Köln | Der Kölner Versicherungskonzern Gothaer hat im zurückliegenden Geschäftsjahr ein insgesamt solides Jahresergebnis erwirtschaftet. Zwar blieb das Beitragsvolumen mit 4,424 Milliarden Euro nahezu konstant. Mit einem Jahresüberschuss von rund 165 Millionen Euro im Konzern stieg diese Kennzahl um 5,6 Prozent.

Wie der Versicherer mit Sitz in Köln-Zollstock am gestrigen Dienstag auf seiner Bilanzpressekonferenz berichtete, verlief das Geschäftsjahr in den einzelnen Sparten durchaus unterschiedlich. Während die größte Sparte „Komposit“ (Schaden, Unfall u.a.) mit einem leichten Wachstum von 1,6 Prozent seine gebuchten Konzerneinnahmen auf 2,185 Milliarden Euro erhöhen konnte, gab es in der Sparte Leben mit 1,3 Milliarden Euro ein Minus von 3,9 Prozent. Die Kranken-Sparte hingegen konnte die gebuchten Konzernbeiträge um 3,4 Prozent auf 939 Millionen erhöhen. Unterm Strich blieb ein leichtes Plus von 13 Millionen Euro oder 0,3 Prozent übrig.

„Die Gothaer hat 2017 wieder ein solides Ergebnis erzielt. Insbesondere in der Komposit Versicherung haben wir unseren Wachstumskurs fortsetzen können. Zugleich haben wir bei der Umsetzung unserer Konzernstrategie Gothaer 2020 wichtige Meilensteine erreicht: Die Digitalisierung unseres Geschäftsmodells schreitet in allen Unternehmensteilen voran und neue, effizientere Strukturen und Prozesse sind auf den Weg gebracht“, kommentierte Gothaer-Vorstandschef Dr. Karsten Eichmann die vorgestellte Bilanz.

So steht das Thema Digitalisierung auch im laufenden Jahr im Fokus. Neben einer Vielzahl von Initiativen im Produkt- und Servicebereich und bei der Beratung der Kunden schafft das Unternehmen auf Konzernebene die Voraussetzungen für den Erfolg in der digitalen Welt. Das Spektrum reicht dabei von der Einführung neuer Strukturen und Arbeitsmethoden über den Umbau der IT und die Schaffung neuer Arbeitswelten bis hin zur Weiterqualifizierung und zum Kulturwandel.

Blick auf die Rentabilität der Sparten

Besonders gut lief das Kerngeschäft der Gothaer Allgemeine. Hier stiegen die gebuchten Bruttobeiträge um 5,8 Prozent auf rund 1,822 Milliarden Euro. Ebenfalls positiv entwickelte sich dabei die Combined Ratio. Mit nur noch 91,2 Prozent steht die Konzerngesellschaft besser da als der Branchendurchschnitt. Folgerichtig stieg das versicherungstechnische Ergebnis der Gothaer Allgemeine auf den neuen Rekordwert von rund 145 Millionen Euro. Um den positiven Trend zu verstetigen, will sich die Konzerngesellschaft zukünftig verstärkt als „digitalen Risiko- und Servicepartner“ positionieren.

Unser Hauptaugenmerk liegt dabei nach innen auf schlankeren Prozessen und schnelleren Entscheidungswegen und einer guten Balance zwischen Wachstum und Ertrag. Nach außen wollen wir unsere Kunden durch modulare Produkte, digitale Services und einen verbesserten Kundenservice begeistern. Dabei setzen wir auch auf strategische Kooperationen“, erläutert Dr. Christopher Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Allgemeine Versicherung AG. Neben der Produktneuheit Cyber-Versicherung (eingeführt im Februar 2018) setzt der Versicherer verstärkt auf Kooperationen im digitalen Umfeld mit Abus und Grohe oder den Start-ups hepster, getaway oder EMIL.

Sparte Leben

Trotz der rückläufigen Bruttobeiträge im Gesamtjahr 2017 sieht sich die Gothaer Lebensversicherung AG gut aufgestellt. Im September 2017 habe man die Trendwende abgeschlossen. „Mit der erfolgreichen Einführung des neuen kapitaleffizienten Einmalbeitragsproduktes Gothaer Index Protect im September 2017 haben wir die Trendwende in der Neugeschäftsentwicklung eingeleitet. Bis Jahresende hatten wir in diesem Produkt bereits Mittelzuflüsse von rund 50 Mio. Euro, “ freut sich Michael Kurtenbach, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Lebensversicherung AG.

Sparte Kranken

Der umsatzmäßig kleinste Bereich Krankenversicherung blieb auch 2017 auf Wachstumskurs. Vor allem der Geschäftsbereich betriebliche Krankenversicherung legte mit einem Beitragsplus von 23 Prozent deutlich zu. Insgesamt erhöhten sich die gebuchten Bruttobeiträge der Gothaer Krankenversicherung AG allerdings nur um 1,2 Prozent auf 834 Millionen Euro. Oliver Schoeller, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Krankenversicherung AG, setzt folgerichtig auf den weiteren Ausbau der betrieblichen Krankenversicherung. Und auch hier spielt die Digitalisierung eine überragend wichtige Rolle. Die Konzerngesellschaft sieht sich dabei auf dem Weg „vom Leistungserstatter zum Gesundheitsdienstleister“. Unter anderem ist für Juli 2018 die Einführung telemedizinischer Leistungen geplant, Kooperationspartner ist Teleclinic.

Kapitalanlage läuft trotz Niedrigzinsen

Trotz des unverändert schwierigen Zinsumfelds konnte auch der Bereich Kapitalanlage deutlich zulegen. Mit einer Konzern-Nettorendite nach Rechnungsstandard IFRS von 4,5 Prozent sei man ebenfalls gut aufgestellt. Im vergangenen Jahr habe man eine Erhöhung der Diversifikation und die Reduktion der Staatsanleihen aus Italien und Spanien vorangetrieben. „Vor dem Hintergrund der im Verhältnis zum einzugehenden Risiko niedrigen Renditen werden wir risikoreichere Investments auch im laufenden Jahr weiter zurückgefahren“, erläuterte Harald Epple, Finanzvorstand des Gothaer Konzerns.

Mit einem Konzerneigenkapital von 2,154 Milliarden Euro stieg auch diese Kennzahl gegenüber dem Vorjahr um acht Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr gab das Unternehmen keine konkrete Erwartung ab.Die Konzernstrategie „Gothaer 2020“ werde man aber weiter mit aller Kraft vorantreiben, hieß es dazu abschließend.

Autor: bfl