Kein Public Viewing auf dem Alter Markt und Heumarkt
Der durch die Berichterstattung vom 15.04.2008 erweckte Eindruck, „Public Viewing-Feste“ anlässlich der Fußball-Europameisterschaft 2008 wären nun auf den Kölner Innenstadtplätzen möglich, ist nachdrücklich falsch, schreibt Andreas Wolter der fachpolitische Sprecher der Kölner Grünen. Der Ausschuss für Allgemeine Verwaltung und Rechtsfragen hat gestern beschlossen, für Public Viewing-Veranstaltungen im Rahmen der geltenden Rechtslage die von privaten Veranstaltern und Gastronomen vorgelegten Konzepte stadtweit zu genehmigen, sofern sie ausweislich privat finanziert werden. Der Ausschuss machte deutlich, dass auch Orte in der Innenstadt grundsätzlich zur Verfügung stehen. Bei den im Platzkonzept geschützten Innenstadtplätzen (z.B. Heumarkt, Alter Markt) ist aber bereits das rechtlich zulässige Maximalmaß an lauten Veranstaltungen ausgeschöpft.

Aufgrund der vorliegenden Interessenbekundungen privater Veranstalter zur Durchführung von kostenlosem Public Viewing auf eigenen Flächen (z. B. Kölnarena, Evangelische Kirche, Biergartenbetreiber etc.), können die Kölnerinnen und Kölner jedoch an verschiedenen Orten in dieser Stadt Public Viewing genießen, so die Kölner Grünen.

Stadt Köln unterstützt Public Viewing in der Kölnarena
Auch zur UEFA Fußballeuropameisterschaft wird es in Köln ein kostenloses Public Viewing-Angebot geben. Der Stadtvorstand hat am heutigen Dienstag, 15. April, einstimmig unter Beteiligung aller Fachdezernenten beschlossen, die Public Viewing-Veranstaltung in der Kölnarena logistisch zu unterstützen und mögliche Alternativen nicht weiterzuverfolgen. Dabei sind sowohl unter allen Aspekten der Prüfauftrag des Ausschusses Allgemeine Verwaltung und Rechtsfragen abgearbeitet als auch die von der Polizei formulierten Sicherheitsanforderungen zugrunde gelegt worden. Die Kölnarena will alle Deutschlandspiele, alle Spielpaarungen ab dem Viertelfinale und gegebenenfalls das Eröffnungsspiel übertragen.

Stadtdirektor Guido Kahlen erklärt dazu: „Wir sind der Kölnarena sehr dankbar. Sie stellt eine hervorragende Infrastruktur und bietet den Kölnerinnen und Kölnern ein ähnliches Erlebnis wie bei der Fußball-WM. Von der Kölnarena können die Fans problemlos in die Innenstadt gelangen und dort weiterfeiern.“

Nach ausgiebiger Prüfung war Stadtdirektor Guido Kahlen als Ordnungsdezernent zu dem Ergebnis gelangt, dass eine Public Viewing-Veranstaltung auf dem Heumarkt oder dem Neumarkt nicht durchführbar sei. Grundlage sind sicherheits- und ordnungsrechtlich relevante Punkte. Der Heumarkt sei zu klein für die zu erwartende Besuchermenge, so Kahlen. Schon zur Fußball-WM sei die geringe Platzkapazität ein Problem gewesen, weshalb man schließlich ein zusätzliches Angebot auf dem Gelände der Deutzer Werft habe schaffen müssen. Weiterhin sei die Lärmbelastung durch zahlreiche Veranstaltung dort so hoch, dass mit Blick auf den Immissionsschutz keine weitere laute Veranstaltung genehmigungsfähig sei.

Auf dem Neumarkt gastiert bis Mitte Juni der Zirkus Roncalli, daher stünde der Platz erst nach der Vorrunde für ein Public Viewing-Angebot zur Verfügung. Doch da der Neumarkt nur maximal 6.000 Zuschauer fasst, komme er ohnehin nicht in Betracht, so Kahlen. Eine Sperrung der angrenzenden Straßen hätte schwerwiegende Behinderungen für den Individualverkehr und den ÖPNV zur Folge und scheide daher – auch aus Kostengründen – aus. Die Kölner Verkehrs-Betriebe hatten erklärt, einer Sperrung der Bahngleise nicht zuzustimmen. Der Neumarkt sei zentraler Verteil- und Umsteigepunkt für den Bus- und den Bahnverkehr. Eine Sperrung habe Auswirkungen auf den gesamten öffentlichen Personennahverkehr in der Stadt, vor allem der Nachtverkehr sei betroffen. Die Polizei hatte betont, bei der Nutzung des Neumarktes sei eine Gesamtsperrung für den angrenzenden Verkehr unverzichtbar.

Die Stadt Köln verspricht alle ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen – Manpower und Material – bereitzustellen, damit in der Kürze der Zeit das Public Viewing in der Kölnarena ein Erfolg wird. Die Frage ist wer dafür die Kosten trägt.

KOMMENTAR: Was für ein Gerangel um eine Veranstaltung die für andere Städte in Deutschland eine Selbstverständlichkeit sind. Jetzt hat Köln mitten im Sommer – Indoor-Public-Viewing. Der Stadtdirektor hat sich durchgesetzt. Veranstaltungen in Zelten oder im Freien sollten in die Kölner Säle oder Veranstaltungsräume verlegt werden, außer denen die die Kölner Politik und Verwaltung für so hochwertig hält, dass sie im Freien stattfinden dürfen. Sommer hin oder her. Bei 30 Grad in der Kölnarena – gut es könnte auch regnen – attraktiv, so schön und toll die Kölnarena auch ist, ist Public Viewing dort nicht. Köln will den Strukturwandel schaffen, Metropole und interessant für Dienstleistungsunternehmen sein. Ob das so, mit all diesen Restriktionen gelingen mag, darüber sollte die Politik in Köln wenigstens einmal fünf Minuten nachdenken, denn die Konkurrenz ist groß, besser supported und weitaus erfolgreicher, denkt man alleine an das Debakel um die Kulturhauptstadtbewerbung. Den positiven Bonus des "Viva Colonia" der WM 2006 kann man auch schnell verspielen. Allein die dunklen Bilder aus der Kölnarena in den Medien werden gegen die Bilder aus den anderen Städten bei Sonne, blauem Himmel, Abendrot und Sternenhimmel nur schwerlich konkurrieren können.

[ag; Quelle: Stadt Köln, Grüne Köln]