1.750 Aussteller präsentieren ab Sonntag dem Fachpublikum die neuen Trends und Produkte. Sorgen bereiten den Herstellern derzeit die gestiegenen Rohstoffpreise, Unwägbarkeiten beim Export und der Fachkräftemangel.

Köln | Seit 50 Jahren gibt es in Köln die Internationale Süßwarenmesse, die am Sonntag in Deutz ihre Pforten für das Fachpublikum öffnen wird. 29 Unternehmen aus dem Aus- und Inland stellen seit 1971 ununterbrochen in Deutz aus. In den vergangenen Jahren ist die ISM stetig gewachsen und ist Weltleitmesse für Süßwaren und Snacks. Mit 1750 Ausstellern aus 76 Ländern gibt es in diesem Jahr einen Zuwachs von sechs Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 88 Prozent der Aussteller kommen aus dem Ausland. Die größten internationalen Beteiligungen kommen aus Italien, Belgien, Spanien, Großbritannien, Polen, Frankreich und die Niederlande.

Trends bei der ISM sind weiterhin nachhaltige Produkte und Verpackungen. So ist 90 Prozent des in deutschen Süßwarenindustrie verwendete Palmöl nachhaltig zertifiziert. Beim Kakao beträgt der Anteil an nachhaltig produziertem Rohstoff derzeit laut dem Bundesverband der Süßwarenindustrie 62 Prozent. Wichtig sind Produkte aus Pflanzenproteinen, hergestellt aus Linsen, Bohnen und Erbsen, sowie mit natürlichen Zutaten wie Nüssen, Hafer, Sesam, getrocknete Beeren und Ingwer. Bei den Verpackungen setzt man in Sachen Nachhaltigkeit auf effektive, reduzierte oder umweltfreundlichere, abbaubare bzw. wiederverwertbare Varianten, die aber weiter das Produkt und seine Eigenschaften bzw. Qualität schützen sollen. Es sei nicht immer möglich einfach Plastik zum Beispiel durch Papier zu ersetzen.

Im Trend liegen zudem kleine handliche Süßwaren und Knabberartikel für den Verzehr unterwegs, häufig angeboten in wiederverschließbaren oder einzeln portionierten Verpackungen. Themen wie Bio, vegan, vegetarisch, halal und koscher sowie zucker- und fettfrei. Präsentiert werden auf der Messe auch wieder Insektensnacks.

Die Süßwarenindustrie blickt laut ihrem Bundesverband auf ein stabiles Jahr 2019 zurück. Die Produktionsmenge lag leicht über dem Vorjahresniveau (plus 1,2 Prozent), der Umsatz stieg um 2,3 Prozent. Der Export entwickelte sich weiter positiv – hier wurde ein Zuwachs von 1,7 Prozent verzeichnet. Rund 50 Prozent der in Deutschland produzierten Süßwaren geht in den Export. Damit ist Deutschland die Nation, die die meisten Süßwaren exportiert. Die Importquote lag 2019 bei 42 Prozent – insgesamt kamen 1.6 Millionen Tonnen an Süßwaren aus dem Ausland (plus 3,9 Prozent), exportiert wurden 2,2 Millionen Tonnen. Pro Kopf wurden in Deutschland knapp 31 Kilo Süßwaren konsumiert.

Sorgen bereitet den Unternehmen die stetig steigenden Rohstoffkosten, insbesondere bei Kakao, Gelatine, Magermilchpulver, Nüssen, Zucker und pflanzlichen Fetten. Als Herausforderung sieht die Industrie auch den Brexit, da Großbritannien ein wichtiger Exportmarkt für die deutschen Hersteller ist. Fünf Prozent der Produktion werden auf die Insel exportiert. Dazu kommen die Strafzölle der USA in Höhe von 25 Prozent auf gesüßte Kekse und Waffelprodukte. Ebenfalls besorgniserregend ist der Fachkräftemangel und die schwierige Suche nach Saisonarbeitskräften. Derzeit sind 50.000 Menschen in der Süßwarenindustrie beschäftigt.

Positive Zahlen

Positive Zahlen vermeldet auch der Handelsverband Deutschland bei den Süßwaren und Knabberartikeln. Beim Umsatz mit Süßwaren wurde 2019 ein Plus von 3,3 Prozent verzeichnet. Das größte Plus gab es bei den Knabberartikeln – hier waren salzige Snacks und Nussmischungen der Wachstumsbringer. Bei Speiseeis und Zuckerwaren wie süßes Gebäck, Tafelschokoladen und Pralinen war die Nachfrage stabil. Die Entwicklung der Handelsmarken bringt weiterhin ein moderates Wachstum mit sich. Der Anteil der Handelsmarken am Süßwarenumsatz betrug 15 Prozent. Während das Ostergeschäft bei den Süßwaren weiter rückläufig ist, stärkten die nicht zu hohen Temperaturen im September das vorweihnachtliche Geschäft.

Für das laufende Jahr erwartet der Handel eine Fortsetzung der Entwicklungen der vergangenen Jahre: Trends werden fortgeschrieben, begonnene Entwicklungen verstetigen sich und ermöglichen gute Geschäfte im Süßwarensegment. Auch die Verschiebung von „normalen“ zu gesunden und nachhaltigen Snacks wird sich weiter fortsetzen, wobei aktuell noch der Großteil der Produkte in die Kategorie „normal“ fällt. Positive Impulse erhofft man sich von der Fußball-Europameisterschaft.

Autor: Von Stephan Eppinger