Köln | Sonderzug, Fähnchen, riesige Transparente, Zelte und Catering, die Deutsche Bahn AG scheute keine Kosten und Mühen zum Spatenstich für den Neubau zur Werkstatt in Köln-Nippes. Mit dem Neubau des riesigen Komplexes zur Reinigung, Wartung und Enteisung der Kölner S-Bahnen knüpft man an die große Tradition des Ausbesserungswerkes in Nippes an und spart 500.000 km Fahrten zu Werkstätten in Deutz und Düsseldorf in Zukunft ein.
— — —
Mehr Fotos vom Spatenstich finden Sie auf der Facebook-Seite von report-k >
— — —

Alt und neu liegen eng beieinander

Wer sich der gerade neu geschaffenen Brachfläche für den Neubau entlang der S 11 von der Longericher Straße nähert, kommt zunächst an einen Ort, wo die Natur die Herrschaft über das ehemalige Bahngelände längst wieder übernommen hat. Hochgewachsene Birken stehen zwischen verrosteten Schienen, die dort immer noch auf vermoosten Bahnschwellen aus Holz liegen. Ab und an ragt noch ein Lichtmast – der natürlich längst außer Betrieb ist – aus dem Birkenwald. Hier hat die Natur sich neu formatiert und das Industrieareal wieder erobert. Eine Schneise hat die Bahn schon durch den Birkenwald geschlagen, dahinter präsentiert sich schon eine riesige Fläche fein planiert, die einen Eindruck vermittelt von den neuen Dimensionen der Anlage. Die Arbeiten zur neuen S-Bahn-Werkstatt Nippes haben begonnen und sollen, geht es nach den Planungen der Bahn, Ende 2013 beendet sein.

500.000 km werden eingespart

Dann werden in Nippes die Fahrzeuge der Flotte ET 423 und ET 425 gewartet, gereinigt, innen wie außen und von Grafittis befreit. Im Winter können dort auch die Züge aufgetaut werden. Bei der Bahn legt man Wert auf die Feststellung, dass man mit der neuen Anlage dem Umweltschutz gerecht wird und etwa im Winter effizienter die Bahnen auftauen kann und damit weniger Energie verbraucht. Bisher wurden die Bahnen in Deutz und Düsseldorf gewartet. Durch das Werk in Nippes werde man, so Peter Alsbach, Leiter des Verkehrsbetriebs Rheinland der DB Regio NRW, im Jahr 500.000 km Fahrweg zu und von Reparaturwerkstätten einsparen. Gebaut wird konkret eine Werkstatt, eine Innenreinigungsanlage und Außenreinigungsanlage und eine Grafittientfernungsanlage.

Die soll die modernste in NRW sein, da sie Rückstände aus Grafittilacken und Reinigungsmitteln automatisch aufnimmt und anschließend über ein Filtersystem für eine umweltgerechte Entsorgung aufbereiten soll. 15 Züge können dort pro Tag bearbeitet werden. 135 Mitarbeiter, die aus Deutz umziehen, werden in der neuen Werkstatt arbeiten. Ausschlaggebend für die Wahl des Standortes sei die zentrale Lage innerhalb des Verkehrsverbundes gewesen, so Alsbach.

VRS-Geschäftsführer Schmidt-Freitag sprach von einem Herzstück des Nahverkehrs in der Kölner Region. Nach seinen Angaben nutzen heute 51 Millionen Fahrgäste die vier Kölner S-Bahnlinien und alleine auf die S 12 entfallen 18 Millionen Fahrten. Gleichzeitig forderte Schmidt-Freitag mehr Geld von der Politik für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, um den Anforderungen der Wachstumsregion Köln-Bonn gerecht werden zu können. Der Nippeser Bezirksbürgermeister Schössler bekannte, dass er sich über die Entscheidung freue. Das die Bahn jetzt den Dialog mit der Bevölkerung suche begrüßte Schössler und auch dass es eine erneute Diskussion um die Zuführung des Gleises für die neue Werkstatt zwischen der DB Netz und der Bevölkerung gebe. Schössler mahnte eine andere Lösung zu finden, als das Gleis für die Werkstatt in nur fünf Meter Abstand zu Bewohnern des Veedels zu bauen.

Die Daten zum Neubau

Die Bahn geht von einer Investition von rund 24 Millionen Euro aus. Diese will die Bahn komplett aus Eigenmitteln stemmen. 135 Mitarbeiter werden hier arbeiten, 70 Mitarbeiter in der Werkstatt, 50 in der Innen-, Außenreinigung und Graffiti-Entfernungsanlage und 15 im Fahrdienst zur Bereitstellung der Züge.

Die Werkstatt:

161 m breit, 22 m hoch, Fläche 3542 qm. 2 Werkstattgleise mit vier Arbeitsständen

— — —

Die Reinigungshalle:

86 Meter lange Waschhalle

Durchfahrt mit Akkuschleppfahrzeug

2 Waschportale

PH-neutrale Waschmittel sollen eingesetzt werden

Integrierte Enteisungsanlage mit Warmwasser-Sprenkler (Wassertemperatur 45 Grad Celsius)

30 Fahrzeuge pro Tag können bearbeitet werden

— — —

Graffiti-Entfernungsanlage

Offene Bauweise für stromlose Belüftung

Aufbereitungsanlage mit Filtern

15 Fahrzeuge pro Tag können bearbeitet werden

Autor: Andi Goral
Foto: Hier baut die Bahn die neue S-Bahn-Werkstatt Köln Nippes