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Köln | Die Kurt-Tucholsky-Hauptschule in Köln-Neubrück wird nicht in eine Gesamtschule umgewandelt. Die Erziehungsgewerkschaft GEW und deren Stadtverband Köln spricht von einer vertanen Chance. Das Ratsbündnis aus Grünen, CDU und Volt wehren sich gegen die Kritik und sehen ihre Entscheidung als richtig an, so begründen sie es in der Öffentlichkeit. SPD und Linke sind entsetzt.

Der Stadtverband der Erziehungsgewerkschaft GEW und sein Arbeitskreis Schulentwicklung versachlichen die Debatte und bringen noch einmal Fakten. Die Kölner GEW bringt es aber auch noch einmal auf den Punkt, wenn sie ausformuliert, dass der Ratsmehrheit von Grünen, CDU und Volt in einem Stadtbezirk mit besonders hoher Kinderarmut, vielen sozial benachteiligten Familien und einer hohen Migrationsdichte eine Hauptschule ausreichend erscheint. Vor allem das Argument des Ratsbündnisses, die vorhandene Hauptschule hätte ein besonders gutes Förderkonzept erscheint den Bildungsexpertinnen der GEW als besonders zu hinterfragen. „Fördern, Integration und Inklusion“ seien das Kerngeschäft der Gesamtschule.

Anne Ratzki vom AK Schulentwicklung der GEW Köln führt schriftlich aus: „Darüber hinaus aber bietet sie gerade diesen Kindern aus sozial benachteiligten Familien Chancen, die die Hauptschule nicht bieten kann: erweiterte Bildungsmöglichkeiten bis zum Abitur, Aufstieg durch Bildung. Wenn der Antrag des Ratsbündnisses aus Grünen, CDU und Volt von der Hauptschule als „Erfolgsmodell in Sachen Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit“ spricht, widerspricht dies allen Erfahrungen und Untersuchungen. Trotz guter konkreter Arbeit an der Neubrücker Hauptschule: Diese Aussage ist zynisch. Weniger als 5 Prozent der Eltern in Köln wählen noch eine Hauptschule. Die Eltern haben längst erkannt, dass Gesamtschulen ihre Kinder wesentlich besser fördern können, und wählen zunehmend diese Schulform“

Interessant ist, dass die GEW Köln die Stadtverwaltung lobt und deren Vorlage für den Schulausschuss als gut begründet bezeichnet. An 12 Kölner Hauptschulen werden in der fünften Klasse, also der Eingangsklasse, von 792 zur Verfügung stehenden nur 300 Plätze belegt, so die GEW. Rund 250 Plätze werden dann durch die Wechsler aus anderen Schulformen nachbelegt. Da bleiben Plätze übrig und dafür benötigt es kein NRW-Abitur, um das auszurechnen, was die GEW allerdings getan hat. Rund ein Drittel aller Plätze stehen in diesem Fall zur Verfügung.

Die GEW erinnert zudem daran, dass das Ratsbündnis nicht zum ersten Mal eine Gesamtschule in Köln verhindert und erinnert an die Zusestraße und die quälende Debatte um Rondorf. Auch dort setzten CDU und Grüne, damals noch ohne Volt, gegen den Rat vieler Expert:innen Gymnasien durch.

Aber was, wenn im kommenden Jahr wieder hunderte von Schüler:innen an Kölner Gesamtschulen abgelehnt werden? Was wird denen das Ratsbündnis dann erzählen: Die 108 Plätze in Neubrück hat es nicht gebraucht?

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