Köln | Es gibt einen Zusammenhang zwischen Angebot und Nachfrage. Der ist in einer sozialen Marktwirtschaft nicht wegzudiskutieren. Das belegt die Analyse der Immobilienexperten von Greif & Contzen zum Markt für Industrie-, Lager- und Logistikimmobilien der Region Köln/Bonn. Wenig Fläche ist gleichbedeutend für steigende Preise. Die Analyse ist interessant, da sie in eine Zeit fällt in der die Kölner Ratspolitiker und auch der Regionalrat der Bezirksregierung Köln über die Neuaufstellung des Regionalplanes nachdenken und für eine weitere Verknappung von Flächen mit ihren Entscheidungen sorgen wollen.
Flächennachfrage zurückgegangen
Die Immobilienexperten zeigen einen interessanten Fakt auf: Zwar ist die Nachfrage nach Flächen in der Region gesunken, aber das Angebot an freien Flächen bleibt gering. In Köln, so wiesen es die Experten nach, stieg die Spitzenmiete im bisherigen Jahresverlauf um rund 1,20 Euro auf 7,20 Euro pro Quadratmeter. Damit erreichte sie einen höheren Zuwachs als in den vergangenen fünf Jahren, wenn man diese zusammenrechnet. Da lag die Steigerungsrate bei insgesamt 0,95 Euro. Einen Teil der Preissteigerung dürfte in der Inflation, den hohen Energiepreisen und der Verknappung von Baumaterial zu sehen sein.
Anbieter von Flächen in starker Position
Die Immobilienexperten von Greif & Contzen sehen die Anbieter von Flächen weiterhin in einer starken Position. Zwar sei Köln mit erheblichen Verkehrsinfrastrukturproblemen belastet, aber „die Unternehmen kommen nicht an der Region vorbei, um sich strategisch wichtige Lager- und Logistikflächen zu sichern.“ Zwar würden 150.000 Quadratmeter fertig gestellt in diesem Jahr, aber diese seien bereits fast vollständig vermietet oder würden eigengenutzt. Damit müssen sich die, die größere Flächen suchten sich in Geduld üben.
In den ersten drei Quartalen lag der Flächenumsatz bei rund 260.000 Quadratmetern und damit bei rund 25.000 Quadratmetern weniger als im Vorjahreszeitraum. Frank Klähn, Leiter des Bereiches Industrie- und Logistikimmobilien der Greif & Contzen Immobilienmakler zum Flächenmangel: „Das Flächenangebot hat sich in den vergangenen Monaten spürbar verknappt. Der Flächenmangel hat sich sogar ausgeweitet.“ Der Flächenleerstand in der Region sei im Vergleich zum Herbst 2021 um rund ein Viertel gesunken. Derzeit liege dieser bei rund 55.000 Quadratmetern.
Abwanderung ist die Folge
Bei Greif & Contzen stellen die Experten fest, dass aufgrund des Grundstücksmangels Eigennutzer aus Köln und Bonn in die Peripherie abwandern. Aber auch dort würden die Flächen knapp und die Neubautätigkeit bleibt unter dem was der Markt nachfragt. Selbst wenn die Prognosen einer Rezession eintreten gehen die Immobilienexperten davon aus, dass durch den Flächenmangel das Mietniveau stabil bleiben wird.
Regionalplan und politische Entscheidungen
Mit ihren politischen Entscheidungen zum Regionalplan dürften die Kölner Politiker:innen dafür sorgen, dass diese Trends anhalten. So nachvollziehbar der Wunsch ist, keine Flächen mehr zu versiegeln, muss dennoch hinterfragt werden, ob die Entscheidungen im Gesamtkontext richtig sind. Da will Politik die Verkehrswende, kurze Wege, den ÖPNV. Dort, wo das möglich ist verknappt sie aber die Optionen. Wie die Immobilienexperten feststellen kommt es zu einer Verschiebung in die Peripherie. Ist die Lösung wirklich, die Arbeitsplätze in die Peripherie zu verschieben? Dort wo es weniger ÖPNV-Infrastruktur gibt? Wie kommen denn Menschen, die in Köln leben und wohnen, dann in die Peripherie? Aktuell berät der Kölner Rat auch den Doppelhaushalt 2023/24. Auf der Einnahmenseite steht dort die Gewerbesteuer. Was passiert mit der, wenn Unternehmen sich nicht ansiedeln können oder eben abwandern? Dazu kommt der Arbeitsmarkt, die Nachfrage nach Miet- und Eigentumswohnungen, ein Markt der ebenfalls völlig überhitzt ist. Freuten sich nicht die Kölner Kommunalpolitiker:innen aller Fraktionen lange über die wachsende Stadt?
red01