Köln | Mit dem Wolfgang-Hahn-Preis 2015, zum 21. Mal vergeben, werden erstmals zwei Künstschaffende ausgezeichnet. Der Preis geht an den Kölner Künstler Michael Krebber und die New Yorker Künstlerin R. H. Quaytman. Die Verleihung des Preises findet am heutigen Abend, am Vorabend des Starts der ART COLOGNE statt.

Ver­bun­den mit der Preisver­lei­hung wird es eine ge­mein­same Ausstel­lung im Mu­se­um Lud­wig geben, die das The­ma der Un­möglichkeit der Malerei in den Mit­telpunkt stellen soll. Die Ausstel­lung zeigt die Arbeit­en von Michael Kreb­ber und R. H. Quayt­man, die die Ge­sellschaft für Mod­erne Kunst zu­gun­sten der Samm­lung des Mu­se­um Lud­wig er­wirbt, sowie eine Auswahl weit­er­er Ar­beit­en der bei­den Kün­stler.

Vor der Preisverleihung soll ein Round Table Talk mit Michael Krebber, R. H. Quaytman, Daniel Birnbaum, Direktor des Moderna Museet in Stockholm und Gastjuror für den diesjährigen Wolfgang-Hahn-Preis, Yilmaz Dziewior, Direktor des Museum Ludwig, und Kerstin Stakemeier, Juniorprofessorin am cx centrum für interdisziplinäre studien der Akademie der bildenden Künste München, im Kino des Museum Ludwig stattfinden. Dieses Gespräch soll die Grundlage für die Publikation zum diesjährigen Wolfgang-Hahn-Preis bilden.

Erstmals in der 20-jährigen Geschichte des Wolfgang-Hahn-Preises und ohne eine Regel daraus machen zu wollen, ehrt die Auszeichnung in 2015 zwei Künstler zugleich: Michael Krebber und R. H. Quaytman. Gastjuror Daniel Birnbaum, Direktor des Moderna Museet Stockholm, begründet die Entscheidung der Jury: „Die Diskussion in der Jury war sehr intensiv; es ging um die aktuellen Fragen zur Malerei heute. Quaytman und Krebber haben unabhängig voneinander ein sehr eigenständiges Oeuvre über viele Jahre geschaffen, das zugleich jedoch sehr bestimmend für die Zukunft der Malerei ist und jüngeren Generationen als Referenzrahmen dient. Die Entscheidung der Jury ist vielversprechend, mir kommt dazu Thomas Bernhards Stück „Einfach kompliziert“ in den Sinn.“

Mit dem Wolfgang-Hahn-Preis zeichnet die Gesellschaft für Moderne Kunst einmal jährlich zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler aus. Kriterien sind die konsequente Weiterentwicklung des künstlerischen Schaffens über Jahrzehnte hinweg und die internationale Anerkennung in der Fachwelt. Eine weitere Voraussetzung ist, dass das Werk des oder der jeweils nominierten Kunstschaffenden noch gar nicht oder nicht adäquat im Museum Ludwig vertreten ist. Die Gesellschaft für Moderne Kunst stellt im Rahmen des Preises einen Ankaufsetat von maximal 100.000 Euro zur Verfügung, um ein Werk oder eine Werkgruppe des Künstlers oder der Künstlerin zugunsten der Sammlung des Museum Ludwig zu erwerben. Die Jury setzt sich aus dem Direktor des Museum Ludwig, einem Gastjuror/einer Gastjurorin sowie den Vorstandsmitgliedern der Gesellschaft für Moderne Kunst zusammen.

Der Name des Preises soll das Andenken an den Kölner Sammler Wolfgang Hahn (1924-1987) ehren, der sich in vielfältiger Hinsicht für die Kunst der europäischen und amerikanischen Avantgarde in Köln engagierte. Seit 2011 unterstützt die Bank Julius Bär die Publikation zur Erwerbung sowie den Abend der Preisverleihung.

Vita der Preisträger 2015

Michael Krebber

Seit seinen Anfängen ist Krebber ein Zweifler an der Malerei, ein Zweifler an sich selbst als Maler, ein Künstler, der seine Suche nach dem Bild, seine Hinterfragung der Mittel der Malerei und des Kunstbetriebs immer wieder als Kunstform praktiziert. Durch Strategien des Offenlegens untergräbt er hierarchische Strukturen und hat ein mannigfaltiges Werk geschaffen. Eng in die viel gerühmte, inzwischen mit mythischen Qualitäten behaftete Kölner Kunstszene der 1970er bis 1990er Jahre invol-viert, vermittelt sein Oeuvre eine bestimmte Haltung.

Michael Krebber stellt seit 1980 in Gruppen- und Einzelausstellungen aus. Seine letzte große Einzel-ausstellung „Les escargots ridiculisés“ fand 2012 im Musée d’art contemporain in Bordeaux statt, vorherige wichtige Stationen waren etwa die Ausstellung in der Secession in Wien 2005, im Kunstverein Braunschweig in 2000 oder in der Villa Arson 1997. In Köln war Krebber zuletzt im Kölnischen Kunstverein mit seiner Ausstellung „Pubertät in der Lehre“ zu sehen (2008).
1954 in Köln geboren, lebt und arbeitet Michael Krebber aktuell auch in Köln.

R. H. Quaytman

R. H. Quaytman setzt sich in ihrem Schaffen intensiv und konsequent mit Fragen der Malerei ausei-nander. Sie suche danach, die absolute Präsenz von Malerei zugleich zu erhalten und zu zerstören, so Quaytman in einem Interview in „frieze“ mit David Lewis am 20. Januar 2009. Seit dem Jahr 2001 legt R. H. Quaytman ihre Gemälde nach einem bestimmten System an, das sie selber formuliert hat. Zum einen baut sie ihre Gemäldeserien auf wie eine Autorin ihr Buch: Für ihre Ausstellungen, die zum Teil auch Gruppenausstellungen sind, legt sie „Chapter“ an, in denen sie sich mit thematischen und formalen Gesichtspunkten der Malerei auseinandersetzt. Zum anderen hat sie hinsichtlich der Größe ihrer Werke sieben Varianten festgelegt. Mit dieser konsequenten formalen Haltung setzt Quaytman für jedes einzelne ihrer „Chapter“ zu intensiven Recherchen an, aus denen dann Werke mit einem komplexen Assoziationsgeflecht mit historischen und biographischen Bezügen entstehen.

Quaytman hat an zahlreichen Gruppen- und Einzelausstellungen teilgenommen und ist in den Sammlungen wichtiger Museen wie des Museum of Modern Art, New York, und Tate Modern, London ver-treten. Mit „Spine, Chapter 20“, konzipierte die Künstlerin eine Art Retrospektive ihres eigenen Werks im Neuberger Museum of Art in New York 2010, dann in der Kunsthalle Basel in 2011. 2011 war Quaytman Teilnehmerin an der Biennale in Venedig, 2013 hatte sie eine Einzelausstellung in der Re-naissance Society in Chicago. In Deutschland war Quaytman zuletzt in 2012 in einer institutionellen Einzelausstellung im Museum Abteiberg, Mönchengladbach, zu sehen.
R. H. Quaytman (geboren 1961, Boston, USA) lebt und arbeitet in New York.

Autor: dd
Foto: Der Wolfgang-Hahn-Preis 2015 geht an Michael Krebber und R.H. Quaytman (vlnr.)