Köln | Der Streik im Sozial- und Erziehungsdienst wird auch in dieser Woche fortgesetzt. Auch in Köln bleibt der Großteil der Kitas weiterhin geschlossen. Am heutigen Dienstagvormittag fand eine Kundgebung der Gewerkschaft Verdi am Hans-Böckler-Platz mit rund 2000 Streikenden statt.

Wolfgang Uellenberg van Dawen, ehemaliger Vorsitzender des DGB in Köln, richtete sich mit einer Rede an die Teilnehmenden aus den verschiedenen  Sparten wie Die Mitarbeiter dieser Einrichtungen würden in der Regel von der Öffentlichkeit gar nicht beachtet. Uellenberg van Dawen nannte sie „Heldinnen der Stadt Köln“. Sie trügen mit ihrer Arbeit ganz entscheidend dazu bei, dass die Stadt zusammenhalte. Es gehe in diesem Arbeitskampf um die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst. Dabei richte sich der öffentliche Fokus auf die Erzieherinnen und Erzieher auch aufgrund der Eltern, die aufgrund des Ausstandes ihre Kinder nicht unterbekämen.

Uellenberg van Dawen machte klar, es gehe generell darum, dass man soziale Arbeit aufwerte und auch gleichstelle mit der Facharbeit etwa in der Industrie. Es gehe für die sozialen Berufe um „Anerkennung durch die Gesellschaft, Anerkennung durch die Öffentlichkeit und die Anerkennung durch die Bezahlung“. Natürlich gebe es seitens der Streikenden auch ein Verständnis für junge Eltern, die durch den Streik in große Probleme kämen, weil sie ihre Kinder nicht in den Einrichtungen abgeben könnten. „Aber man muss auch sagen: Die Kita ist nicht das Gepäckschließfach für Kinder, sondern die Kita hat einen Bildungsauftrag, einen Erziehungsauftrag, der im Gesetzt formuliert ist.“ Dieser Auftrag müsse qualifiziert umgesetzt werden. Dafür sei eine entsprechende Bezahlung nötig. „120.000 Erzieherinnen und Erzieher werden in Deutschland gesucht. Diese Arbeit wird in Zukunft keiner mehr machen, wenn dieser Beruf nicht materiell und ideell aufgewertet wird.“, so Uellenberg van Dawen.

Der Schlüssel für die Beendigung des Konfliktes liegt laut Uellenberg van Dawen bei den kommunalen Arbeitgebern. Diese müssten sich bewegen und einsehen, dass Arbeit im sozialen Bereich genauso bezahlt werden müsse wie Arbeit in anderen Bereichen des öffentlichen Dienstes oder auch in der Industrie.

Zu den Vertretern von IG Metall wie Benjamin Gruschka, Vertrauenskörperleitung der Ford-Werke und ehrenamtliches Bundesvorstandsmitglied der IG Metall  und  Ernst Busch von der NGG, die im Vorfeld Grußworte ihrer Gewerkschaften an die Streikenden gerichtet hatten, sagte  Uellenberg van Dawen, sie müssten sich mit ihren Betriebsräten schützend vor junge Eltern in ihren Betrieben stellen, die aufgrund des Streiks Schwierigkeiten wegen ihrer Kinder hätten und von Seiten der Arbeitgeber unter Druck gerieten.

Auch für die restlichen Tage der Woche sind Aktionen von Verdi vorgesehen.

DGB: Sozial- und Erziehungsberufe jetzt aufwerten

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert von der Arbeitgeberseite eine rasche Aufwertung der Sozial- und Erziehungsberufe. Hierzu Der Kölner DGB-Vorsitzende Andreas Kossiski Zum verlängerten Ausstand in den Kitas: „Der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften unterstützen die Beschäftigten der Sozial- und Erziehungsdienste in den aktuellen Tarifauseinandersetzungen solidarisch. Es sind die Menschen in den Sozial- und Erziehungsdiensten, die mit hohem persönlichen Einsatz und großer Professionalität einen substanziellen Beitrag zu unserem Gemeinwesen leisten. Für diese Beschäftigten haben sich die pädagogischen Anforderungen in den letzten Jahren deutlich erhöht. Die Aufwertung sozialer Berufe mit tarifpolitischen Mitteln ist daher zwingend notwendig. In sozialen Berufen sind überwiegend Frauen tätig. Die Anhebung der Eingruppierung ist ein Schritt zur Entgeltgleichheit und führt zu einer weiterreichenden gesellschaftlichen Aufwertung sozialer Berufe. Wir fordern die politisch Verantwortlichen in den Kommunen auf, diese Aufwertung zu unterstützen und endlich ein entsprechendes Angebot vorzulegen.“

Autor: Daniel Deininger
Foto: Rund 2000 Streikende hatten sich zur Verdi-Kundgebung auf dem Hans-Böckler-Platz versammelt.