Köln, 30.3.2007, 10:30 Uhr > Zum Dialog und zur Auseinandersetzung mit dem Thema Innovation hatte die IHK Köln und die Kölner Stiftung Industrieforschung am Dienstag dieser Woche eingeladen.

"In einem ständig schärfer werdenden internationalen Wettbewerb können wir es uns nicht leisten, erstklassige wissenschaftliche Ideen links liegen zu lassen, die den Zündfunken für unternehmerische Innovationen geben könnten. Denn erfolgreiche Innovationen entscheiden ganz wesentlich arüber, ob und wie viel Wertschöpfung am Industriestandort Deutschland stattfindet, ob Wachstum und neue Arbeitsplätze entstehen." Mit diesen Worten markierte Dr. Wolfgang Lerch, Mitglied des Vorstands der Kölner Stiftung Industrieforschung, gleichsam den Grund, weshalb am Dienstagabend rund 100 Experten aus Unternehmen, Wissenschaft und Politik auf Einladung der Sitftung sowie der IHK Köln zusammengekommen waren: Sie wollen und werden stärker miteinander kooperieren.

Die Region Köln hat nämlich eine Menge zu bieten – das Beste aus zwei Welten sozusagen: eine enorme Wirtschaftskraft auf der einen Seite, ein großes Wissens- und Forschungspotenzial auf der anderen Seite. Beide Welten haben etwas gemeinsam: Sie sind auf der Suche. Die eine – hervorragende Unternehmen mit internationaler Marktbeteiligung – ist auf ständige Innovationen angewiesen. Die andere – Hochschulen und Forschungseinrichtungen – beklagt einen immer engeren finanziellen Spielraum, während Aufgabenspektrum und die gesellschaftlichen Erwartungen an Forschung und Lehre steigen. Das Problem: "Überwiegend haben wir tatsächlich zwei Systeme – einmal Wirtschaft, einmal Wissenschaft -, die nebeneinander herlaufen, immer noch wenig voneinander wissen, lange Zeit unterschiedlich gedacht und gehandelt haben und schon viel zu lange auf Distanz zueinander gegangen sind", wie Dr. Norbert Walter-Borjans, Wirtschaftsdezernent der Stadt Köln, in seinem Begrüßungsdialog mit Dr. Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln und Gastgeber des Abends, hervorhob. Es gelte aber, die Chancen und Synergieeffekte zu nutzen, wo immer man sie sieht, erklärte Ferger.

Starker Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort
Zu Beginn machten Ferger und Walter-Borjans in ihrem Dialog deutlich, wie stark der Wirtschafts- und Wissenschaftsstandort Region Köln ist. "Wir haben hier in Köln die stärkste Chemieregion Europas; Köln ist einer der führenden Automotive-Standorte; die Stadt ist als Versicherungsplatz Spitze und eine Verkehrs- und Logistikdrehscheibe mit besten Verbindungen in alle Welt", so Ferger. Außerdem verfüge die Region über eine große Kompetenz als Technologiestandort, ob in der Biotechnologie, der Informations- und Telekommunikationsbranche oder in der Luft- und Raumfahrt. Walter-Borjans skizzierte den Wissensstandort Köln, an dem allein acht Hochschulen und vier bedeutende Forschungseinrichtungen ihren Sitz hätten, "darunter die größte Universität Deutschlands mit sieben Fakultäten und neun Sonderforschungsbereichen" und "die größte Fachhochschule Deutschlands".

Den Hauptvortrag des Abends hielt Professor Dr. Klaus Wucherer, Mitglied des Vorstands der Siemens AG, München. Er machte deutlich, dass auch für ein Unternehmen der Größenordnung Siemens Netzwerke unerlässlich seien, um die vielfältigen Herausforderungen zu bewältigen. Auch die Siemens AG könne nicht alles selbst entwickeln, was für ein nachhaltiges Geschäft notwendig ist, so Wucherer. Seien es Kooperationen oder Zukäufe, ein globales Unternehmen wie Siemens müsse die ganze Klaviatur des modernen Managements beherrschen. Sein Rat: Auf dem Gebiet gemeinsamer Innovationen müssten Industrie und Hochschulen ihre Vernetzung verstärken. Netzwerke statt Pipeline seien das Gebot der Stunde. Wolfgang Lerch von der Stiftung Industrieforschung präsentierte in seinem Schlusswort konkrete Vorschläge, wie sich die Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft stärker als bisher zu Erfolg versprechenden Kooperationen zusammenführen ließen. So müssten beide Partner einen klaren Nutzen erwarten können.

"Frisches Know-how und unkonventionelle Lösungsideen von jungen Forschern" brächten insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen Qualitätssprünge bei Produkten und Prozessen, weiß Lerch. Umgekehrt könne auch die gemeinsame Forschung mit der Praxis die Wissenschaft voranbringen – nicht nur finanziell -, denn gemeinsame Projekte mit Unternehmen führten auch zu wichtigen Impulsen für die wissenschaftliche Forschung, so Lerch. Außerdem brauche Kooperation Professionalität. Ein professionelles Forschungsmarketing sei vonnöten.

"Wir brauchen Mittler zwischen Unternehmen und Forschung, die beide Sprachen sprechen und selber kommunikativ genug sind, um Brücken zwischen diesen Welten zu schlagen", hatte IHKHauptgeschäftsführer Ferger zuvor in seiner Begrüßung gesagt.