Köln | aktualisiert | Der neue Aufsichtsratschef des Stadtwerkekonzerns ist Harald Kraus, der nach dem Ausscheiden von Martin Börschel das Kontrollgremium leitete. Er erhielt eine qalifizierte Mehrheit von mindestens 14 Stimmen, nachdem sich die Anteilseignerseite nicht einigen konnte.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker kündigte für den frühen Nachmittag um 13:30 Uhr ein Statement ein, über das report-K berichten wird. Harald Kraus vertritt die Arbeitnehmerseite. Damit folgte der Aufsichtsrat der mit 20 Mitgliedern bei der Abstimmung voll besetzt war, nicht der Empfehlung des Kölner Rates, der Oberbürgermeisterin Henriette Reker mit den Stimmen von FDP, CDU und Grünen, empfahl.

Kraus kündigte an, nach seiner Wahl mit allen Mitgliedern des Aufsichtsrates vertrauensvoll zusammenarbeiten zu wollen. „Wir müssen uns wieder den Sachthemen zuwenden und das Vertrauen wiederherstellen. Wir müssen wieder an den Leistungen gemessen werden und wegkommen von der internen Nabelschau“, warb Kraus. Weitergehende Auskünfte gab Kraus nicht, mit Hinweis auf rechtliche Grenzen.

Der 52-Jährige gehört seit 37 Jahren der Gewerkschaft an (erst ÖTV, dann Verdi) und ist seit 2002 Mitglied im Aufsichtsrat der Kölner Verkehrsbetriebe AG. Seit 2017 ist Kraus zudem stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrates der Stadtwerke Köln GmbH. Auch wenn er Mitglied der SPD ist, sieht sich Kraus als Vertreter der Arbeitnehmerseite.

Auf der Sitzung selbst gab der Aufsichtsrat Grünes Licht für ein Gutachten, das über die strategische Aufstellung des Stadtwerke Konzerns befinden soll. Einen konkreten Zeitplan nannte Kraus nicht, die nächste Sitzung des Aufsichtsrates ist für September angesetzt. Davon abgesehen steht das Unternehmen und sein Kontrollgremium vor einer Riesenaufgabe. Neben der Vakanz, bedingt durch den Ruhestand von Ex-HGK-Vorstand Horst Leonhard, geht auch KVB-Chef Jürgen Fenske zum Ende dieses Jahres in den Ruhestand.  „Ab dem 1. Januar 2019 steht die Stadtwerke GmbH mit nur einem Geschäftsführer dar“, bringt Kraus die Ausgangslage auf den Punkt.

Verdi begrüßt Votum des Stadtwerke-Aufsichtsrats

Der Bezirksgeschäftsführer des ver.di Bezirk Köln-Bonn-Leverkusen, Daniel Kolle erklärte nach der Wahl von Harald Kraus schriftlich: „Ich begrüße die Wahl von Harald Kraus als Vorsitzenden des Aufsichtsrats sehr. Es ist schade, dass die Seite der Anteilseigner, die Zeit für die Findung einer oder eines im breiten Konsens getragenen Aufsichtsratsvorsitzenden nicht nutzen konnte. Dies war und bleibt unser Ziel.“

Der FDP, CDU und den Grünen wirft Verdi vor, mit dem Ratsbeschluss und der damit verbundenen Empfehlung für Oberbürgermeisterin Henriette Reker für den Vorsitz des Aufsichtsrats einen massiven Konflikt erzeugt zu haben, der die Arbeitnehmervertreter in eine schwierige Situation und Rolle drängte. Die sehen sich als Spielball politischer Kräfte.

Harald Kraus schriftlich: „Unsere Botschaft ist: Politik, werdet euch einig. Wir möchten als Arbeitnehmervertreter nicht zum Spielball politischer Kräfte werden. Unter Abwägung aller Interessen, haben wir als Arbeitnehmervertretung Verantwortung übernommen. Ich habe mich deshalb für den Vorsitz zur Verfügung gestellt. Wichtig ist es, wieder Vertrauen untereinander herzustellen. Es gilt nun, sich mit ganzer Kraft den sachbezogenen Themen zuzuwenden“

Verdi sieht den Stadtwerke Konzern vor großen Herausforderungen etwa durch die Digitalisierung, die Suche nach neuen Konzepten für Mobilität in der Stadt oder die Energiewende in Köln. Für die Arbeitnehmervertreter ist eines klar: Dies ist kein Job den der oder die Vorsitzende des Aufsichtsrates nebenbei machen kann und Kompetenz erfordert.

Autor: Andi Goral, Ralph Kruppa
Foto: Ein Novum in der jüngeren Geschichte des Stadtwerke-Konzerns. Mit Harald Kraus (links) wurde erstmals ein Vertreter der Arbeitnehmerseite Vorsitzender des Kontrollgremiums.