Köln |  „Ihr könnt das Leben der Leute durch Eure Spiele ändern“, sagt Don Daglow seinem aufmerksamen Publikum bei der Game Developers Conference (GDC). Und der US-Amerikaner weiß, wovon er spricht. – 41 Jahre ist es her, dass er das Thema am College für sich entdeckt hat und seitdem lässt es ihn nicht mehr los. „Ich spiele immer noch regelmäßig selbst. Erst gestern habe ich kurz vor dem Einschlafen noch zehn Minuten auf dem Handy gespielt“, sagt der Mann im dunkelgrauen Rolli und Jeans.

Dabei kennt er keine Dogmen: „Ich habe in den vergangenen drei Jahren so viel gelernt, wie in meinem ganzen Leben davor. Die Branche ist unwahrscheinlich schnell geworden, da muss man offen und flexibel bleiben“, erklärt der 59-Jährige, bei dem die jungen Kollegen Schlange stehen, um mit ihm kurz zu sprechen. Spiele zu entwickeln, ist für ihn immer noch der Traumberuf schlechthin. „Es ist ein Privileg, das zu tun, was einem Spaß macht“, sagt Daglow.

Ganz frisch in der Branche ist Nadav Bar Kama aus Barcelona. „Jeden Tipp, den wir hier bekommen, ist für uns als junges Unternehmen wichtig. Wir sind hier, um zu lernen und um Erfahrungen zu machen“, sagt der Spieleentwickler. Etwas nervös war er schon vor dem großen Kongress und der Messe Gamescom. „Hier hat es ziemlich viele Leute und wenn man sich nicht auskennt, ist es schwer, das Richtige zu tun“, sagt der Spezialist für mobile Spiele.

Deutlich mehr Erfahrung als er haben die beiden Würzburger Chistopher Kassulke und Udo Bausewein. „Wir haben schon 2000 Handyspiele entwickelt. Da hatte niemand das Thema auf dem Plan“, sagt Kassulke, der auch regelmäßig zur GDC nach San Fransico fährt, neben Köln eine von vier Konferenzen für Spieleentwickler. „Die Konferenz ist wie eine Hausmesse für uns. Hier werden die Weichen für die Zukunft gestellt“, sagt Bausewein. Wichtig seien dafür vor allem die kleinen und flexiblen Entwickler und nicht die großen schwerfälligen Konzerne.
Aus San Francisco ist Henry Oh angereist, dessen Unternehmen Animoca seinen Hauptsitz in Hong Kong hat. „Wir wollen hier in Köln erfahren, wohin sich der europäische Markt entwickelt und wie wir hier neue Kunden finden können.“ Besonders interessant sind für ihn die Spiele für Smartphones und Tablet-PCs. „Wir haben mehr als 250 Apps entwickelt“, berichtet Oh, der zum ersten Mal in Köln zu Gast ist.

Eher durch Zufall ist Hendrik Riedler aus Berlin in die Branche gerutscht und arbeitet nun für eine Firma die in Israel und Argentinien ihren Sitz hat. „Ich habe beim Reisen Leute kennengelernt, die Spiele entwickeln und mache jetzt das Marketing für sie. Selbst Spielen ist aber eher nicht mein Ding.“ Während er zu den zahlreichen Vorträgen pilgert, sind seine Kollegen vor allem am direkten Austausch mit den anderen Teilnehmern interessiert.

Aus Belgien kommt Wang Yenn Ren. „Ich interessiere mich für die künstlerischen Teil der Spieleentwicklung und bin für meine Universität in Köln.“ Begeistert ist er vor allem von der Atmosphäre und den Möglichkeiten zum Austausch bei der GDC. „Beim Kongress kann man viel Neues kennenlernen. Das ist sehr inspirierend für mich“, freut sich der Mann aus Benelux.
Insgesamt treffen sich in den Deutzer Messehallen mehr als 2000 Spieleentwickler aus 48 Nationen. „Die meisten kommen aus Deutschland, Großbritannien, den USA und Nordamerika. Aber auch aus Russland haben wir immer mehr Gäste“, berichtet der Chef der GDC Europe, Frank Sliwka. Wichtig ist für ihn, dass der Kongress neue Trends aufzeigt und die Möglichkeit zum  Erfahrungsaustausch bietet. „Er ist vor allem für kleine Unternehmen eine gute Plattform und Informationsbörse“, sagt Sliwka.  

Die GDC läuft noch bis zum Mittwoch. Am Donnerstag öffnet dann die Gamescom ab 10 Uhr erstmals ihre Tore für alle. Die Messe läuft bis zum Sonntag.

Autor: Stephan Eppinger
Foto: Don Daglow