Köln | Am gestrigen Dienstag stellte das Jobcenter ihre Jahresbilanz für das Jahr 2016 vor: Insgesamt sollen 19.537 Menschen in Arbeit integriert worden sein, teilt das Jobcenter mit. Die Anzahl der Integrationen liege damit leicht unter dem Vorjahresniveau, stehe jedoch auch einem durchschnittlich geringeren Kundenbestand gegenüber. Die Integrationsquote liege bei 23,3 Prozent und damit über dem Vorjahreswert (23,2 Prozent). Das sei der höchste Wert, der seit der Gründung des Jobcenter Köln 2005 erzielt wurde.

„Das ist ein hervorragendes Ergebnis. Es bestärkt uns darin, auf dem richtigen Weg zu sein und zukünftig weiter auf zielgruppengerechte Beratungsangebote zu setzen, die individuelle Voraussetzungen unserer Kunden/innen berücksichtigen“, sagt Geschäftsführer Olaf Wagner. Ein zentrales Ziel des Jobcenters sei es, die Menschen zu motivieren sowie persönliche Stärken und Fähigkeiten zu erkennen. „Das braucht natürlich Zeit. Wir müssen näher an die Menschen ran, vor allem an diejenigen, die schon lange ohne Arbeit sind – nur so können wir der Langzeitarbeitslosigkeit begegnen“, erklärt Wagner.

Die Langzeitarbeitslosigkeit sieht Roswitha Stock, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Köln sowie der Trägerversammlung, als eine der großen Herausforderungen und Aufgaben der Arbeitsmarktpartner an: „Insgesamt ist der Arbeitsmarkt in Köln zwar gut aufgestellt, doch die Qualifikationsschere geht immer weiter auseinander.“ Rund 70 Prozent der arbeitslosen Jobcenter-Kunden haben keine abgeschlossene Berufsausbildung, aber immer weniger Stellen werden in diesem Bereich angeboten. Das Risiko, langzeitarbeitslos zu werden, sei unter diesen Voraussetzungen besonders hoch. „Wir haben für die über 24.000 Arbeitslosen, die keine Berufsausbildung haben, nur rund 6.000 Stellen bei uns gemeldet. Wir brauchen Betriebe, die mitmachen und Menschen mit unterbrochenen Erwerbsbiographien eine Chance geben. Und wir brauchen die kreativen und hilfsbereiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Jobcenter, die diese Kunden auf dem Weg dorthin individuell begleiten. Oft genug geht es nicht nur darum bei der Jobsuche zu helfen, sondern auch darum vielfältige Probleme des alltäglichen Lebens erst einmal aus dem Weg zu schaffen. Der Erfolg bei der Integrationsquote zeigt, welch gute Arbeit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch bei den Kunden und Kundinnen mit schwierigeren Lebenslagen leisten.“

Damit der Kampf gegen die Langzeitarbeitslosigkeit gelingt und möglichst viele ALG-II-Bezieher erreicht werden können, fordere der Jobcenter-Geschäftsführer für die Zukunft eine neue Beratungskultur sowie verbindliche finanzielle Sicherheiten. Dies gelte für den Bereich des Eingliederungstitels, für die kommunal flankierenden Leistungen sowie für die Personalausstattung des Jobcenter Köln. „Arbeitslose Menschen, ob Jugendliche, Alleinerziehende oder Migranten/innen – nah am Arbeitsmarkt oder im Langzeitbezug – brauchen unterschiedliche Angebote, um effektiv unterstützt zu werden“, sagt Wagner. „Dafür muss das Jobcenter finanziell und personell gut aufgestellt sein. Nur so kann es uns gelingen, den von der Gesellschaft und Politik an uns gestellten Auftrag erfolgreich auszuführen.“

Überblick: Schwerpunkte Jobcenter 2016

Neue Beratungsansätze

Das Jobcenter Köln habe im vergangenen Jahr wegen der guten Vermittlungserfolge Angebote für Kunden ausgebaut, die individuell auf arbeitsuchende Menschen eingehen. Diese werden in Eigenregie oder gemeinsam mit Projektpartnern geplant, organisiert und umgesetzt.

Angebote für junge Menschen

Auch in diesem Jahr habe das Jobcenter Köln Jugendliche im Fokus. Speziell für Schüler, deren Familien Arbeitslosengeld II beziehen, wurden Schülerteams eingesetzt. Diese beraten die Schüler der Abschlussklassen und erarbeiten gemeinsam mit ihnen und ihren Eltern einen sinnvollen Plan, wie es nach der Schule weitergehen soll.

Arbeit mit Schwerbehinderung

Menschen mit Schwerbehinderung bringen oft vergleichbare Kompetenzen und Stärken mit wie Menschen ohne Einschränkung, so das Jobenter. Trotzdem haben sie es schwerer, auf dem Arbeitsmarkt Fuß zu fassen. Konkrete, praxisnahe Unterstützung biete das Projekt „MitArbeit! In Köln“. Bei dem Projekt stehen nicht nur die Arbeitsuchenden im Fokus. Eines der Ziele sei es, Arbeitgeber besser über die Potentiale und Beschäftigungs- und Fördermöglichkeiten von Menschen mit einer Schwerbehinderung zu informieren.

Mehr Unterstützung für junge Flüchtlinge

Die wachsende Zahl von Flüchtlingen stelle das Jobcenter Köln vor neue Herausforderungen. In Angeboten wie der „Perspektive für junge Flüchtlinge im Handwerk“ (PerjuF-H) oder den Talentscouts U25 gehören die Kunden gleich zwei wichtigen Zielgruppen an: Jugendliche und Menschen mit Fluchthintergrund. Beide Gruppen brauchen vor allem Orientierung auf dem Arbeitsmarkt und eine individuelle Betreuung. Das Jobcenter Köln gehe auf diese Bedürfnisse mit speziell geschulten Coaches ein, die den Jugendlichen mit Fluchthintergrund eine umfassende Beratung bieten.

Qualifizierungsoffensive der Jobcenter-Mitarbeiter/innen

Für Olaf Wagner stehe fest: „Gute Beratung funktioniert nur mit gut ausgebildeten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen.“ Das Jobcenter Köln habe 2016 rund 3.500 Seminarstunden in die Ausbildung der eigenen Mitarbeiter durch das Jobcenter-interne Kompetenzzentrum für Mitarbeiterqualifizierung KomMit! investiert. Das entspreche 437 Schulungstagen. Für weitere 242 Beschäftigte wurden ein- oder mehrtätige Seminarplätze extern eingekauft.

Autor: ib