Kunst auf mehreren Tausenden Quadratmetern Fläche
Für Anja Kolacek und Marc Leßle (alias raum13) ist das DZK ein Traumprojekt. Von den Initiatoren wird es als „Ideen-Werkstatt, Talent- Schmiede und kreatives Zentrum“ verstanden. Die Künstler haben hier die ideale Umgebung, sich von den klassischen Grenzen des Theaters wegzubewegen. Finanziert aus privaten Mitteln, bietet die Theaterfraktion innerhalb der ehemaligen Hauptverwaltung der KHD-Werke eine mehrere Tausend Quadratmeter große Plattform für die Vermischung von Tanz, Theater, Musik, Bildende Kunst und Medien. „Der Fokus unseres Tuns bleibt der Tanz, aber in all seinen Facetten, die er zu Beginn des 21. Jahrhunderts in einer globalisierten Welt haben kann: als Bewegung des Menschen im politischen Raum“, so das Duo Kolacek und Leßle. Das DZK vereine Produktion und Präsentation an einem Ort und verschaffe so Künstlern optimierte Arbeitsbedingungen.


Anja Kolacek und Marc Leßle (raum13) wollen mit dem DZK Grenzen einreißen und neuen Künstlern eine Plattform bieten.

Austausch zwischen Kunst, Wissenschaft, Wirtschaft und Politik
Klassischen Theaterformaten soll ebenso Raum geboten werden wie Installationen, Debatten, Konzerte und interaktive und ortspezifische Projekte. Im Idealfall soll im DZK ein stetiger Austausch zwischen Künstlern jeglicher Couleur und Menschen aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft stattfinden. Hierdurch sollen „relevante gesellschaftliche Zustände“ aufgedeckt und begreifbar gemacht werden. Das Hauptaugenmerk hat raum13 auf die „Jungen Szene“ gelegt, welche man fördern will. „Räume öffnen für die Kunst von morgen, die im Jetzt ihren Ursprung hat“, ist das Motto des Projekts.

Vermietung voraussichtlich ab 2012
Seit März sind die Künstler mit dem Ausbau der Räumen beschäftigt. Die Strom- und Wasserversorgung ist derzeit erst in einem kleinen Teil gegeben. Eine umfassende Vermietung an andere Künstler kann darum aus Genehmigungsgründen wohl nicht vor 2012 geschehen. Dieses Ziel gehört jedoch zum festen Gesamtkonzept der beiden Künstler. Bereits im September diesen Jahres findet der dritte Alles-was-tanzt-Gipfel in den Räumlichkeiten des DZK statt. Tänzer aller Stilrichtungen können sich über die Homepage bewerben.

Der religiösen Ausgrenzung mit neuer Religion begegnen
Zur Eröffnung am 18. Juni wird raum13 die das Stück „Tretet ein, denn auch hier sind Götter!“ uraufführen. „Für uns muss Kunst immer politisch und gesellschaftlich sein“, so Leßle. Ansonsten sei sie langweilig und irrelevant. Deshalb hat sich das Duo in ihrer neuen Aufführung dem Thema (monotheistische) Religionen angenommen. „Für uns ging es in erster Linie um deren Stellenwert in der Gesellschaft und um die Frage, ob Religionen die Fragen der heutigen Gesellschaft beantworten könne – welchen Nährboden brauchen Religionen zur Entstehung“, fasst Kolacek die Idee zusammen. Um aus dieser Idee ein Stück zu entwickeln, recherchierte das Duo in Jerusalem und arbeitete mit einer Kompanie internationaler Tänzer zusammen.


Mehrere Tausend Quadratmeter Nutzfläche bietet das DZK.

Das performative Projekt greift Lessings Ringparabel (Nathan der Weise) auf und inszeniert eine Messe mit alten und vielleicht zukünftigen Ritualen. „Wir laden ein zur Teilnahme an Exerzitien der manchmal anderen Art, gründen im schlimmsten Falle eine neue unkommode Religion, im Gewirr von Erlösungshoffnung und Angst vor Verdammnis, in der Verstrickung von Ausgrenzung der Unseligen und der Erkenntnis des Nichts“, so raum13. Der Zuschauer kann sich auf ein interaktives Stück gefasst machen, das auf mehreren Ebenen des Geländes spielen wird. Neben aufgezeichneten Interviews mit u.a. dem Kölner Pfarrer Franz Meurer und dem Philosophen Michael Schmidt-Salomon haben die Besucher die Möglichkeit, eigene Fragen mit einzubringen.

„Tretet ein, denn auch hier sind Götter!“
mit: Ella Asderban, Sara Blasco, Bibiana Jimenez, Photini Meletiadis, Reut Shemesh, Kathrin
Wankelmuth, Ruben Reniers, Arthur Schopa, Antonino Stella
Musik: Nico Stallmann
Konzept und Idee: raum13
Inszenierung: Kolacek & Leßle
Mitarbeit: Balthasar Busmann, Volker Eulitz
Kostüme: Annett Lausberg
Polisboxteam: Tim Schauenberg, Jonas Schiffauer

Premiere: 18. Juni; weitere Termine: 30. Juni, 2., 9. und 16. Juli | jeweils um 20 Uhr
Eintritt: 18 Euro (ermäßigt 9 Euro)

Dominic Röltgen für report-k.de | Kölns Internetzeitung