Köln | Der Rat der Stadt Köln soll am 23. August zu einer Sondersitzung zusammenkommen und den 54-jährigen Stefan Charles zum Kölner Kulturdezernenten und Nachfolger von Susanne Laugwitz-Aulbach wählen. Von der Linken und Der Fraktion gab es Kritik an der Sondersitzung.

Die Vita von Stefan Charles ist auf der einen Seite bunt, wer sich die Aktionsfelder ansieht und auf der anderen Seite grau, denn er war vor allem als Kulturmanager oder Geschäftsführer tätig. Als Geschäftsführer leitete er den Zürcher Techno-Club „Rohstofflager“, der 1997 eröffnet und 2010 geschlossen wurde. Als Abteilungsleiter und Dozent lehrte er an der Zürcher Hochschule der Künste und war kaufmännischer Direktor am Kunstmuseum Basel. 2017 wechselte er aus der Kunst- in die Medienszene zum Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) und wurde dort Abteilungsleiter Kultur. Zu seinem Aufgabenbereich zählten das Radioprogramm SRF 2 Kultur, fiktionale Eigenproduktionen, der Dokumentarfilmbereich, die Wissenschaftssendungen und die Kulturplattform im Internet.

Am 1. Mai verließ Charles den SRF und in der Pressemitteilung zu seinem Fortgang merkte SRF-Direktorin Nathalie Wappler an: „Mit seinem breiten Verständnis von Kultur und seinem weitreichenden Netzwerk hat er das Kulturangebot von SRF entscheidend geprägt. Seine vielseitige Management-Erfahrung und seine stets konstruktive Haltung waren auch in der SRF-Geschäftsleitung sehr wertvoll.“

Nach der Germanistin und Theaterwissenschaftlerin Laugwitz-Aulbach soll nun der Kulturmanager Charles das Kulturdezernat der Stadt Köln leiten, der an der Hochschule Luzern – Design & Kunst ein berufsbegleitendes Masterstudium im Kulturmanagement, ein Postgraduales Studium in Unternehmensführung an der Universität Zürich sowie aktuell ein Postgraduales Masterstudium in Umwelt-Governance in Genf absolvierte.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker lässt schriftlich mitteilen: „Stefan Charles konnte im Laufe seines Berufslebens Erfahrung in den unterschiedlichsten Sparten sammeln und bringt daher eine große Trittsicherheit auf dem kulturellen Parkett mit. Mit ihm bekäme Köln zudem einen Kulturdezernenten, der langjährige Erfahrung in Leitungsfunktionen vorweisen kann und weiß, wie man erfolgreich ein Unternehmen führt. Ich traue ihm zu, die vielfältigen Herausforderungen, vor denen die Kultur in Köln steht, professionell zu bewältigen und die Kölner Kulturlandschaft – auch mit ihren hochkarätigen freien Kulturakteuren – so aufzustellen, dass Köln seinen Ruf als internationale Kulturmetropole stärken kann.“

Als Dezernent wird Charles die Schnittstelle bilden, die zwischen Verwaltung, Politik und Kulturszene angesiedelt ist. Eine konstruktive Haltung, wie sie Wappler beschreibt, ist sicherlich wichtig in der Frage der Moderationsfähigkeit, die an einer solchen Schnittstelle benötigt wird und die es auch braucht, wer ein Unternehmen erfolgreich führen will. Aber ist Kultur und Kulturverwaltung mit Unternehmensführung vergleichbar? Muss Kultur sich nicht auch reiben und Reibung erzeugen, Impulse setzen, zerstören und zusammensetzen, glänzen und manchmal auch jämmerlich versagen, um Brüche, Erfolge sichtbar zu machen sowie Freiräume zu erobern und bringt nicht gerade diese Collage eine internationale Kulturmetropole zum Strahlen?

Die Wahl der oder des Beigeordneten für Kunst und Kultur auf der Sondersitzung des Rates am 23. August, lehnen die Linke und Die Fraktion ab. Sie fordern dafür eine transparentes Verfahren und die Verschiebung der Wahl auf einen späteren Zeitpunkt. Beide Parteien hatten dazu konstruktive Vorschläge gemacht und kritisierten, dass die Ratsmitglieder sich über alle Bewerber*innen im Vorfeld ausreichend informieren können sollten, was bisher nicht gewährleistet sei.

Oberbürgermeisterin Henriette Reker will Charles am 23. August in der Sondersitzung des Rates zum neuen Kulturdezernenten wählen lassen.

Autor: red
Foto: Dieses private Foto versandte die Stadt Köln als Pressefoto und es zeigt Stefan Charles