Köln, 1.5.2006, 12:00 Uhr > Ein hochkarätiges Podium haben sich die Roten Funken im Rahmen ihres Ülepooz  Jubiläums eingeladen. Thema der Podiumsdiskussion: „Ausländiche Mitbürger – eine erfolgreiche interkulturelle Tradition oder eine Belastung für die Stadt“. Unter der Moderation von Dr. Martin Stankowski diskutierten, Dr. Girden-Jülich, Staatssekretärin im Ministerium für Generationen, Familie, Frauen und Integration NRW, Prof. Dr. Bukow, Sozialwissenschaftler an der Uni Köln, der Franktionsvorstand der CDU im Kölner Rat und Schulleiter Möring, Jan Motte vom Netzwerk Migration in Europa, der Unternehmer und Verleger Önel und Peter Welters der Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Köln.

Foto: Motte, Mölring, Dr. Girden-Jülich, Dr. Stankowski, Welters, Prof. Dr. Bukow und Önel (v.l.n.r.)

„Ein Dom alleine reicht nicht“

das ist die These von Jan Motte, der die verlorene Bewerbung um die Kulturhauptstadt damit begründete, das alle die Metropolen, die bisher gewonnen haben sich intensiver mit dem Thema Migration und Integration auseinandergesetzt haben als Köln. Nachholbedarf besteht in Köln. Auch der türkische Unternehmer Önel formuliert in diese Richtung, den Alteingesessenen sei es oft nicht bewußt welche Barrieren Migranten in einer Stadt in einem Land vorfinden. Dabei verwies Önel auf die vielen türkischen Selbstständigen, mittlerweile 2500, die über 10.000 Jobs in dieser Stadt geschaffen haben und auf die hohe Zahl türkischer Einbürgerungen.

Die Stadt hat sich rasant verändert

Der Kölner Arbeitsamtschef Welters bat um differenzierte Betrachtungsweise und verwies auf den rasanten Strukturwandel in Köln und die damit einhergehenden Probleme. So habe die Stadt in den letzten Jahren 50.000 Industriearbeitsplätze verloren, dafür aber 70.000 Jobs im Dienstleistungs-Segment hinzugewonnen, vor allem in der Medien und Kommunikationsbranche. Die Anforderungen hier seien aber von Migranten und einheimischen Kölner Bürgern oftmals nicht erfüllbar. So habe Köln eine hohe Einpendlerquote.  So kam es dazu, daß vor allem im Medienbereich viele deutsche Zuwanderer aus Hamburg und München diese neuen Jobs besetzten.

Land will vor allem Sprache fördern

„Das Geld muss aufgebracht werden“ und vor allem für Spracherziehung, das ist der Fokus der Landesregierung. Mehr Sprachkurse in der Schule, damit alle Kinder die gleichen Startbedingungen bekommen und die Migranten-Eltern dürften den Kindern nicht die Chancen verbauen. Prof. Bukow verwies darauf, daß für eine erfolgreiche Integration auch die Struktur der Stadtteile richtig aufgebaut sein muss. Dafür benötigt man gewachsene Strukturen, auch einen Stolz auf die gewachsene Struktur, die urbane Struktur muss kleinteilig sein. Beste Beispiele hierfür sind für ihn das Quartier „Unter Krahnenbäumen“ und der Stadtteil Ehrenfeld, den er in einer Studie in den 90er Jahren untersucht hatte. Mölring von der CDU bekräftigte noch einmal den legitimen Anspruch auf ein eigenes Gotteshaus, als die Diskussion um den Ehrenfelder Moscheeneubau aufflammte. Mölring sieht das Problem des Neubaus vor allem in der der verzerrten Medienberichterstattung.

Önel regt „Knubbel Istanbul“ an

Der Unternehmer Önel erinnerte an die „Kölschen Türken“ im Rosenmontagszug, die auf Anregung von Alexander Freiherr von Chiari mitmarschierten und bundesweit ein Medienecheo erzeugten. Er selbst sei Mitglied im Dombauverein und im Umland von Köln seien einige seiner Landsleute in Karnevalsvereinen aktiv, es gab auch schon den ersten türkischen Prinz. Wenn beide Seiten aufeinander zugehen funktioniert Integration. In diesem Zusammenhang verwies der Historiker Motte auf ein Faktotum das häufig in den emotional geführten Debatten vergessen wird: Die dynamischsten Weltregionen waren immer auch von Migration geprägt. Und ergänzend zu Önel erinnerte Motte an die Einbürgerungsveranstaltungen in den USA, die immer großen Festen glichen. Warum stehen die Roten Funken nicht mal Spalier bei einer Einbürgerungsfeier im historischen Rathaus, fragte Motte provokant.

Die Diskussion in der Ülepooz zeigte deutlich, daß man sich dem Thema Integration stellen muss und es ohne Ressentiments diskutieren muss. Diese Grundoffenheit zeichnet ja gerade die Roten Funken aus, was sie mit dieser Veranstaltung wieder bewiesen haben.

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung