Köln | Im Clouth-Quartier auf dem Areal der ehemaligen Clouth Gummiwerke in Köln-Nippes sollen bis 2018 insgesamt über 1.000 Wohnungen und 25.000 Quadratmeter Gewerbeflächen entstehen. Die Abbrucharbeiten auf dem Gelände sind nun endgültig abgeschlossen. Bis zum Sommer sollen laut Entwickler zwei weitere Baufelder hinzu kommen. Auf sieben Baufeldern sind derzeit Baufirmen aktiv.

Die Abbrucharbeiten dauerten laut der Entwicklerin, der Stadtentwicklungsgesellschaft „Moderne Stadt“, der Stadtentwicklungsgesellschaft der Stadtwerke Köln und der Stadt Köln. etwa sieben Monate länger als geplant, störten aber den Baufortschritt nicht, weil an anderer Stelle planmäßig habe gearbeitet werden können. So wurden Straßen gebaut und mit dem Bau der ersten Wohngebäude begonnen. Die letzten Abbrucharbeiten fanden an den Hallen an der Niehler Straße im Westen des Areals statt, die ersten Baumaßnahmen starteten im Südosten, angrenzend an den Johannes-Giesberts-Park.

Für zwei Drittel der Baufelder wurden laut „Moderne Stadt“ mittlerweile Unbedenklichkeitsbescheinigungen durch die Stadt ausgestellt: Alle Bodenbelastungen sind an diesen Stellen beseitigt; die Baufelder sind für die Wohnbebauung freigegeben. Bei allen Abriss- und Aushubarbeiten mussten die Böden untersucht und gefundene Altlasten dokumentiert und fachgerecht entsorgt werden. Im Schnitt musste das Erdreich auf dem Gelände zwischen 1,5 und 3,5 Metern abgetragen werden.

Toluol-belasteter Bereich jetzt altlastenfrei

Auch der 500 Quadratmeter große Bereich, der mit Toluol belastet war, einer Substanz, die seinerzeit in den Clouth Gummiwerken als Lösungsmittel zum Einsatz kam, ist jetzt laut Entwickler altlastenfrei. Die dort eingerichtete Anlage zur Grundwasserreinigung sei vor wenigen Wochen abgebaut worden.

Der Antrag zur Unbedenklichkeitsbescheinigung des restlichen Drittels wurde zwischenzeitlich ebenfalls bei der Stadt eingereicht. „Wir rechnen damit, dass wir bald grünes Licht bekommen und dann alle Baufelder wie vorgesehen bebaut werden können“, so Bernd Streitberger, „Moderne Stadt“-Geschäftsführer.

In wenigen Wochen ist darüber hinaus der Baubeginn im Süden des Quartiers angesetzt. „Moderne Stadt“ will dort 17 Stadthauswohnungen errichten, die den Projektnamen „Josephine“ tragen und Ende kommenden Jahres fertiggestellt sein sollen. Fast abgeschlossen ist die angrenzende Seekabelstraße. „Auf der anderen Straßenseite befinden sich Einfamilienhäuser, in denen früher Angestellte der Clouth-Werke wohnten. Somit verliert das Areal im Süden langsam seinen Baustellen-Charakter“, so Mitgeschäftsführer Andreas Röhrig.

Ab Sommer: über 280 Wohnungen im Bau

An die „Josephine“-Stadthauswohnungen werden sich nördlich etwa 45 Wohnungen anschließen. Bauherr ist das Unternehmen BPD Immobilienentwicklung, das ebenfalls im Sommer mit dem Bau beginnen möchte. „Somit befinden sich im Sommer 2015 über 280 von insgesamt etwa 1.000 Wohnungen im Bau“, fasst Prokurist Friedhelm Körner zusammen.

Im Frühjahr hatte die Kölner Pandion AG im Clouth-Quartier ein 5.000 Quadratmeter großes Baufeld erworben. In zwei langgezogenen Gebäuderiegeln sollen bis Ende 2017 auf jeweils vier Etagen rund 70 Eigentumswohnungen entstehen. Baubeginn ist Anfang kommenden Jahres. Aus dem Architekturwettbewerb ging das Düsseldorfer Büro HPP als Sieger hervor. Anfang April erwarb die Wüstenrot Haus- und Städtebau (WHS) ein 3.800 Quadratmeter großes Flurstück. Darauf möchte das Ludwigsburger Unternehmen etwa 50 Eigentumswohnungen errichten. Ein Wettbewerb, an dem fünf Architekturbüros teilnehmen, wurde ausgelobt; Anfang Juni soll ein Siegerentwurf präsentiert werden.

Das Wüstenrot-Projekt grenzt an die denkmalgeschützte Halle 17 im Zentrum des Quartiers. Die Halle erwarb das Unternehmen Formart, dort soll im nächsten Jahr mit dem Umbau begonnen werden. In der 8.000 Quadratmeter großen Halle sollen 35 Prozent der Flächen als Büros genutzt werden. Diese entstehen überwiegend im Erdgeschoss, darüber sollen zweigeschossige Eigentumswohnungen entstehen. In einem Teil der Halle will der Verein Kölner Spielewerkstatt ein Kinder-Kulturhaus eröffnen mit Atelier, Werkraum, Fahrradwerkstatt und Küche. Außerdem ist eine Gastronomie mit Außenterrasse vorgesehen. Vor der Halle soll auf dem 7.000 Quadratmeter großen Luftschiffplatz eine Grün- und Freifläche entstehen.

Zwei Drittel der zum Verkauf stehenden Grundstücke bereits veräußert

Laut Streitberger sind derzeit etwa zwei Drittel der zum Verkauf stehenden Grundstücke veräußert. Eine Kaufoption wurde Ende April für die Gewerbeflächen an der Niehler Straße geschlossen. Der Bauherr in spe will sie als Gewer­beräume für Kreative und Freiberufler anbieten. Wenn möglich sollen viele Firmen, die bereits seit Jahren auf dem Gelände tätig sind, dort Flächen mieten können. Dies gelte auch für die Künstlergruppe CAP Cologne, die die historische Halle 29 an der Niehler Straße kaufen und somit auf das Areal zurückkehren wolle, so „Moderne Stadt“.

Ein zusätzliches Baugruppenmodell wird realisiert

Auf Wunsch der acht Baugruppen, die gemeinsam zwei Baufelder mit Eigentumswohnungen bebauen, seien die Kaufvertragstermine verschoben worden. Derzeit würden die Bauanträge des Netzwerkes geprüft, zum Jahresende könnten sie dann ihre vorgesehenen Grundstücke erwerben und Anfang kommenden Jahres mit dem Bau starten, so „Moderne Stadt“.

Nicht ganz so weit fortgeschritten ist das zusätzliche Baugruppenprojekt, das nachträglich auf die Agenda kam. Hierfür gab es Ende vergangenen Jahres grünes Licht. Zwei Gruppen, die beim ersten Auswahlverfahren nicht zum Zuge kamen, aber als Nachrücker weiterhin im Rennen waren, sollen auf einem Grundstück an der Xantener Straße etwa 26 Wohnungen errichten. Ihre architektonischen Konzepte werden laut „Moderne Stadt“ gerade an die neuen Begebenheiten angepasst. Eine besondere Herausforderung besteht darin, ein auf dem Grundstück stehendes denkmalgeschütztes Pförtnerhaus baulich zu integrieren.

Autor: dd