Die Idee der „Operngärten“ ist charmant
Das Grundkonzept der Planung ist einfach erzählt. Der „Riphan-bau“ des Opernhauses wird in alle Himmelsrichtungen freigestellt. Damit soll er Solitärcharakter bekommen. Auf der Westseite, dem heutigen Parkplatz vor dem Schlosserei-Eingang wird er mit Werkstätten, Proberäumen und der Montagehalle ergänzt. Das jetzt an der Süd-Westseite stehende Schauspielhaus wird von der Krebsgasse an die Nord-Südfahrt, dort wo das Mövenpick-Restaurant war, verschoben und neu gebaut. Dahinter sollen die „Operngärten“ entstehen. Ein 8 Meter tiefer Graben soll Einblick in die Werkstätten geben und diese belichten. Auf der Erdgeschossebene , in der Südseite des Opernhauses, dort wo einst die Kantine war, sollen Läden und Gastronomie entstehen, die Räumlichkeiten vermietet werden. Dieser Gedanke hat etwas charmantes, wird sich aber in der Realität, denn bisher ist in den Abendstunden dort nicht wirklich viel los, beweisen müssen.

Vorne und das gibt der Juryvorsitzende Prof. Friedrich zu, wird ein Haus entstehen an dessen Fassade man noch gestalterisch nachlegen muss. Zumindest auf den Visualisierungen erinnert das Gebäude im Look & Feel an späte 60er und frühe 70er Jahre und das Kaufhaus an der Berliner Allee in Düsseldorf.  Das Haus, vertikal gegliedert,  sei funktional, bietet mit mehreren ebenen Platz fürs das Schauspielhaus mit 675 Sitzplätzen, integriert die Kinderoper mit 200 und die Studiobühne mit ebenfalls 200 Plätzen. Dazu werden im neuen Haus Werkstätten und Proberäume eingebunden. Für den kommunikativen Teil eines Theaterabends sind mehrgeschossige Foyerwelten eingeplant. Im Erdgeschoss und auf der letzten Etage sollen gastronomische Welten erschlossen werden. Friedrich lobte vor allem die kurzen Wege für die tägliche Produktion in Schauspielhaus und Oper.

Der Kölner Kulturdezernent Prof. Georg Quander zeigte sich beruhigt über die Entwürfe, denn im Vorfeld des Wettbewerbes habe ihn die Vielfalt der Aufgaben skeptisch werden lassen. Etwa der starke Wunsch aus der Politik nach einer Belebung des Stadtraumes gekoppelt an die Anforderungen der Bühnen.

Bürgermeisterin Angela Spizig, die der Jury als stellvertretende Preisrichterin angehörte, empfand es als spannend wie die vielen internationalen Büros ihre Sicht auf Köln darstellten. Spizig ist der Überzeugung, dass das neue Schauspielhaus in die Stadt hineinstrahlen werde. Besonders betonte Spizig gefalle ihr der neu entstehende Boulevard „Operngärten“ und dass das Gebäude nicht tief in die Erde rage und den Menschen die dort arbeiten Tageslicht biete. Auch die ökologische Bilanz sei bei dem neuen Gebäude gut, so Spizig.

Der Kölner Baudezernent Bernd Streitberger kommentierte „es funktioniert“ und die beiden Tage waren ein „guter Tag für Köln“. Die Qualitiät des Riphan-Baus werde betont und zeige die Kraft des Gebäudes. Es habe sich gezeigt, dass Wettbewerbe immer wieder Lösungen hervorbringen an die vorher keiner gedacht hat. Positiv findet Streitberger auch, dass die Abläufe an den städtischen Bühnen mit der neuen Architektur verbessert werden.

Der zukünftige Kölner Intendant Laufenberg äußerte sich überraschend kurz mit dem Satz: „Ich schließe mich meinen Vorrednern zu 100 Prozent an.“  

Drei Runden – dann stand das Ergebnis fest
Die Jury benötigte drei Runden in den zwei Tagen um zu einem Ergebnis zu kommen. In der letzten und entscheidenden dritten Runde verblieben 8 Arbeiten, von denen fünf mit Preisen ausgezeichnet worden sind und drei mit einem Ankauf. Jörg Friedrich, der Juryvorsitzende lobte ausdrücklich die Stadt Köln für ihren Mut eine Summe von 235 Millionen Euro in die Hand zu nehmen und in Kultur zu investieren. Friedrich machte deutlich, dass die Aufgabe für die teilnehmenden Büros schwierig war und durchweg hochqualitative Arbeiten eingereicht wurden. Der Umbau des Opernquartieres soll bis zum Jahr 2013 abgeschlossen sein.

Die 8 Büros der Endrunde

1.Preis
125.000 Euro
Atelier d´ architecture Chaix & Morel+Associés, Paris in Zusammenarbeit mit JSWD Architekten, Köln.

2.Preis
100.000 Euro
Nieto Sobejano Arquitectos  aus Madrid.
Friedrich nannte diese Arbeit eine künstlerische Arbeit, die eine magische Theaterathmo entstehen lasse, Gläserne leuchtende fünfeckige Baukörper würden den Riphan-bau auf der Südseite flankieren. Dieser Entwirf hätte einen Bilbao-Effekt, so Friedrich und das Gebäude würde für eine neue Theaterform stehen.

3.Preis
75.000 Euro
Atelier 5, Architekten und Planer aus Bern mit der BAL Bajuplanuings und Steuerungsgesellschaft Berlin. Das Atelier 5 ist seit den 60er Jahren für seine architektonische Qualität bekannt, so Friedrich. Der Entwurf überzeuge durch seine raffinierte Einfachheit und sieht das Schauspiel als Werkstatt. Der eigentliche Theaterraum würde 20 Meter unter der Oberfläche liegen.

4. Preis
60.000 Euro
Max Dudler Architekten aus Berlin.
Durch seine Skulpturalität sei dieser Entwurf ein Antipode zum Riphan-Bau und gehe selbstbewußt mit diesem um. Der Baukörper würde elegant im Stadtraum wirken, so Friedrich.

5.Preis
41.000 Euro
Auer und Weber Assozierte, Stuttgart
Ein flacher gestalterisch gelungener Bau.

Anerkennungen in Höhe von 23.000 Euro gingen an: ASP Architekten Stuttgart, Arat – Siegel –Schust, Stuttgart., Heinrich-Petschnigg & Partner Düsseldorf und Kengo Kuma & Associates, Tokyo
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Infobox: Das Kölner Opernquartier
Die Kölner Oper wurde im Jahr 1822  und das Kölner Schauspielhaus im Jahr 1872 gegründet. Nach dem II. Weltkrieg wurde das Opernquartier mit Oper und Schauspielhaus in den Jahren 1954 bis 1962 nach der Planung des Architekten Wilhelm Riphan gebaut. Für den modernen Theaterbetrieb hält man es für unerlässlich die Räumlichkeiten heutigen Gegebenheiten anzupassen. Der Rat der Stadt Köln hat sich entschieden einen architektonischen Realisierungswettbewerb durchführen zu lassen, der am gestrigen Tag entschieden wurde. Zum Wettbewerb wurden Büros explizit eingeladem, aber es war auch eine Bewerbung via Internet möglich.

Ausstellung der Wettbewerbsbeiträge im Foyer des Kölner Opernhauses
Ausstellungseröffnung: 20.8.2008, 14:00 Uhr
Ausstellungsdauer: 20.8.-2.9.2008
Öffnungszeiten: Di-So. 11-18 Uhr
Opernhaus am Offenbachplatz, Foyer, 50667 Köln

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung