Köln |  Rund 18.000 arbeitsuchende Menschen konnte das Jobcenter laut Jahresbericht im vergangenen Jahr erfolgreich vermittelt, rund 113.000 Kölnerinnen und Kölner bezogen im Dezember 2013 Leistungen nach SGB II.  Die Zahl der sogenannten „Aufstocker“ ist im Dezember 2013 um rund 1.000 Personen im Vergleich zu Vorjahr gestiegen. Dies sind die Zahlen, die das Jobcenter Köln in seinem Jahresbericht 2013 veröffentlichte.

Der Kölner Arbeitsmarkt

Roswitha Stock, Chefin der Kölner Arbeitsagentur, bewertet den Kölner Arbeitsmarkt als robust, aber gespalten. Die Schere zwischen Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, insbesondere der Langzeitarbeitslosigkeit, drohe sich weiter zu öffnen, so Stock. Einerseits steige die Beschäftigung auf einen historischen Höchststand. Andererseits würden Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit nicht abgebaut. Über 80 Prozent der freien Stellen auf dem freien Arbeitsmarkt beziehen sich laut Stock auf Fachkräfte sowie hochqualifizierte Spezialisten und Experten. Demgegenüber suchten aber fast 60 Prozent der Jobcenter- Kundinnen und -Kunden eine Helferstelle. Für viele Arbeitslose werde es immer schwieriger, die am Markt geforderten Qualifikationen zu erbringen, sagt die Agenturchefin.  Das ginge nur durch gezielte Förderung und Qualifizierung der Menschen. Köln brauche Fachkräfte, nur so könne Köln perspektivisch ein guter Wirtschaftsstandort bleiben, so Stock. Die Fachkräftesicherung sei daher eine der wichtigsten gemeinsamen Aufgaben der kommenden Jahre.

17.684 arbeitsuchende Menschen konnte das Jobcenter im vergangenen Jahr erfolgreich in Arbeit vermitteln, etwa genau soviel wie 2012 (17.853) .  Herausragende Ergebnisse konnten in der 2013 initiierte sogenannten  „Job-Offensive Köln“, erzielt werden, so das Jobcenter. Über das Projekt fanden laut Jobcenter mehr als 2.000 Menschen einen neuen Arbeitsplatz.

70 Prozent Langzeitbezieher

„70 Prozent der Menschen im SGB II-Leistungsbezug sind so genannte Langzeitbezieher, also mehr als 21Monate im Bezug. Es ist unredlich in diesem Bereich auf schnelle und einfache Vermittlungserfolge zu hoffen – der Schlüssel liegt in der Individualisierung und dem langen Atem in der Beratung“, so Olaf Wagner, Mitglied der Geschäftsführung des Kölner Jobcenters.

Eine weitere Gruppe, die das Jobcenter im Blick hat, sind junge Menschen zwischen 15 und 25 Jahren. Das Jobcenter sieht sich hier in einer besonderen Verantwortung. „Gerade im Bereich der Jugendarbeitslosigkeit gibt es großen Handlungsbedarf. Unsere neuen ganzheitlichen Formen der Beratungsstruktur bilden hier eine sinnvolle und effektive Ergänzung zur
üblichen Beratung“, sagt Wagner.

Jugendförderungsprojekte gut angelaufen

Sehr gut läuft laut Jobcenter das im Stadtteil Chorweiler angesiedelte Projekt „U25 Hotspot“ an. Das Angebot wurde 2013 eingeführt und wird vom Jobcenter in Eigenregie durchgeführt. In Gruppen- und Einzelgesprächen sollen junge arbeitsuchende Menschen intensiv betreut und bei der
Ausbildungsplatz- und Arbeitssuche begleitet werden. Zur Zielgruppe gehören auch Jugendliche und junge Erwachsene, die das Jobcenter bisher nicht erreichen konnte.

„Das in 2012 aufgelegte Jugendprojekt „befit4job“ soll laut Wagner weiter ausgebaut und auf weitere Kundengruppen ausgedehnt werden. Die Erfolge sprächen für sich: Etwa 60
Prozent der Teilnehmenden würden innerhalb von sechs Wochen in Schule, Arbeit, Ausbildung oder in ein Freiwilliges Soziales Jahr vermittelt. Die Teilnehmer, Arbeitgeber und Mitarbeiter reagierten durchweg positiv auf das Projekt.

Sozialdezernentin lobt effektive Zusammenarbeit

Trotz enormer Sparzwänge habe das Jobcenter in 2013 große sozialpolitische Verantwortung gezeigt und hervorragende Arbeit geleistet, so die Kölner Sozialdezernentin Henriette Reker.  Entgegen dem Spartrend habe die Stadt Köln in 2013 die Mittel für die Kommunal flankierenden Leistungen von 4,5 auf 5 Millionen Euro erhöht.  Reker verweist auf die gute Zusammenarbeit zwischen der Stadt Köln, der Agentur für Arbeit Köln und dem Jobcenter Köln. Diese sei eine wesentliche Voraussetzung dafür, um auch in Zukunft die Förderinstrumente bedarfsgerecht auf die Bedürfnisse und Potenziale der arbeitsuchenden
Menschen anzupassen.

Auszeichnung erhalten

Das Jobcenter Köln wurde für seine Leistungen in 2013 ausgezeichnet. Es erhielt von der Bundesagentur für Arbeit bei einer deutschlandweiten Tagung in Berlin den Preis für „die beste Zielperformance“. Bewertet worden sei das beste Ergebnis bei der Verringerung der Hilfebedürftigkeit, der Integration in Erwerbstätigkeit und bei der Vermeidung von langfristigem Leistungsbezug. Ein weiteres Kriterium habe sich aus einem Index zur Prozessqualität ergeben, so das Kölner Jobcenter zu den Kriterien der Auszeichnung.

Ziele für das Jahr 2014

Das Jobcenter will im laufenden Jahr den Fokus erneut auf die Ausgewogenheit der Projekte für alle Kundengruppen legen. In diesem Jahr wird es etwa zwei Drittel seiner Projekte für langzeitarbeitslose Menschen bereithalten.  Angesichts der weiterhin angespannten Haushaltslage werde sich das Jobcenter Köln neben der bewährten und guten Zusammenarbeit mit kommunalen Projektpartnern auch auf selbst entwickelte und durchgeführte Kunden-Angebote konzentrieren, so Wagner.

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Zahlen und Fakten des Kölner Jobcenters für 2013:

<UL><LI>Die Gesamtzahl aller Menschen, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II erhalten ist von 111.998 im Januar auf 112.780 im Dezember leicht gestiegen und liegt zum Jahresende um 1,3% höher als im Vorjahresmonat.

</LI><LI>Die Zahl der erwerbsfähigen Leistungsbezieher/innen zeigt eine ähnliche Entwicklung. Sie ist im Jahresverlauf 2013 leicht von 80.774 im Januar um 0,5 % auf 81.181 im Dezember gestiegen. (Vorjahresmonat: 80.270)

</LI><LI>2013 gab es in Köln (Hochrechnung) durchschnittlich 60.547 Bedarfsgemeinschaften (2012 = 60.100)

</LI><LI>Die Jahresdurchschnittszahl der Jugendlichen im Hilfebezug ist im Vergleich zum Vorjahr ebenfalls leicht gestiegen von 12.648 auf 12.882.

</LI><LI>Die Zahl der „Aufstocker“, das sind Menschen mit zusätzlichem Leistungsanspruch bei zu geringem Erwerbseinkommen, bleibt mit 20.997 Personen (Jan. bis Sept. 2013) auf hohem Niveau. In 2013 ist ein Anstieg von 1,2% zu verzeichnen. (2012 = 20.743)

</LI><LI>In 2013 erzielt das Jobcenter 17.684 Integrationen (17.853 in 2012).

</LI><LI>Dem Jobcenter stand in 2013 im Eingliederungstitel (EGT) ein Budget von 49,94 Mio. Euro zur Verfügung. Davon wurden 99,6% verausgabt. Für 2014 erwartet das Jobcenter 44,2 Mio. Euro (Schätzwert). Das sind 9,7% weniger als in 2013.

</LI><LI>Für 2014 stehen bei den Kommunal flankierenden Leistungen (KfL) 600.000 Euro (ca. 4,4 Mio. Euro) weniger zur Verfügung.

</LI><LI>In 2013 konnten etwa 31.000 Kunden mit den Mitteln im EGT gefördert werden. Etwa 14.000 Menschen haben KfL in Anspruch genommen. In 2014 plant das Jobcenter 26.900 Menschen über den EGT zu fördern (davon etwa 17.500 markferne Kunden).

</LI><LI>Die Zahl der Beschäftigten ist von 1.255,84 (Dez. 2012) auf 1.240,26 (Dez. 2013) gesunken. Die Personalsituation ist wegen der hohen Fluktuation (2013 = 200 Beschäftigte) und des hohen Befristungsanteils weiter angespannt.

</LI></UL>

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Autor: dd
Foto: Symbolfoto