Köln | Deutliche Worte fand heute Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln in Richtung des Kölner Stadtdirektors Guido Kahlen. Weltrich kritisiert die Praxis der Stadt Köln, seit Beginn 2014 bei kommunalenVergabeverfahren keine so genannten beschränkten Ausschreibungen mehr anzuwenden. Dies schade dem Mittelstand in der Stadt.

„Es kann nicht sein, dass ein einziger das wirtschaftliche Wachstum des Handwerks in der Region behindert.“ so Weltrich in Richtung Kahlen. Dabei lägen die Vorteile einer regionalen Ausschreibung bei Volumina von unter einer Million Euro, wie es auch die Stadt Leverkusen betreibe, auf der Hand. Ortsnähe, schnelle Reaktionsmöglichkeiten und eine Stärkung der lokalen Wirtschaft. Bei öffentlichen Ausschreibungen, wie sie die Stadt Köln nun praktiziere, sei das nicht gewährleistet. Welche Probleme entstehen könnten, wenn man Aufträge nur noch an große Anbieter vergebe und mittelständische Betreibe vor Ort nicht miteinbeziehe, sehe man an aktuellen Großprojekten wie der Opernbaustelle, so Weltrich.

Die Kölner Handwerkskammer fordert eine Rückkehr zur beschränkten Ausschreibung durch die Stadt Köln. Seitens der Kölner Politik gebe es dahingehend auch positive Signale.  Tatsächlich fordern die Ratsfraktionen von CDU und FDP in einem Antrag für die Ratssitzung am 05. Februar die Rückkehr zu beschränkten Ausschreibungen bei städtischen Vergaben von Bauleistungen bis zu einer Million Euro. Auch habe ihm Oberbürgermeister Jürgen Roters „in die Hand versprochen“, so Weltrich, dass man an der aktuellen Vergabepraxis etwas ändern wolle. Indes beharre Stadtdirektor Kahlen auf deren Fortführung.

Ebenfalls ein Dorn im Auge ist der Kölner Handwerkskammer die aktuelle Verkehrssituation in ihrem Kammerbezirk. Durch Staubelastung entstünden jährlich Kosten in Höhe von durchschnittlich 10.000 Euro pro Jahr pro Betrieb, der auf Fahrzeuge angewiesen sei. Das summiere sich auf Gesamtkosten in Höhe von rund 165 Millionen Euro für alle Betriebe im Kammerbezirk, so die Handwerkskammer. Das angemahnte Baustellenmanagement funktioniere beim Landesbetrieb Straßenbau NRW nur unzureichend. Aber auch in Köln, wo es bereits einen Baustellenmanager gebe, spüre man bisher wenig Verbesserung, so Weltrich.

Allgemein habe das Handwerk in der Region 2014 einen Umsatzzuwachs von zwei Prozent erzielt, für das laufende Jahr erwartet Weltrich eine Steigerung um 1,5 Prozent bei den Umsätzen, vor allem getragen durch die Baubranche. Sorgen bereitet Weltrich neben der Vergabepraxis der Stadt und der Verkehrssituation auch der zunehmende Fachkräftemangel vor allem in den technischen Handwerksbranchen.

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Beschränkte Ausschreibungen:

Anders als bei öffentlichen Ausschreibungen kann bei einer beschränkten Ausschreibung der Bieterkreis begrenzt werden. Dies gibt der Stadt die Möglichkeit, Bauaufträge bis zu einer bestimmten Summe, gezielt an Kölner Unternehmen oder kleine und mittlere Betriebe aus der Region zu vergeben.

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Autor: Daniel Deininger
Foto: Ist auf Stadtdirektor Guido Kahlen derzeit nicht gut zu sprechen: Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Kölner Handwerkskammer.