Köln | Im Juli 2012 stieg die Zahl der Arbeitslosen in Köln auf insgesamt  52.329 Menschen. Auch wenn damit zwar mehr Menschen als im Vorjahresmonats arbeitslos waren, ist dies laut der Agentur für Arbeit Köln  der zweitniedrigste Juli-Wert seit fast 20 Jahren. Auch landes- und bundesweit steig die Zahl der Arbeitslosen an. Das ist laut Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen jedoch kein Grund zur Unruhe.

Köln: „Arbeitsmarkt tritt auf der Stelle“

Saisonal üblich erhöhte sich die Arbeitslosenzahl um 466 oder 0,9 Prozent auf  52.329. Allerdings lag der Anstieg gegenüber dem Vormonat deutlich unter den Werten der letzten drei Jahre (durchschnittlich plus 1.410 oder 2,7 Prozent). Auch gegenüber dem Vorjahr stieg die Arbeitslosigkeit, und zwar um 1.644 oder 3,2 Prozent. Dennoch war dies der zweitniedrigste Juli-Wert seit fast 20 Jahren. (Juli 1993: 50.912). Die Arbeitslosenquote stieg gegenüber Juni von 9,7 auf 9,8 Prozent. Sie entsprach damit exakt der Quote von Juli 2011. Dies teilte heute die Agentur für Arbeit Köln mit.

„Wie in jedem Jahr erhöhte sich mit Beginn der Sommerferien die Arbeitslosigkeit gegenüber dem Vormonat, insbesondere bei den unter 25-Jährigen. Der Anstieg fiel im Juli allerdings schwächer aus als in den Vorjahren. Neben den saisonalen Ursachen – in den Ferienmonaten ist die Einstellungsbereitschaft der Betriebe eher zurückhaltend – prägt eine vorsichtigere Disposition der Betriebe vor dem Hintergrund der europäischen Schulden- und Finanzkrise die aktuelle Kölner Arbeitsmarktsituation“, beschreibt Roswitha Stock, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln, die aktuelle Situation. Einen Einbruch auf dem Kölner Arbeitsmarkt sieht Stock nicht. „Aber es ist erkennbar, dass der Kölner Arbeitsmarkt nach dem kräftigen Aufschwung des Vorjahres in diesem Jahr auf der Stelle tritt. Mit einer spürbaren Belebung ist in den kommenden Monaten eher nicht zu rechnen.“

Weniger freie Stellen als im Vorjahr

In den ersten sieben Monaten meldeten die Kölner Unternehmen und Verwaltungen mit 16.475 offenen Stellen 1.300 oder 7,3 Prozent weniger freie Arbeitsplätze als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Stellen für sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze sank um 6,7 Prozent auf 15.846. Mit 6.645 freien Stellen lag das Arbeitsplatzangebot im Juli um 6,4 Prozent unter dem Wert des Vorjahresmonats (minus 458). Von Januar bis Juli beendeten 17.727 Kölner ihre Arbeitslosigkeit durch Aufnahme einer Beschäftigung am 1. Arbeitsmarkt, 1,5 Prozent weniger als vor einem Jahr. Nach dem Verlust ihres Arbeitsplatzes mussten sich in den ersten sieben Monaten des Jahres 2012 bislang 23.417 Menschen insgesamt Menschen arbeitslos melden. Das waren 3,4 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Zahl der Kölner ohne Beschäftigung – ausgewiesen durch die so genannte Unterbeschäftigung – stieg im Juli gegenüber Juni leicht an. Im Vorjahresvergleich sank sie allerdings weiterhin deutlich, und zwar um 3.843 oder 5,2 Prozent auf 70.578.

Trotz der geringeren Zahl an gemeldeten freien Stellen insgesamt bleibt der Kölner Arbeitsmarkt für Fachkräfte aufnahmefähig. Hier gibt es zunehmend Personalengpässe. Große Personalengpässe verzeichnen IT-Berufe, insbesondere in den Bereichen Softwareentwicklung und Programmierung, quer durch alle Branchen. Fachkräftebedarf besteht vor allem in den Branchen: Gesundheit, Pflege, Erziehung, Handwerk, insbesondere Bau- und Ausbaugewerbe, Gebäudereinigung, Friseure, Wach- und Sicherheitsgewerbe, Garten- und Landschaftsbau, Abfall und Entsorgung, Logistik, Metall-und Elektro, Anlagen- und Maschinenbau.

Endspurt am Ausbildungsmarkt?

Vom Anstieg der Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich waren – bis auf die jüngeren Arbeitslosen – alle Personengruppen betroffen. „Die jungen Fachkräfte bereiten mir zunächst weniger Sorgen. Nach einer kurzen Sucharbeitslosigkeit finden sie in aller Regel ihren Weg in den Arbeitsmarkt“, so Stock. „Arbeitsagentur und insbesondere Jobcenter kümmern sich intensiv um die jungen Leute ohne Berufsabschluss. Denn nur eine berufliche Qualifizierung mindert nachhaltig das Arbeitslosigkeitsrisiko und verbessert die Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Eine solide Basis hierfür ist und bleibt die betriebliche Ausbildung.“

Die Lage auf dem Kölner Ausbildungsmarkt ist im Juli gekennzeichnet durch einen deutlichen Anstieg der Bewerber um einen Ausbildungsplatz und einen – wenn auch spürbar abnehmenden – Rückgang der gemeldeten Ausbildungsstellen. Im Verlauf des Berichtsjahres (Oktober 2011 bis September 2012) wurden der Agentur für Arbeit Köln bisher 6.184 Ausbildungsstellen gemeldet, 3,6 Prozent weniger als im vergleichbaren Zeitraum des Vorjahres (6.413). Zur Halbjahresbilanz im März dieses Jahres lag die Zahl allerdings noch um 9,6 Prozent unter dem Vorjahreswert. „Dieser Trend stimmt positiv für den Endspurt auf dem Ausbildungsstellenmarkt“, so Stock. „Wir werden nicht nachlassen, für unsere Ausbildungsbewerberinnen und -bewerber Stellen einzuwerben“, so Stock. Rein rechnerisch entfallen derzeit auf 100 Bewerber 107 Stellen. Da allerdings nahezu die Hälfte der in Köln Ausgebildeten aus dem Umland einpendelt, reicht das noch nicht.

NRW: Sommerpause treibt Arbeitslosenzahlen in die Höhe

In Nordrhein-Westfalen stieg die Zahl der Arbeitslosen nach Angaben der BA-Regionaldirektion innerhalb eines Monats um 20.300 auf 747.800. Hier lag die Quote bei 8,2 Prozent, nachdem sie im Juni noch 8,0 erreicht hatte. Gegenüber Juni erhöhte sich daher gerade die Zahl der jungen Arbeitslosen drastisch um 18,4 Prozent auf gut 81.000 in NRW. Nach den Ferien fällt diese Zahl meist schnell wieder. Unter anderem sind noch fast 25.000 Ausbildungsstellen unbesetzt. Demgegenüber stehen knapp 33.000 Jugendliche, die noch eine Lehrstelle suchen.

Die Vorsitzende der Geschäftsführung der BA-Regionaldirektion in Düsseldorf, Christiane Schönefeld, sieht mit Blick auf den Arbeitsmarkt nach wie vor keinen Grund zur Unruhe. „Der kräftige Aufschwung des vergangenen Jahres ist ausgelaufen“, räumte sie zwar ein. Die Zahl der Beschäftigten liege aber weiter deutlich über dem Vorjahresstand, und der Bestand zu besetzender Stellen sei im Juli so hoch gewesen wie im vergangenen Jahr. Zuletzt planten die Unternehmen beim Personal jedoch vorsichtiger, hieß es. Seit Jahresbeginn wurden den Arbeitsagenturen im Land knapp 250.000 freie Stellen gemeldet und damit 8,3 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Freie Stellen blieben zuletzt länger unbesetzt als noch vor zwei Jahren. Während es im Jahr 2010 durchschnittlich 74 Tage dauerte, bis eine freie Stelle besetzt wurde, waren es zwischen Juli 2011 und Juni 2012 im Schnitt 92 Tage. Zum einen liege dies daran, dass die Unternehmen angesichts der sich abkühlenden Konjunktur bei Einstellungen zögerten, erklärte die Regionaldirektion. Zum anderen hätten die Unternehmen aber auch zunehmend Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu finden, die ihren Vorstellungen entsprechen.

Deutschland Arbeitslosenzahl im Juli auf 2,876 Millionen gestiegen

Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist im Juli auf 2.876.000 gestiegen. Das teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) am Dienstag in Nürnberg mit. Das sind 67.000 Arbeitslose mehr als im Juni. Gegenüber dem Vorjahresmonat fiel die Zahl der Arbeitslosen um 63.000. Die Arbeitslosenquote stieg im Juli um 0,2 Prozentpunkte auf 6,8 Prozent. „Die Grundtendenz am deutschen Arbeitsmarkt ist im Juli weiter insgesamt positiv, es zeigen sich aber Anzeichen einer schwächeren Entwicklung. Die Arbeitslosigkeit ist in der Sommerpause vor allem aus saisonalen Gründen gestiegen“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Bundesagentur für Arbeit (BA), Frank-Jürgen Weise. Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) bezeichnete den Arbeitsmarkt vor Veröffentlichung der Daten als „sehr gesund und sehr robust“. Sie sehe kein Anzeichen für ein Schwächeln durch die Eurokrise, sagte sie im ARD-„Morgenmagazin“.

Autor: cs, dts, dapd