Köln | Über 300.000 Geflüchtete kamen 2015 nach NRW. In der Agentur für Arbeit Köln und im Jobcenter Köln sind zurzeit 5140 arbeitssuchend gemeldet. Längst nicht alle sind unqualifiziert und ohne Ausbildung. Immer mehr von ihnen würden mittlerweile mit den entsprechenden Dokumenten aus ihrem Heimatland kommen die sie als qualifiziert ausweisen, teilt die Agentur für Arbeit mit. Die Anerkennungsberatung des IQ Netzwerkes unterstützt sie auf ihrem Weg in Ausbildung, Studium und Beruf.

Ahmad A. ist seit August 2014 in Deutschland. Er soll mit seiner Frau aus Aleppo in Syrien gekommen sein, hat dort neun Jahre an der Universität Medizin studiert und alle Prüfungen bestanden. Sechs Jahre hat er im Krankenhaus von Aleppo als Facharzt für Frauenheilkunde gearbeitet bevor er und seine Frau fliehen mussten. Aber trotz Ärztemangel und seinen guten Fachkenntnissen dauerte es zwei Jahre, bis er nun endlich eine Anstellung als Assistenzarzt in einem Krankenhaus bekommen hat. Nicht nur die üblichen Deutschkenntnisse werden in seinem Beruf erwartet, sondern neben der Anerkennung der Studiendokumente auch die Vorlage einer Bescheinigung, die seine fachbezogenen Deutschkenntnisse als Mediziner attestiert. „Es war nicht leicht, für Herrn A. ein Praktikum während seines Deutschkurses bei arabisch-sprachigen Gynäkologinnen zu finden. Hier wollten wir ihn unterbringen, weil er zunächst nicht so gut Deutsch konnte. Allerdings haben diese Gynäkologinnen hauptsächlich Kundinnen aus dem Orient, die eine Ärztin wünschen“, so Michael Strucken, Arbeitsvermittler im Integration Point der Agentur für Arbeit Köln.

„Für ausgebildete Fachkräfte dauert es mindestens ein bis eineinhalb Jahre. Denn vor dem in der Regel dreimonatigen Anerkennungsverfahren dauert es seine Zeit, bis alle notwendigen Dokumente beschafft, übersetzt und auch die Deutschkenntnisse für die Aufnahme einer Stelle hinreichend sind.“

IQ Netzwerk

Unterstützung bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse leistet das IQ Netzwerk, das im Kölner Integration Point mittlerweile drei Mal die Woche bei der Beratung hilft. Seit Juni dieses Jahres ist Julia Hoffmann von IQ NRW Ansprechpartnerin mit festem Büro im Netzwerk von Agentur für Arbeit und Jobcenter. „Seitdem habe ich 165 Beratungen durchführen können. 80 – 90 Prozent kommen mit verwertbaren Dokumenten, die wir qualifizieren und übersetzen lassen. Auch diese Verfahren kosten natürlich Zeit. Aber spätestens nach drei Monaten sollte ein Bescheid darüber vorliegen, wie diese in Deutschland anerkannt und verwertbar sind.“

In vielen Fällen seien dann individuelle Qualifizierungsmaßnahmen sowie sprachliche Unterstützungsangebote notwendig, so wie bei Ahamd A. im Bereich der medizinischen Fachsprache. Für den deutschen Arbeitsmarkt sollen mittlerweile zugeschnittene Anpassungs- und Nachqualifizierungen bzw. Brückenmaßnahmen entwickelt worden sein, um die Geflüchteten auf den für Deutschland notwendigen beruflichen Wissenstand zu bringen.

„Die Anfragen und die Herkunft der beruflichen Qualifikationen sind sehr unterschiedlich und vielfältig. Das reicht vom Anlageningenieur bis zum Zahntechniker“, so Julia Hoffmann. „Wir wollen natürlich die Menschen darin unterstützen, sich mit den Qualifikationen in den Arbeitsmarkt zu integrieren, die sie auch mitbringen. Dann wird daraus eine WinWin Situation für Deutschland und die Geflüchteten. “

Zum Förderprogramm IQ

Das Förderprogramm „Integration durch Qualifizierung“ zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund ab. Das Programm wird zum Großteil aus Mitteln des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) und des Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert.

Partner in der Umsetzung sind das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Bundesagentur für Arbeit (BA). Julia Hoffmann berät im Auftrag des IQ Netzwerks und ist bei der IQ Consult, einer Tochter des DGB Bildungswerks BUND angestellt.

Autor: ib