Köln | „Die Bilanz des Handwerks für 2013 fällt zwiespältig aus,“ stellt Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer zu Köln, bei der heutigen Vorstellung der Bilanz der Handwerkskammer des Jahres 2013 fest.  Knapp 190 Tausend Beschäftigte gab es insgesamt, für 2014 wird mit einem Wachstum von einem Prozent gerechnet.

Der strenge Winter zu Beginn des Jahres ließ den Umsatz in nordrhein-westfälischen Bauhauptgewerbe im ersten Quartal 2013 zweistellig zurück gehen. „Einige Unternehmen mussten Insolvenz anmelden,“ so Weltrich. Außerdem fiel das Kfz-Handwerk als Wachstumsträger aus. Auch beim Verkauf von Pkw-Neuwagen blieb das Ergebnis für 2013 unter den Verkaufszahlen des Vorjahres. Ab dem Frühsommer 2013 habe dann aber eine regelrechte Aufholjagd begonnen, so dass bei der Herbstumfrage der Kammer 90 Prozent der Handwerksunternehmer von einer guten oder zufriedenstellenden Geschäftslage sprechen konnten.

Eine vorläufige Schätzung für das vierte Quartal von 2013 zeigt, dass für die Handwerksunternehmen im Kammerbezirk lediglich mit einem Umsatzrückgang von einem Prozent gerechnet wird. Insgesamt ergäbe das für 2013 ein Umsatzvolumen von 15 Milliarden Euro. Auch für 2014 seien die Betriebe optimistisch. „Für 2014 gehen wir für das Handwerk von einer Wachstumsrate von 2 Prozent aus,“ so Weltrich. „Im Großteil der Bau-, Ausbau- , Elektro- und Metallgewerbe sind die Auftragsbücher gut gefüllt, die Betriebe sind für 2014 optimistisch.“

Die Anzahl der Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer zu Köln stieg im Jahr 2013 insgesamt von 32.907 auf 33.142 um 235 Betriebe. In den zulassungspflichtigen Betrieben, also bei Berufen, für die der Nachweis bestimmter Qualifikationen wie etwa dem Meisterbrief erforderlich ist, kam es jedoch zu einem Rückgang von 110 Betrieben. Somit ist der Zuwachs lediglich bei den zulassungsfreien Betrieben zu verzeichnen. Hier kamen in 2013 371 neue Betriebe dazu.

Zulassungsfreie Handwerke: „Herr Clement hat ganze Arbeit geleistet“

„Hier hat Herr Clement ganze Arbeit geleistet,“ kritisierte Weltrich eine Entscheidung des ehemaligen Bundesministers Wolfgang Clement, der zu seiner Amtszeit viele ehemalig zulassungspflichtige Handwerksberufe in zulassungsfreie umwandelte. So käme es, dass viele ungelernte Personen, die oftmals nicht einmal über einen Gesellenbrief verfügten, einen Handwerksbetrieb anmelden. Während bei den zulassungspflichtigen Betrieben immerhin rund 70 Prozent auch fünf Jahre nach der Gründung noch bestehen, so sind es bei den zulassungsfreien gerade einmal 40 Prozent.

41 Prozent der Neueintragungen fallen bei den zulassungsfreien Betrieben auf Antragssteller aus Osteuropa an. Das stuft Weltrich insofern als problematisch ein, als das unter den Selbstständigen aus Osteuropa eine große Anzahl Scheinselbstständiger sei. Diese können in ihrer Selbstständigkeit den Mindestlohn, der im Bauberuf bereits gilt, durch die scheinbare Selbstständigkeit umgehen und sich so zu Niedrigstlöhnen anstellen lassen. An dieser Stelle kritisierte Weltrich insbesondere die Finanzkontrolle Schwarzarbeit. „Man muss hier ermitteln. Dieser Entwicklung muss Einhalt geboten werden.“ Die Schuld sieht er hier nicht allein auf Seiten der Arbeiter. „Es geht um die Auftraggeber, die muss man dingfest machen.“ Ansonsten bestünde die Gefahr, dass die Illegalen Arbeiter den Markt kaputt machten. Weltrich betonte jedoch deutlich, dass er keinesfalls von der jüngst diskutierten uneingeschränkten Arbeitnehmerfreizügigkeit spreche. „Die Arbeitskräfte aus Rumänien und Bulgarien, die daraufhin eingewandert sind, sind meist hochqualifiziert und sehr willkommen.“

Ausbildung: Immer mehr Abiturienten eingestellt

Im Bezug auf Ausbildungsplätze gab sich Weltrich besorgt, wenn auch die Ausbildungsbereitschaft, in den Handwerksunternehmen trotz leichtem Rückgang von 4,2 Prozent, weiterhin hoch ist. „Die Scheere öffnet sich immer weiter.“ Es gäbe zwar genügen Ausbildungsplätze, viele Jugendliche seinen aber nicht ausreichend qualifiziert. Für Hauptschulabgänger sei es immer schwieriger einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Insgesamt haben handwerkliche Berufe aber besonders für Abiturienten an Attraktivität gewonnen. Von 6 Prozent in 2010 ist der Abiturientenanteil unter den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen auf 16 Prozent angestiegen. „Das ist ein sehr erfreulicher Trend, den wir auch dieses Jahr bei den erwarteten Nachholeffekten des doppelten Abiturjahrgangs erreichen möchten.“

Neue Marketingstrategien: Facebook und Xing

Zur Nachwuchsgewinnung und Sicherung von Fachkräften hat die Kammer ein neues Kompetenzzentrum gegründet. Im Frühjahr 2014 wird dann das neue Internet-Portal der Kammer freigeschaltet. Handwerksunternehmen sollen hier Tipps und Anregung für die Gewinnung und Bindung von Fachkräften erhalten. Außerdem sollen die Unternehmen explizit dabei unterstützt werden, um sich als attraktive Arbeitgeber zu profilieren und vor allem die neuen „social media“ wie Facebook und Xing für die Werbung zu nutzen. „Wir wollen zeigen, dass handwerkliche Berufe immer noch attraktiv sind. Man kann auch in den Handwerksberufen Karriere machen.“

Autor: Carlotta Eisele
Foto: Handwerkskammer zu Köln zieht Bilanz.