Die im September durchgeführte Umfrage der Handwerkskammer ergab noch bessere Ergebnisse als die Herbstumfrage 2010. So ist innerhalb eines Jahres der Anteil der Betriebe mit guter Geschäftslage von 39 auf 43 Prozent gestiegen, inzwischen sprechen nur noch acht Prozent der Betriebsinhaber (Herbst 2010: 12 Prozent) von einer schlechten Geschäftslage. Genau so wie vor einem Jahr bewerten 49 Prozent der Unternehmer die Geschäftslage als befriedigend. Insgesamt beteiligten sich 534 Unternehmen an der Umfrage. „Praktisch alle Handwerkszweige sind vom gegenwärtigen Wirtschaftshoch erfasst“, so Dr. Ortwin Weltrich, Hauptgeschäftsführer der Kammer.

Auch Dienstleistungs-Gewerbe spürt Aufwind
Erfreulich sei, dass auch die Handwerksbranchen, die längere Zeit im Schatten der gesamtwirtschaftlichen Erholung standen, nämlich etwa Bäckereien, Fleischereien, Friseurbetriebe, inzwischen zuversichtlicher gestimmt seien. In dieser Gruppe der „personenbezogenen Dienstleistungsgewerbe“ sprächen zwar bei weitem nicht so viele Betriebsinhaber wie in den Bau- und Metallbranchen von einer guten Geschäftslage, aber sie kreuzten ganz überwiegend die Antwort „befriedigend“ an. Nur noch jeder zehnte beklagte schlechte Geschäfte. Im Nahrungsmittelhandwerk bewerten 19 Prozent der Betriebe die Geschäftslage als schlecht, in den Gesundheitsberufen sind es 15 Prozent. Für alle anderen verlaufen die derzeitigen Geschäfte gut oder zufriedenstellend.

Spitzenreiter bei der diesjährigen Herbstumfrage der Handwerkskammer sind die Bau- und Ausbaubranchen. 98 Unternehmer aus der Gruppe „Bauhauptgewerbe“ haben den Fragebogen zurückgeschickt, keiner stuft die Geschäftslage als schlecht ein. Drei Viertel der Dachdeckerbetriebe berichtet von guten Geschäften. Diese Bestnote vergibt auch mehr als die Hälfte der Elektro- und der Maler- und Lackiererbetriebe. Der Aufwärtstrend wird von den Zuwachsraten im Wohnungs- und Wirtschaftsbau getragen, auch beim Neubau von Wohnungen zeigt nach mehrjähriger Talsohle die Kurve wieder leicht nach oben.

Bedarf an Arbeitskräften steigt
Die konjunkturelle Erholung in den Handwerksbranchen führt zu einer stärkeren Nachfrage nach Arbeitskräften: In 20 Prozent der befragten Unternehmen ist der Beschäftigtenstand im September höher als im Frühjahr, in nur elf Prozent der Unternehmen ist die Zahl der Mitarbeiter gesunken. Vor allem in den beiden beschäftigungsstarken Gruppen „Bauhauptgewerbe“ und „Ausbaugewerbe“ ist die Belegschaft in den Sommermonaten ausgeweitet worden. „Damit dürfte bis zum Jahresende ein Beschäftigungsanstieg von 2.000 bis 2.500 Arbeitsplätzen erreichbar sein“, so Weltrich.

Unsicherer Blick in die Zukunft
So gut auch die gegenwärtige Wirtschaftslage von den Handwerksunternehmern bewertet wird, so zeigen sich beim Blick auf das kommende Halbjahr doch erste Abschwächungssignale, dabei ist allerdings das hohe Ausgangsniveau der Konjunkturbewertung zu berücksichtigen. 14 Prozent der Unternehmer (Frühjahrsumfrage: 34 Prozent) erwarten in den kommenden Monaten eine Verbesserung der Geschäftslage, aber 26 Prozent befürchten eine Verschlechterung. 60 Prozent der befragten Betriebsinhaber rechnen mit einer gleichbleibenden Entwicklung. „Die Konjunkturkurve im Handwerk hat vermutlich den Gipfel erreicht, die Verunsicherung über die weitere gesamtwirtschaftliche Entwicklung zeigt sich in unserer Umfrage bei den zurückhaltenden Antworten zum kommenden Halbjahr“, so Weltrich. Angesichts der guten Ausgangslage – in einigen Handwerkszweigen seien die Auftragsbücher gut gefüllt – rechne er allerdings bis Frühjahr 2012 mit einer stabilen Entwicklung.

Bei einer so guten Situation der Realwirtschaft „sollten auch die wirtschaftlichen Risiken aus der Eurozone nicht überbewertet werden. Zur Konjunkturstabilisierung im Jahr 2011 benötigen wir dringend das Gesetz zur Förderung energetischer Gebäudesanierung“. Eine steuerliche Förderung von Sanierungsmaßnahmen werde das Mehrfache an privaten Investitionen auslösen, daher würden sich die befürchteten Steuermindereinnahmen in engen Grenzen halten. Eine Verschärfung oder Ausweitung von Umweltzonen sei „bei der beginnenden wirtschaftlichen Verunsicherung kontraproduktiv und führe zu keiner nennenswerten Verbesserung der Luftreinhaltung. Wichtiger ist nach Einschätzung des Hauptgeschäftsführers der Handwerkskammer die Stauvermeidung durch Verkehrslenkung und Verbesserung des Verkehrsflusses, daher müssten die neuen Tempobegrenzungen wie auf der Rheinuferstraße skeptisch bewertet werden.

[cs]