Köln | Im Zeitraum vom 23. März bis 23. April 2013 führte die Industrie- und Handelskammer zu Köln (IHK Köln) eine stichprobenartige Befragung zur Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung bei ihren Mitgliedern durch. Das Ergebnis: Die wirtschaftliche Lage ist robust, bleibt aber hinter den Erwartungen aus der letzten IHK-Befragung im Winter 2012 zurück. Trotzdem überwiegt eine positive Grundstimmung unter den Befragten, was die konjunkturelle Entwicklung in den nächsten Monaten anbelangt.

Nach wie vor stufen 84,1 Prozent der Teilnehmer an der Befragung ihre derzeitige Wirtschaftslage als gut oder befriedigend ein. Als schlecht bezeichnen 15,9 Prozent ihre Geschäftslage. In der Stichprobe befanden sich rund 1.650 Unternehmen aus dem Bezirk der IHK Köln. Davon antworteten 565 Unternehmen. Etwa die Hälfte, 274 Betriebe, stammten aus der Stadt Köln.

Die wichtigsten Ergebnisse fasst Ulf Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, zusammen: „Im Frühjahr zeigen die Unternehmen insgesamt eine positive Stimmung. In der Region Köln hat sich der IHK-Konjunkturklimaindikator mit 110 Punkten gegenüber dem Niveau vom Winter (113 Punkte) leicht abgeschwächt.“ Dabei ist ein Wert von 100 Punkten die Grenze zwischen einer positiven und einer negativen Bewertung. Alle Werte unter 100 Punkten würden eine negative Entwicklung bedeuten. Der Jahresauftakt sei zwar etwas hinter den Erwartungen zurückgeblieben, das moderate Wachstum und die Perspektive der konjunkturellen Belebung stünden jedoch nicht in Frage. Als Grund für das eher verhaltene Anziehen der Konjunktur  führt Dr. Simon Hennchen, Leiter Volkswirtschaft und Statistik der IHK Köln, auf den ausgesprochen langen und harten Winter zurück, den vor allem die Baubranche und ihre angeschlossenen Zulieferer zu spüren bekommen hätten. Außerdem habe sich die Prognose aus dem Winter, die Eurokrise sei bald überwunden, nicht bewahrheitet. Ebenfalls gibt er zu bedenken, dass im Befragungszeitraum Themen wie die Zypern-Rettung oder auch die Italien-Wahl präsent waren. 

Mehrheit der Unternehmen rechnet mit positiver Geschäftsentwicklung

Für die Geschäftsentwicklung in den kommenden Monaten erwarten die Unternehmen eine weitere Belebung.  Laut Umfrage rechnet etwa jedes vierte Unternehmen mit einer besseren Geschäftsentwicklung, rund 60 Prozent mit einer gleichbleibenden. Nur noch 15,2 Prozent erwarten eine schlechtere Entwicklung in den kommenden Monaten. Als deutliches Anzeichen dafür wertet Reichardt die langsam steigende Investitionsbereitschaft der Betriebe und die Steigerung der Exporterwartungen. Diese werde vor allem gestützt durch die Entwicklung der Weltkonjunktur und die gute Auslandsnachfrage aus Ländern wie USA, China oder auch Japan. Innerhalb der Euro-Zone machten sich hingegen Schwierigkeiten beim Absatz in den südlichen Mitgliedsstaaten bemerkbar.

Stabiler Arbeitsmarkt – Mangel an Fachkräften

Eine Stabilisierung auf dem Arbeitsmarkt setzt sich laut der Frühjahrsumfrage weiterhin fort. Allerdings seien der zurzeit robuste Arbeitsmarkt und die stabilen Beschäftigungsaussichten als Stütze der wirtschaftlichen Entwicklung keine Selbstläufer, so Reichardt. Neben den Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen, berichteten die Unternehmen von einem alle Branchen übergreifenden Fachkräftemangel in der Region. Diese seien sowohl quantitativer als auch qualitativer Natur. Viele Betriebe im Geschäftsbereich der IHK Köln beklagten eine hohe Diskrepanz zwischen Anforderungsprofil und der Qualifikation der Bewerber. Dies sei vor allem bei der Besetzung von Ausbildungsstellen der Fall. Viele Ausbildungsbetriebe bemängelten die unzureichende Schulbildung vieler Bewerber, die den Anforderungen, die der Ausbildungsberuf an sie stelle, nicht gerecht werde. Jedoch herrsche ebenfalls ein Mangel an qualifizierten Fachkräften, was auf den zum Teil nur wenig vorhandenen Fortbildungswillen einiger Fachkräfte zurückzuführen sein könnte. Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen (61,1 Prozent) beabsichtigt, in den kommenden Monaten am derzeitigen Mitarbeiterstamm festzuhalten. Mit Neueinstellungen plant etwa jedes fünfte Unternehmen, in etwa gleich ist der Anteil der Betriebe, die weniger Mitarbeiter als bisher einplanen.

Sinkende Inlandsnachfrage wird nach wie vor als größter Risikofaktor angesehen

Als die drei größten Risikofaktoren werden die Inlandsnachfrage, Energiekosten sowie die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angeführt. An der Konstanz der Inlandsnachfrage zweifeln aktuell 57,6 Prozent der Unternehmen – rund zwei Prozent weniger als noch im Winter. 44,6 Prozent der Betriebe sehen ihre wirtschaftliche Entwicklung durch die Energie- und Rohstoffpreise gefährdet – wobei die Energiekosten ein höheres Risiko darstellen. Und fast 40 Prozent (39,5) beurteilen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als Risikofaktor, hier besteht vor allem Unsicherheit über den Fortgang der Eurokrise.

Gesunken indes ist die Risikobewertung bei der Auslandsnachfrage. Gegenüber den Werten in der Winterumfrage sank der Wert von 52,9 auf aktuell 38,9 Prozent. „Dies ist ein Indiz dafür, dass sich die Aussichten der Weltwirtschaft und somit die Exportmöglichkeiten verbessern, und das trotz der sinkenden Nachfrage aus den kriselnden Euro-Staaten“, erläuterte Hennchen.
 

Autor: Daniel Deininger
Foto: Der IHK-Konjunkturklimaindikator für die Geschäftserwartungen erreicht momant einen Wert von 110 Punkten (roter Graph).