Köln | Am Kölner Wohnungsmarkt hat die Preisspirale im vergangenen Jahr an Tempo verloren. Das geht aus dem neuen Immobilienmarktbericht 2014 der Kölner Immobilienbörse (KIB) hervor. In der Studie wurden Wohnimmobilienpreise und Mieten von 20 Städten ausgewertet. In der KIB sind über 50 regional tätige Immobilienmakler und Verwalter aus 17 Firmen zusammengeschlossen.

Nach den extrem hohen Steigerungen der vergangenen beiden Jahre haben sich die Erhöhungen bei Wohnungsmieten und Neubau-Eigentumswohnungspreisen in Köln beruhigt, so der heute vorgestellte Bericht. Steigerungen erreichten maximal zwölf Prozent. Zwischen 2012 und 2013 lag der Anstieg noch bei bis zu 20 Prozent.

Gebrauchte Eigentumswohnungen gaben in Köln sogar um elf bis zwölf Prozent nach, was den ersten Preisrückgang seit über fünf Jahren bedeute, so die KIB. Die geringere Wohnpreissteigerung habe zum einen damit zu tun, dass Mieter und Käufer nicht jeden Preis akzeptierten. Zum anderen weigerten sich Banken, überteuerte Immobilien zu finanzieren.

Rückgänge bei Angebotsmieten

Mit Mietrückgängen steht Köln nicht alleine da. Auch in anderen prosperierenden Großstädten wie in Hamburg, Düsseldorf, Frankfurt am Main und München gaben die Angebotsmieten nach. Dies sei, so die KIB, einer Untersuchung des Immobilienportals ImmobilienScout24.de von Herbst vergangenen Jahres zu entnehmen. Das Bevölkerungswachstum in Köln und im Rhein-Sieg-Kreis kurbele die Nachfrage ebenso an wie das Aussetzen der Wehrpflicht und die doppelten Abiturjahrgänge.

Studierende liefern zusätzlichen Nachfrageschub

Der Zuwachs der Studenten an den Hochschulen beschert den Wohnungsmärkten einen zusätzlichen Nachfrageschub. Bis 2030 benötigt alleine die Domstadt über 50.000 Wohnungen, so die Prognosen der Stadt. Dies entspricht pro Jahr einem Neubaubedarf von über 3.100 Wohnungen. „In den ersten drei Quartalen 2013 wurden aber gerade mal Baugenehmigungen für 2.077 Wohnungen erteilt. Im Jahr davor waren es noch 15 Prozent mehr, nämlich 2.443 bewilligte Wohnungen“, erläutert KIB-Vorsitzender Alfred Kirch. Aktuellere Zahlen für das Gesamtjahr liegen der Statistikbehörde „Information und Technik NRW“ noch nicht vor.

Für zusätzliche Nachfrage sorgte die erneute Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) im November. „Viele Verbraucher wollen sich nicht länger mit den niedrigen Zinsen auf ihr Erspartes zufrieden geben und drehen den Spieß um. Sie nutzen die günstigen Zinsen für die Finanzierung eigener vier Wände“, beobachtet KIB-Sprecher Roland Kampmeyer. Sie haben es aber auf dem angespannten Markt schwer. Wer eine gut gelegene und gut ausgestattete vermietete Eigentumswohnung in Köln wolle, müsse mindestens sechs Monate suchen, so der Immobilienexperte.

Preise für Kölner Eigenheime klettern um bis zu 16 Prozent

Die Kosten für freistehende Eigenheime zogen in Köln in den zurückliegenden zwölf Monaten um bis zu 16 Prozent an. Im Vorjahreszeitraum lag die Steigerung sogar bei 32 Prozent. Für gebrauchte, gut ausgestattete Häuser muss man in den Stadtteilen Brück, Longerich, Widdersdorf und Zündorf etwa 475.000 Euro einplanen. Vor einem Jahr lag der Preis im Schnitt noch bei 408.000 Euro. Dies entspricht einer Steigerung um 16 Prozent. In sehr guten Lagen wie in Junkersdorf, Lindenthal und Riehl kletterten die Preise um durchschnittlich zwölf Prozent – von 865.000 auf 970.000 Euro.

Ähnlich ist das Bild bei gebrauchten Doppelhaushälften und Reihenmittelhäusern: Im Kölner Stadtgebiet kletterten die Preise in guten und sehr guten Lagen um 15 beziehungsweise 16 Prozent. In mittleren Lagen blieben sie mit durchschnittlich 262.000 Euro konstant.

Preise für Kölner Gebrauchtwohnungen gaben nach

Der Markt für Eigentumswohnungen ist dem Bericht zufolge in Köln zweigeteilt. Erstmals seit Ausbruch des Immobilienbooms 2009 gaben die Wohnungspreise im Wiederverkauf nach. In guten Lagen um elf Prozent (von 3.100 Euro pro Wohnquadratmeter auf 2.750 Euro), in sehr guten um zwölf Prozent (von 3.850 auf 3.400 Euro). Für Neubau-Wohnungen im Erstbezug waren die Steigerungen ebenfalls moderater als in den Vorjahren. In mittleren Lagen lag die Erhöhung bei zwei Prozent (2.750 auf 2.800 Euro), in guten bei zwölf und an sehr guten Standorten bei vier Prozent (4.500 auf 4.700 Euro). „Diese Erhöhungen waren selten spekulativ; sie sind vielmehr den höheren Baukosten und Energieanforderungen geschuldet“, erläutert der stellvertretende KIB-Vorsitzende Dieter Temme.

Vor allem günstige Wohnungen von steigenden Mieten betroffen

Von steigenden Mieten sind laut KIB-Marktbericht vor allem günstige Wohnungen betroffen. Die Wohnungsmieten entwickelten sich hiernach in Köln uneinheitlich. In mittleren Lagen gingen sie für Gebrauchtwohnungen leicht zurück, nämlich von 7,65 Euro pro Quadratmeter Kaltmiete auf 7,50 Euro (-2%), im Neubau sanken sie von 8,50 auf 8,25 Euro (-3%).

An Standorten wie in den Stadtteilen Ehrenfeld, Butzweiler Hof, Nippes und Weiden kletterten Mieten in Gebrauchtimmobilien um einen Euro auf 10,25 Euro (+11%); Neubauwohnungsmieten blieben an diesen Standorten überwiegend stabil bei 10,50 Euro, so der Bericht.

An sehr guten Standorten sowie in Spitzenlagen gaben die Mieten in Gebrauchtobjekten leicht nach (-6%) beziehungsweise blieben stabil. Für Neubauwohnungen stiegen die Mieten moderat um zwei beziehungsweise sieben Prozent. Demnach muss man an Topstandorten wie in einigen Straßenzügen Lindenthals, in Marienburg und im Rheinauhafen im Erstbezug 15 Euro Kaltmiete einrechnen.

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Die KIB:

In der Kölner Immobilienbörse (KIB) sind über 50 Immobilienmakler und Verwalter aus der Region Köln zusammengeschlossen, die in 17 Mitgliedsfirmen tätig sind. Das Ziel der Börsenmitglieder ist die gemeinsame Vermarktung ihrer Immobilienangebote. Im vergangenen Jahr vermittelten die Börsenmitglieder 732 Kaufimmobilien (Einfamilien-, Mehrfamilienhäuser und Eigentumswohnungen) im Gesamtwert von 172 Million Euro sowie 1.112 Wohn- und Gewerbemietverträge.

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Autor: dd
Foto: Symbolfoto