Köln | Report-k.de bat alle Kandidaten für den Stadtrat ein Profil auszufüllen. Hier das Profil des Kandidaten der Piratenpartei Michael Baumann

Ich bin…

Michael Baumann

Familienstand… ledig, habe einen Sohn.

Beruf… Ich lebe als freier Medienkünstler seit 16 Jahren in Köln, zumeist auf der Schäl Sick.

Parteimitglied… Die Piraten haben mein Herz seit der Europawahl 2009, eingetreten bin ich zur Landtagswahl 2011.

Ich engagiere mich für die Montessorischule in Deutz und arbeite seit Jahren in mehreren Vereinigungen von Künstlern und Kreativschaffenden, allen voran im Verein Kultur im Turm e.V (kitev.de).

In der Kommunalpolitik bin ich erst zu dieser Wahl aktiv. Wenn man in der politischen Arbeit einen Gang ernster schaltet, fällt schnell auf, dass die konkret anstehenden Entwicklungen oft auch da auf kommunaler Ebene entschieden werden, wo man es zunächst nicht erwartet. Zum Beispiel bei der Kultur, die von der Stadtentwicklung abhängt.

In der nächsten Wahlperiode möchte ich mich auf alles stürzen, was Köln für mich zur attraktivsten Stadt Deutschlands macht: Im elektronischen Studio des WDR wurde in den 50er Jahren die elektronische Musik erfunden, in den 90ern gab es hier in Köln wieder eine Blüte wie sonst nirgends. Als alte Universitätsstadt pulsiert Köln das kulturelle Leben seit je her auf allen Niveaus: Der Kölner tingelt von der halblegalen Partyreihe bis zum Tanzarchiv und von der c/o pop in die Oper. Diese Vielfalt der Niveaus wird oft übersehen und muss erhalten werden, damit wir weder kommerzieller Ausverkauf noch der Abzug der Spitzentalente erleben. Dazu muss die Regulierung des kulturellen Lebens wieder liberaler und die Förderung der unabhängigen Szene wieder „gesund“ werden.

Zu der Mischung, die „meine“ Lebensqualität in Köln ausmacht, gehört natürlich unsere blaugrüne Lebensader, der Rhein mit seinen großzügigen Ufergrünflächen. Wir sehen hier in den letzten Jahren große Anstrengungen der Stadtentwicklung, die aber unbedingt von wachsamen Augen im Stadtrat begleitet werden müssen. Nicht zuletzt haben wir ein eigenes Glasfasernetz, dessen Eigentümerin in der Hand der Kommune ist und damit uns Bürgern verpflichtet. Nach dem Hype um das Internet der global player wird uns bald mehr die Unabhängigkeit der Infrastruktur beschäftigen. Ich sehe hier für Köln die Chance, den Titel als Internethauptstadt nachzuholen und die europäische Vorreiterrolle einzunehmen.

Als programmierender Künstler und langjähriger Beobachter freier Software und Standards beziehe ich hier fundiert Stellung, hinterfrage proprietäre Konzepte und berate zum Aufwand freier Lösungen. Nicht nur auf den sogenannten Cryptoparties stehe ich in Softwarefragen auch überregional mit Rat und Tat zur Seite.

Mit der Demokratie kann es meiner Meinung nach erst jetzt, wo wir das Internet in beide Richtungen nutzen (Web 2.0), richtig losgehen. Natürlich steht uns ein gesamtgesellschaftlicher Lernprozess bevor. Immerhin bieten wir Piraten seit Anfang an Liquid Feedback. Wir haben in Sachen flüssige Demokratie klar die Nase vorn.

Ich werde mich besonders einsetzen für Lernende. Das sind nur in erster Linie Kinder, wie wir alle wissen.

Das Internet ist für mich ein größerer Schritt als der Buchdruck. Es entwickelt unsere Kultur explosionsartig weiter, darum müssen wir alle mitdenken und uns die Möglichkeiten jetzt nicht vorkauen lassen.

Ich bin sozial vernetzt in diesem Internet. Ich nutze Diaspora. Ich unterhalte mehrere Webseiten. Twitter ist ein Auslaufmodell, Facebook ist just eine Datenbank der Geheimdienste.

Köln ist digital gut aufgestellt, weil wir Netcologne haben. Wir sind in einer sehr guten Position für die 20er.

Köln ist aber digital noch nicht gut genug aufgestellt, weil wir noch keine Piraten im Stadtrat haben, die das Internet für die Kommune flüssig einspannen.

Autor: Andi Goral