Das Prinzip der Nachtfahrer ist einfach und das Gleiche wie bei einer üblichen Mitfahrzentrale. Der Unterschied: Hier geht es ausschließlich um Nachtfahrten. Wer feiern und dabei auch das eine oder andere Gläschen Alkohol trinken möchte, kann auf der neuen Internetplattform nach einem Fahrer suchen, der sich verpflichtet, nüchtern zu bleiben und ihn sicher nach Hause zu bringen. Der Fahrer, der „designated driver“, bekommt als Gegenleistung von seinem Mitfahrer einen vorher vereinbarten Zuschuss zu den Benzinkosten.

Neuartiges Angebot für Partygänger
Auf die Beine gestellt haben diese bisher einzigartige Mitfahrerzentrale die zwei Bonnerinnen Vanessa Kabia, 29, kaufmännische Angestellte, und Kristina Laude, 31, PR-Redakteurin. Die Idee kam ursprünglich von Kristina Laudes Bruder. „Bei ihm war es oft so, dass er am Wochenende abends mit dem Auto von Bonn nach Köln fuhr, um auszugehen. Dann hat er gegen seinen Vorsatz doch Alkohol getrunken, das Auto stehen gelassen und ein Taxi zurück nach Bonn genommen. Am nächsten Tag musste er seinen PKW in Köln abholen“, schildert Kristina Laude. „Das wird auf Dauer teuer, und so dachten wir, für solche Fälle müsste es doch ein Angebot geben, eine Art Mitfahrzentrale für Partygänger.“ Laude und Kabia recherchierten, fanden aber kein derartiges Angebot. Also beschlossen sie, selbst einen solchen Service einzurichten.

„Der Sicherheitsaspekt war uns sehr wichtig“
Jeder, der für Abendfahrten eine Mitfahrgelegenheit oder Mitfahrer sucht, kann sich bei den Nachtfahrern anmelden. Mindestalter: 18 Jahre. Über eine Suchmaske finden Fahrer und Mitfahrer zueinander und können über die Website Kontakt miteinander aufnehmen. Eine vorherige Registrierung ist Pflicht. „Der Sicherheitsaspekt war uns bei dem Projekt besonders wichtig“, so Kristina Laude. Bietet ein Fahrer seine Dienste an, muss er zusätzlich zu Namen, Adresse und Telefonnummer seine Führerscheinnummer angeben. Das System erkennt, wenn jemand eine falsche Führerscheinnummer eintippt. User des Angebots haben weiterhin die Möglichkeit, nach einer Fahrt Bewertungen abzugeben. „Das schafft Transparenz“, erläutert Vanessa Kabia. Das Angebot der Nachtfahrer ist kostenlos; für den Mitfahrer fällt nur die Beteiligung an den Spritkosten an.

Zusatzangebot für Frauen
Zusätzliche Sicherheit für Frauen bietet die Option „Frauen nehmen Frauen mit“. Hier können Frauen gezielt nach Fahrerinnen oder Mitfahrerinnen suchen. Männer haben zu diesem Bereich der Website keinen Zugang.

Ziel: weniger Disco-Unfälle
Das langfristige Ziel der beiden Bonnerinnen: Mehr Sicherheit im Verkehr. Die Internetplattform soll die Möglichkeit bieten, sich nach Alkoholgenuss nicht mehr ans Steuer setzten zu müssen. Jedes Wochenende stehen Nachtschwärmer – vor allem aus der Umgebung von Großstädten – vor dem Problem: Wie kommen wir nach Hause, wenn kein Bus oder keine Bahn mehr fährt? Viele entscheiden sich aus Mangel an Alternativen für das Auto – obwohl sie Alkohol trinken wollen. „Nach dem Motto: Zwei, drei Bier sind schon drin“, erklärt Vanessa Kabia, „und da beginnt das Problem.“ Vor allem am Wochenende kommt es zu den sogenannten „Disco-Unfällen“. In Deutschland gab es 2007 mehr als 51.000 Unfälle, bei denen Alkohol im Spiel war.

Die Partner: TÜV Süd, ADAC Niedersachsen/Anhalt und Driver´s Corner
Für ihr neuartiges Online-Angebot konnten Vanessa Kabia und Kristina Laude starke Partner gewinnen, denen die Problematik Alkohohl und Drogen am Steuer nur zu bekannt ist. Der TÜV Süd und der ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt unterstützen das Projekt mit Rat und durch ihre bekannten Namen. Thomas Wagenpfeil vom TÜV Süd: „Wir finden die Nachtfahrer eine tolle, ganz phantastische Idee. Ohne erhobenen Zeigefinger stellt es ein konkretes Angebot für junge Menschen in einem modernen Medium dar. Wir sind vom Erfolg überzeugt.“ Ähnlich äußert sich Hermann Fedrowitz vom ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt: „Wir sehen in diesem neuen Online-Angebot einen hilfreichen Schritt auf dem Weg zur Verkehrsicherheit.“ Auf den ADAC Niedersachsen / Sachsen-Anhalt waren Vanessa Kabia und Kristina Laude bei ihren Recherchen nach nächtlichen Mitfahrgelegenheiten gestoßen. „Unsere Schutzengel-Initiative basiert auch auf dem Prinzip: Wer trinkt, lässt sich fahren. Je mehr junge Leute wir gemeinsam mit dieser Botschaft erreichen können, desto besser.“ Weiterer Partner: Die Initiative Driver´s Corner von Barcadi Deutschland unterstützt die Nachtfahrer sowohl finanziell als auch inhaltlich.

Seit gestern offiziell online
Nach einer vierwöchigen Testphase sind die Nachtfahrer seit gestern offiziell online. Ihr Angebot wollen die beiden Gesellschafterinnen des Bonner Start-Up-Unternehmens über Werbeeinnahmen finanzieren.

Infobox
https://www.dienachtfahrer.de/

Stephanie Broch für report-k.de/ Kölns Internetzeitung