Der Screenshot zeigt die Werte des Herbst-Konjunkturberichts der Industrie- und Handelskammer zu Köln, veröffentlicht am 25. Oktober 2023. Foto: Screenshot

Köln | Die Konjunktur ist im Keller, da macht auch Köln keine Ausnahme. Das stellt der Herbstkonjunkturbericht der Kölner Industrie- und Handelskammer (IHK Köln) eindeutig fest. Das gilt für die aktuelle Lage genauso wie für Zukunftsaussichten.

Der Blick auf den Kammerbezirk

Der Konjunkturbericht für den Kammerbezirk der IHK Köln umfasst einen größeren Radius als nur die kreisfreie Stadt Köln. Aber Stadt und Region gehören zusammen, denn geht es den Unternehmen in der Region schlecht hat dies auch Auswirkungen auf die Kölner Binnenwirtschaft. Das Konjunkturklima ist nach dem schlechten Frühjahr noch einmal eingebrochen und fällt auf 89 Punkte und damit in den negativen Bereich. So befürchten im Kammerbezirk 34 Prozent der Unternehmen eine Verschlechterung bei den Geschäftsaussichten. Lediglich 12 Prozent erwarten eine Verbesserung. Das wirkt sich auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen aus: 32 Prozent wollen ihre Investitionen reduzieren. Immerhin gibt es gute Nachrichten für die Mitarbeitenden die bereits beschäftigt sind, nur 24 Prozent der Unternehmen geht davon aus, dass sie Personal entlassen müssen. Das liegt sicher auch mit der Einschätzung der Hauptrisiken zusammen, bei denen der Fachkräftemangel immer noch an Position Eins steht, gefolgt von der Inlandsnachfrage. Auch die Energiepreise stehen noch auf der Liste der Risiken. Das Fazit: Die Rahmenbedingungen haben sich am Wirtschaftsstandort Köln und seiner Region deutlich verschlechtert. Dies gilt auch für den Export. 43 Prozent der Industrieunternehmen rechnen mit einem Rückgang der Ausfuhren. Die Finanzlage der Unternehmen scheint stabil zu sein, wenngleich mehr Unternehmen mit den steigenden Zinsen konfrontiert sind.

Wie geht es den Branchen?

Die Industrie

Besonders stark zeigt sich der Einbruch der Konjunktur bei der Industrie um -23 Punkte. Der Index liegt mit 76 Punkten deutlich unter dem Durchschnittswert von 89 Punkten. 44 Prozent der Unternehmen erwarten sogar eine Verschlechterung und nur 8 Prozent eine Verbesserung. Die Auftragseingänge sind bei 60 Prozent der Unternehmen gesunken. Das ist ein besonders risikoreicher Faktor, denn ausbleibende Aufträge können die Geschäftslage in den Unternehmen weiter unter Druck setzen.

Das Baugwerbe

In den vergangenen Jahre kamen aus dem Baugewerbe eigentlich immer positive Signale. Jetzt zeigen alle Trendindikatoren nach unten. Die Geschäftslage am Bau hat sich um -42 Prozent verschlechtert. Die steigenden Bauzinsen wirken sich negativ auf den Hoch- und Wohnungsbau aus. Ein Drittel der Unternehmen will weniger investieren und 60 Prozent planen keine Veränderungen im Personalbestand.

Der Groß- und Einzelhandel

Der Großhandel meldet ebenso eine verschlechterte Lage im Index von rund -22 Prozent. Auch die Erwartungen sind eingebrochen. Beim Einzelhandel tritt das Konjunkturklima im niedrigen Bereich von 81 Punkten im Index auf der Stelle. Die IHK Köln beschreibt die Erwartungen mit -29 Prozent als äußerst pessimistisch. Auch die Beschäftigungsaussichten sinken um 10 Prozent im Einzelhandel.

Das Verkehrsgewerbe meldet eine ebenfalls verschlechterte Lage bei den Erwartungen für die Zukunft zeigen zwei Drittel der Unternehmen ein stabiles Klima und nur ein Viertel erwartet Verschlechterungen.

Verbrauchernahe Dienstleistungen

Eine Branche die positiv heraussticht. Mit 109 Punkten wird das Konsumklima positiv bewertet. Hier hat sich die Lage verbessert und auch die Erwartungen sind deutlich gestiegen. Alles in allem ein positiver Trend nach oben, der weiterhin anhält.

Die Vorleistungsgüterproduzenten

Geht es der Industrie schlecht geht es den vorgelagerten Unternehmen in der Regel auch nicht gut und das bestätigt sich im Konjunkturklima der IHK Köln deutlich. Zu den Vorleistungsgütern zählen unter anderem Metalle, Holz, chemische Grundstoffe, Papier oder Karton sowie elektronische Bauteile. Um Minus 26 Punkte stürzte das Konjunkturklima der Branche auf 69 Punkte. Zur Erinnerung im Gesamtdurchschnitt liegt der Wert bei 89 Punkten, also 20 Punkte höher. Dazu kommt, dass die Unternehmen eine sich weiter verschlechternde Lage – -25 Prozent – erwarten. Jedes dritte Unternehmen plant einen Mitarbeiterabbau. 82 Prozent der Unternehmen klagen über sinkende Auftragseingänge.

Das Hotel- und Gaststättengewerbe

Die Werte waren in der Frühjahrsumfrage deutlich über 100 gestiegen und bewegen sich jetzt zurück in Richtung 100 oder leicht darunter. Die Geschäftslage bewerten Wirte und Hoteliers weiter positiv aber die Erwartungen sanken in den negativen Bereich. Jedes dritte Unternehmen geht von einer Verschlechterung aus. Und keine guten Botschaften für Menschen die in der Branche arbeiten wollen: deutlich mehr Unternehmen gehen von einem geringeren Personalbestand aus.

Die Gesundheitswirtschaft

In der Gesundheitswirtschaft gibt es kaum Veränderungen, der Index stagniert auf 94 Prozent. Die Lage wird von einem Drittel mit gut bewertet und zwei Drittel erwarten eine Eintrübung der Geschäftsaussichten. Hier fällt auf, dass nur noch 46 Prozent der Unternehmen eine unproblematische Finanzlage aufweisen.

Die Informationswirtschaft

Obwohl alle Indikatoren noch im positiven Bereich über dem Wert 100 liegen bewegen sich alle Kurven nach unten. 81 Prozent der Unternehmen haben keine Probleme bei den Finanzen. Das ist ein Spitzenwert innerhalb aller Branchen. Bei den Beschäftigungsverhältnissen dürfte sich wenig verändern.

Die Konjunktur in der Stadt Köln

Es gibt einen deutlichen Abwärtstrend in der Beurteilung des Konjunkturklimas bei den Unternehmen im Stadtgebiet Köln. Sagten im Frühjahr noch 34 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage sei gut, so sind es aktuell nur noch 28 Prozent. 25 Prozent sagen ihre Geschäftslage ist schlecht. Das waren Anfang 2023 nur 10 Prozent. Ein Drittel erwartet eine ungünstigere konjunkturelle Entwicklung. Ein Drittel erwartet eine weitere Verschlechterung. Auch bei den Investitionsabsichten verschlechtert sich die Lage. 20 Prozent der Unternehmen wollen neue Arbeitsplätze schaffen.

Die IHK Köln versandte im Herbst 2023 die Umfrage an rund 2.500 Unternehmen von denen 744 Unternehmen antworteten. Die Konjunkturumfrage fand im Zeitraum 6. September bis 29. September 2023 statt.

ag