Köln | Am Montag, 14. April 2014 fand im Rahmen eines groß angelegten Warntreiks bei Tageszeitungen in Nordrhein-Westfalen, an dem sich auch die Mittagsschicht der Drucker des Verlags M. DuMont Schauberg beteiligten, eine Kundgebung vor dem DuMont-Haus an der Amsterdamer Straße statt. Die Deutsche Journalistinnen und Journalisten-Union in Verdi und der Deutsche Journalisten Verband (DJV) fordern für Redakteure, Pauschalisten und Freie Journalisten 5,5 Prozent mehr Gehalt und protestierten gegen das Verhalten von M. DuMont Schauberg (MDS) und Heinen-Verlag, denen sie Tarifflucht vorwerfen. Zu ihnen gesellten sich in Köln Vertreter der Zeitungszusteller, die für sich die Einführung des Mindestlohns fordern.

Zu den Rednern der gemeinsamen Kundgebung von DJU und DJV gehörte unter anderem Prof. Dr. Frank Überall, Mitglied des Bundesvorstands im DJV. Er warf den Verlegern vor, sie transformierten Zeitungen in seelenlose Blätterhaufen. Nicht nur hier in Köln, auch in anderen Teilen von NRW. Die Westdeutsche Zeitung lege Redaktionen zusammen und entlasse Journalisten. Bei der Rheinischen Post werde die organisierte Tarifflucht geplant. Und bei der Zeitungsgruppe Köln, werde „ein ähnlich schauriges Schmierenstück“ gegeben.

Man verhandele als Gewerkschaften mit dem Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, dessen Präsident Helmut Heinen, Herausgeber der Kölnischen Rundschau, sei. Ehrenpräsident des Verbands sei Alfred Neben DuMont. „Hier aus Köln kommen also die obersten Repräsentanten dieses bundesweiten Verbands?  Und was machen die, quasi als vergiftetes Jubiläums-Präsent zur zehnten Verhandlungsrunde? Sie flüchten mit ihren Häusern vor dem, was sie selbst gerade verhandeln.“ so Überall.

Tarifverträge sollten bundesweit gelten – so habe man das einmal vereinbart, so Überall. Aber hier im Rheinland würden Lokalredaktionen ausgegliedert, zusammengelegt, personell ausgedünnt. „Die Seele wird verkauft. Und das unter Wert.“, so Überall.

Für die Lokalredaktionen der Kölnischen Rundschau und des Kölner Stadt-Anzeigers sprachen Regina Bappert (Rundschau) und Willi Feldgen (KStA), die die gegenwärtige Situation ihrer Tageszeitungen beschrieben, wo zahlreiche Redakteure und Pauschalisten in nicht tarifgebundenen Gesellschaften ausgelagert werden sollen. Durch die teilweise Zusammenlegung von Redaktionen des Kölner Stadtanzeigers und der Kölnischen Rundschau gingen Arbeitsplätze verloren, ebenso die Pressevielfalt, so beide Referenten. Kolleginnen und Kollegen, die in die neu gegründeten Gesellschaften übernommen würden, müssten dort zu schlechteren Bedingungen als den bisherigen arbeiten.

Andreas Kossiski, Vorsitzender des DGB in der Region Köln-Bonn ging in seiner Rede auf die Situation der rund 300.000 Zeitungszusteller in Deutschland ein, die nach dem Willen der Verleger nicht unter die Mindeslohnregelung fallen sollten, obwohl die Zusteller bei Wind und Wetter und oft auch Nachts arbeiteten, so Kossiski.

Zum Warnstreik aufgerufen waren Tageseitungen im Rheinland, im Ruhrgebiet und dem westlichen  Westfalen sowie in Ostwestfalen-Lippe. Bisher konnte in dem Tarifstreit zkeine Einigung erzielt werden. Am Gründonnerstag (17. April) findet in Berlin die zehnte Runde der Tarifverhandlungen für die rund 14.000 Journalistinnen und Journalisten an Tageszeitungen statt mit dem Bund Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) statt.
 

Autor: Daniel Deininger
Foto: Warnstreikende vor dem DuMont-Haus