis hat "Jot drop" letztes Jahr den zweiten Platz gemacht. Die fünf jungen Menschen aus Troisdorf bringen Gute Laune Musik in den Saal, mit Stücken wie "Mir fiere hier jetzt und überall" und "wer zum Düvel hät et Kölsch versteckt". Jot drop macht moderne, schnelle kölsche Musik die mit klassischen Elementen wie dicker Trum und Schellenbaumelementen spielerisch umgeht und diese pfiffig einbaut. Jot drop paßt prima in den Kneipen- und modernen Sitzungskarneval.


Der Bauer und der Wiener

Ein Gehstock aus Wurzelholz und einer mit silbernem Knauf, der Bauer und der weltstadt-Snob, dazwischen changiert das Zwiegespräch und aus der klassischen Kombination eröffnen sich herrliche Parallelwelten aus Schiesser-Feinripp, Weltstadt-Dessous und wir waren noch niemals in New York-Kalauern. Das Zwiegespräch ist thematisch vielfältig in kurzen Geschichten, die genau die richtige Länge für den Karneval haben.


Der Mann den Mann auch an seinem Schattenriss erkennt: Thomas Cüpper

Et Klimpermännchen – Thomas Cüpper
Niemand kann so Ostermannlieder singen wie Thomas Cüpper und so startete er auch seinen heutigen Vortrag. Cüpper gelingt es mit dieser einmaligen Art die Stimmung des alten Cöln in den Saal zu zaubern. Dabei bleibt es aber nicht. Denn seine Texte erzählen vom modernen und heutigen Köln. Zwischen seinen Liedern garniert Cüpper seine Lieder mit Verzällcher die mit feinem Humor gestrickt sind. Cüpper gehört zur Spitze der Kölner Alleinunterhalter seit Jahren und auch in Zukunft. So wundert es nicht wenn Muuze-Baas Schubert in mit den Worten beschreibt: "Thomas Cüpper verkörpert den kölschen Fasteleer".


Die Rheinprinzen

"Kumm Mädsche tanz mit mir" so legen die Rheinprinzen los. Die Rheinprinzen sind fünf Musiker die sich absolut professionell und gut abgestimmt präsentieren. Die Rheinprinzen machen gute Laune Musik, die den Saal in Stimmung spielt. Dabei wechseln die Rheinprinzen die Musikgattungen und steuern so die Stimmung im Saal.

Nach den Rheinprinzen präsentierten die Pänz vun Gereon* [Bericht vom kajuja-Vorstellabend kann man hier lesen >>>], die Jugendtanzgruppe der Kammerkätzchen und Kammerdiener*, die schon den Vorstellabend beim Literarischen Komitee eröffneten und "Dä Engelbäät"*.

Die Präsentation der Muuzen hat entscheidend an Qualität gewonnen, technische Pannen wie früher oft der Fall, kommen nicht mehr vor. Die Künstler präsentieren sich in hoher Qualität, gut vorbereitet und professionell eingestellt. Sicher muss jeder der ein Programm bucht am Ende die Entscheidung treffen, welchen Künstler, welchen Redner, welche Band für sein Publikum der bestgeeignete ist. Denn so unterschiedlich die Künstler und deren Angebote sind, so unterschiedlich sind auch Karnevalisten, Sitzungen und Programme. Aus dieser Vielfalt gewinnt der Kölner Karneval seine Kraft, seine Tradition, aber auch Modernisierung. Die Muuzemändelcher sind auf einem guten Weg.

Hinweis der Redaktion: * Es gibt keine Einzeldarstellung der mit Stern gekennzeichneten Künstler, weil die Redaktion beim Aufritt aus Termingründen nicht im Saal anwesend war. Die fehlenden Fotos und Texte stellen keine Wertung da.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung