Glück im Unglück gehabt
Chemisch gereinigt und ganz vorsichtig mit der Pinzette Steinchen für Steinchen hochgehoben und restauriert: In den vergangenen Monaten arbeiteten im Römisch-Germanischen Museum mehr als 20 Spezialisten von der FH Erfurt wie die Professor en Dr. Christoph Merzenich und Professor Dr. Sebastian Strobl vom Fachbereich Restaurierung und Konservierung sowie Experten vom Istituto Superiore per la Conservazione ed il Restauro des italienischen Ministeriums für Kulturgüter daran das Dionysos Mosaik zu restaurieren und zu konservieren. Beim Sturm Kyrill im Januar dieses Jahres waren Fensterscheiben auf das Mosaik mit über 1,5 Millionen Steinen gefallen. „Wir hatten Glück im Unglück“, sagt Museumsdirektor Hansgerd Hellenkemper. "Durch die Reinigung erstrahlt das Mosaik mit seinen Farben."

Leerstellen in einigen der den 32 Bildfeldern
Glücklicherweise fiel keine Scheibe mit der Spitze auf die Steine. Dennoch entstanden zentimeterlange Kratzer und durch den Aufprall wurden Steinchen aus Terrakotta, Glas und verschiedenen Steinen  gelockert. Die wurden dann mit einem Spezialkleber befestigt.  „Die Schäden bleiben, sind aber nicht mehr auf den ersten Blick zu sehen.“ Bei den Restaurierungsarbeiten hielten sich die Spezialisten an die Faustregel: Ornamentales wird ergänzt, ans Figürliche geht man nicht ran“. Daher gibt es nun an einigen Stellen im Mosaik leere Flächen.  Geschätzter Schaden insgesamt: „Ein siebenstelliger Millionenbetrag“, so Hellenkämper. Der ideelle Wert sei jedoch nicht zu beziffern. Inzwischen seien Fenstergläser eingesetzt worden, die ein dreiviertel höher in der Sicherheitsstufe liegen. Um sicher zu gehen, dass die Fensterscheiben nicht zerbrechen können, beschloss der Direktzor mit Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner, im Falle einer Sturmwarnung die Domplatte etwa nach Bauzäunen abzusuchen. Könnte sich etwa eines ihrer Meinung nach  als gefährliches Geschoss entwickeln, räumen sie es an ihre sichere Stelle. Im Herbst sollen die Steine noch einmal überprüft werden. „Dann stellen sich auch Fragen wie ob die damals verwendeteten Steine aus Köln stammen. Dem wird das Metropolitan Museum in New York nachgehen“, verriet Hellenkämper.

Mosaik war Symbol für die römischen Wurzeln der Stadt Köln
Das Mosaik war 1941 mitten im Zweiten Weltkrieg an der Südseite des Domes gefunden worden. Seither war es Symbol für die römischen Wurzeln der Stadt Köln. Als kostbarer Boden im größten Saal der römischen Villa gelegt, diente das Ambiente seit seiner Entsteheung um 220 nach Christus herum dem römischen Auftraggeber und Hausherrn als Ort persönlicher Präsentation. Wer Auftraggeber und BVillenbesitzer waren, steht nicht fest. Nahezu sechs Generationen hat dieses Mosaik mit Bildern aus der Welt des Gottes Dionysos als Speisesaal zur Verfügung gestanden. Vermutlich im Dezember des Jahres 355 n. Chr. brannte das Haus beim Sturm der Franken auf das römische Köln nieder.

Infobox:
Römisch-Germanisches Museum
Roncalliplatz 4
Köln-Innenstadt

Öffnungszeiten: Dienstags bis Sonntags 10 – 17 Uhr

Eintrittspreise:
Ständige Sammlung inkl. Sonderausstellungen:
6 Euro, ermäßigt 3,50 Euro

Nadin Hüdaverdi für report-k.de/ Kölns Internetzeitung