Köln | Morgen wird der neue Medienminister von NRW vereidigt, der in Amtsunion auch Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und internationale Beziehungen sein wird. Es ist Stephan Holthoff-Pförtner. Eine Personalie die sich vor allem für den Bereich Medien zu betrachten lohnt, denn Stephan Holthoff-Pförtner ist Mitgesellschafter der größten Regionalzeitungsgruppe Deutschlands, der Funke Mediengruppe und war bisher Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ). Letzteres hat er zurückgegeben, seine operative Tätigkeit in der Funke Mediengruppe wird er ruhen lassen. Der Deutsche Journalisten Verband (DJV) NRW will ihn kritisch begleiten.

Der Branchendienst „kress.de“ zitiert heute aus einem internen Schreiben der Funke-Geschäftsführer Manfred Braun und Michael Wüllner an die Chefredakteure. Dort wird mitgeteilt, dass Holthoff-Pförtner seine Ämter in den Gremien der Funke Mediengruppe ruhen lassen werde und vom Amt des VDZ-Präsidenten zurückgetreten sei. „kress.de“ zitiert Holthoff-Pförtner mit den Worten: „Es fällt mir nicht leicht, das großartige Amt des VDZ-Präsidenten abzugeben“.

In der Öffentlichkeit ist Stephan Holthoff-Pförtner auch bekannt als der Anwalt, der den Tod Helmut Kohls bekannt gegeben hat. Diesen hatte er als Rechtsanwalt auch in der Parteispendenaffäre vertreten, wie auch den Schiedsrichter Robert Hoyzer im Fußball-Wettskandal.

Der DJV-NRW spricht von Befremden bei der Ernennung der neuen Minister und bezieht den neuen Verkehrsminister des Landes NRW in die Kritik mit ein. Denn das istHendrik Wüst, bislang Geschäftsführer des Zeitungsverlegerverbands NRW und des Verbands der Betriebsgesellschaften des privaten Hörfunks in NRW. Also auch ein Medienmann.

Frank Stach, der Landesvorsitzende des DJV-NRW schriftlich in einer Erklärung: „Wir freuen uns, dass die neue Landesregierung den Medien wieder solche Bedeutung zumisst, dass ein Minister verantwortlich zeichnet, und zwar ein Minister, der sich in den Medien auskennt und bestens vernetzt ist. Allerdings liegt hier auch unser Problem mit dieser Personalie:  Die Funke-Gruppe hat in NRW massenhaft Arbeitsplätze abgebaut und Zeitungsredaktionen geschlossen – es ist kaum vorstellbar, dass jemand, der für diesen Kahlschlag im medialen Angebot mitverantwortlich war, nun die Medienvielfalt in NRW garantieren will. Wir appellieren an den neuen Medienminister, sich an die im Koalitionsvertrag selbst gesteckten Ziele zu halten: die Presse- und Medienvielfalt zu stärken und die Rahmenbedingungen für die Medienbranche insgesamt zu verbessern. Wir setzen darauf, dass sich Dr. Holthoff-Pförtner als ausgewiesener Medienfachmann für die Interessen der großen und kleinen Verlags-Häuser, für den privaten und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk und nicht zu vergessen für die Interessen der Arbeitnehmer einsetzt.“

Autor: Andi Goral