Kaffee-Lust wird zum Unternehmen
Die Idee zu seinem eigenen Unternehmen entwickelte Mohammad Reza Shams (26) eher zufällig. Mit seinen Kommilitonen saß der Student im Winter an der Uni Köln. Sie waren zum Lernen verabredet. Schnell entstand während des Paukens der Wunsch nach einem Kaffee. Doch die Cafeteria hatte zu, weil sie saniert wird. Zum nächsten Kiosk oder der nächsten Kaffebud war es den Studenten zu weit, denn draußen war es bitter kalt und regnerisch. Mit der Aussicht sich auch die kommenden Wochen ohne Kaffe an der Uni auf die Prüfungen vorzubereiten, beschloss Mohammad sich für eine mobile Kaffee-Station einzusetzen. Er sprach mit Dozenten und der Verwaltung. „Die Uni selbst wollte und konnte jedoch nichts machen“, erzählte er heute Report-k.de. „Erst wollte ich darum mit einigen Freunden ein Auto kaufen und zur mobilen Kaffee-Station umbauen. Das war aber zu teuer“, so Mohammad. Kurz entschlossen habe man sich darum für ein Fahrrad entschieden.

In Berlin wurden die jungen Gründer schließlich fündig. Ein Bekannter eines bekannten hatte ein altes Fahrrad im Keller stehen, das dieser selbst einmal vor vielen Jahren als Kaffee-Fahrrad eingesetzt hatte. Mit neuem Lack öffnete das Rad heute nun zum ersten Mal sein Geschäft. Ausgestattet ist das Fahrrad mit braunen Schubladen, einer kleinen Theke und einer echten Barista-Maschine. Den frisch gemahlenen Kaffee will Mohammad nun ab kommender Woche für einen Euro, den Latte Macchiato, Capuccino und weitere Kaffeesorten für 1,50 Euro vor dem Hintereingang der Universitätsbibliothek verkaufen. Er selbst ist froh, dass er trotz aller Kosten und Nerven den Schritt in die Gründung gewagt hat. Sein Tipp für alle, die nachziehen wollen: „Ihr dürft niemals aufgeben. Wenn ihr wirklich an eure Idee glaubt, dann glauben auch andere daran.“

1. Start up-Messe in Köln
Bevor Mohammad in der kommenden Woche seinen Betrieb mit dem Kaffee-Fahrrad aufnimmt, präsentierte er seine Idee heute auf der Capus Köln Startup Messe. Die erste Messe für angehende Gründer wurde von dem hochschulgründernetz cologne (hgnc) organisiert und will Studenten ermutigen, sich nach dem Studium selbstständig zu machen. Neben Mohammad stellten weitere Kölner Absolventen heute ihre Unternehmen vor. Darunter etwa auch Ambient Innovation. Das Unternehmen aus Köln entwickelt ein mobiles Informationssystem zur Unterstützung der kriminalistischen Tatortarbeit (Mehr zu Ambient Innovation finden Sie hier >>>). Drei Tage lang stehen die Gründe den Studenten nun auf dem Albertus Magnus-Platz Rede und Antwort und bieten sogar einige Jobs an. Dabei zeigen Berater des hgnc morgen auf der Messe, worauf es ankommt, um Investoren für die eigene Idee zu bekommen. Am Mittwoch berichten Gründer aus Köln von ihren eigenen Erfahrungen.

Gründer brauchen Risikolust und Durchsetzungsvermögen
Hilfreiche Tipps gibt auch das hochschulgründernetz cologne. Das Team kann für Studenten die erste Anlaufstelle im Falle einer eigenen Gründung sein. Es bietet individuelle Beratungen, aber etwa auch Kurse für Gründer zu den Themen Recht, BWL oder Fördermittel. Denn das hgnc ist sich sicher, dass fast jeder das Zeug zum Gründer hat. „Wichtig ist, dass man von seiner Idee überzeugt ist und für sie Tag und Nacht arbeiten würde. Alles andere kann man lernen“, erklärt Michael Bialowons vom hgnc. Den einen Gründertypen gibt es nicht, ist sich Bialowons sicher. Dennoch bräuchten Gründungswillige einige Fähigkeiten. „Gründer sollten flexibel sein und offen dafür, ihr Pläne zu ändern. Sie sollten bereit sein, ein Risiko einzugehen, ohne sich jedoch in Abenteuer zu stürzen. Denn vorher muss alles kalkuliert werden. Und sie sollten Durchsetzungsvermögen und den Willen, seine Idee zu verwirklichen, mitbringen“, betonet Bialowons.

Gründen auch in Krisenzeiten
Er selbst gründete im Jahr 1998 ein eigenes Unternehmen im Bereich der digitalen Kunstarchivierung und kennt daher die Nöte und Sorgen aus eigener Erfahrung. Er ist sich sicher, dass Studenten auch in Krisenzeiten den Weg in die Selbstständigkeit einschlagen sollten. „Gerade jetzt unterstützen Land und Bund Gründer enorm, weil sie die Arbeitsplätze für die Zukunft schaffen“, betonte Bialowons. Wer eine Idee habe, sollte daher keine Angst vor der Krise zeigen. „In Deutschland ist die Selbstständigen-Quote von Absolventen im Vergleich mit vielen andren Ländern viel niedriger“, meint Bialowons. Er würde sich wünschen, dass zehn Prozent aller Hochschul-Abgänger ein eigenes Unternehmen gründen würden. Sollte man scheitern, könne man eine Karriere als Angestellter schließlich immer noch einschlagen, findet Bialowons.

Infobox
Campus-Startup-Messe: 12. bis 14.  Juli, 10 bis 17 Uhr
Albertus–Magnus–Platz
zwischen Philosophikum und Hörsaalgebäude
Universität zu Köln


Cornelia Schlößer für report-k.de/ Kölns Internetzeitung