Köln | Bis zum Freitag trifft sich zum vierten Mal die Elite der Computerspiel-Forschung an der Fachhochschule in Köln. Debattiert werden soll unter anderem über die Rolle von freien Entwicklern in der Branche.

„Köln ist ein Knotenpunkt in der weltweiten Gamesindustrie“, sagte Kölns Wirtschaftsdezernentin Ute Berg am Montagnachmittag bei der Eröffnung der Computerspiel-Konferenz „Clash of Realities“ an der Fachhochschule. Das zeigten Unternehmen wie der Branchenriese Electronic Arts mit ihrer Deutschlangzentrale im Rheinauhafen aber auch die vielen kleinen Spieleentwickler, die erfolgreich von Köln aus arbeiteten. Dazu kommen internationale Messen und Kongresse wie die Gamescom oder die Game Developers Conference. So wundert es nicht, dass sich die Elite der Computerspiel-Forschung noch bis zum Freitag in der Südstadt trifft. Darunter ist auch Doris C. Rusch von der DePaul University in Chicago: „Der Clash of Realities ist eine extrem wichtige Konferenz. Sie lenkt den Blick der Öffentlichkeit auf das Thema, das längst Teil unseres Lebens und unserer Kultur ist“, sagt die US-Wissenschaftlerin.

„Der Fortschritt liegt bei uns“

Ein Thema der Konferenz ist die Rolle, die freie Spieleentwickler der Indieszene gegenüber den großen Unternehmen der Gamesindustrie einnehmen. „Sie treiben das Medium als Medium voran und haben die Chance, Neues auszuprobieren. Die Großen der Branche machen die Spiele sichtbar“, erklärt Rusch. Dennoch müssen diese aufpassen, dass es ihnen nicht so ergeht wie den Branchengrößen der Musikindustrie. „Man muss am Ball bleiben und flexibel sein. Wer sich nicht an neue Begebenheiten anpassen kann, verliert“, sagt Tracy Fullerton von der University of Southern California, die die Konferenz dazu nutzen möchte, sich mit den Kollegen aus Europa auszutauschen.

Die Chancen der freien Entwickler sind im Moment so groß wie nie. So haben sich die Bedingungen Spiele zu entwickeln und zu vertreiben in Zeiten von Internet, Facebook und Apps deutlich vereinfacht. Viele der Kongressteilnehmer sehen sich momentan als die Schrittmacher der Branche an.  Zwei von ihnen sind Lea Schönfelder und Kyrstian Majewski. „Der Fortschritt liegt bei uns, da bei uns nicht so viel auf dem Spiel steht wie bei den Entwicklungen der Großen. Wir können auch mal von der Norm abweichen“, sagt Majewski, der im vergangenen Jahr noch zu Veranstalterteam des Kongresses gehört hat. Die Industrie schaue inzwischen verstärkt auf das, was die Indieszene macht. Ihm ist es wichtig die eigene Autonomie zu erhalten. „Die Chance für freie Spieleentwickler sind im Moment sehr groß“, sagt der Kölner.

Kongress gewinnt an Bedeutung

Für seine Kollegin aus Stuttgart ist der Kongress einzigartig, weil er anders als die Game Developers Conference, die immer im Vorfeld der Gamescom stattfindet,  nicht nur den Markt im Blick hat. Spannend findet Schönfelder, dass hier wissenschaftliche Aspekte im Mittelpunkt stehen. „Für mich ist der Kongress eine wichtige Plattform für Kontakte unter Kollegen und Forschern.“ Auch in der Spieleindustrie setzt man auf die Veranstaltung, die bereits zum vierten Mal an der FH auf die Beine gestellt wurde. „Für uns ist es ein wichtiges Forum des Wissenstransfers zwischen verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen“, sagt Martin Lorber, Pressesprecher von Electronic Arts. Hausherr und Computerspiel-Experte an der FH, Professor Winfred Kaminski, zeigt sich zufrieden mit der vierten Auflage des Kongresses: „Wir haben 300 Anmeldungen, davon viele aus den USA und dem europäischen Ausland. Der Clash of Realities ist ein interdisziplinäres Forum, was bei einem hybriden Medium wie Computerspielen sehr wichtig ist.“

Der öffentliche Kongress läuft noch bis zum Freitag in der FH an der Mainzer Straße 5, wo sich Interessierte kostenlos im Foyer der Aula anmelden können. Themen sind unter anderem Gamedesign und – entwicklung, neue Spielformate sowie Medienkompetenz und  Lernspiele.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: US-Expertinnen Tracy Fullerton und Doris C. Rusch