Das Foto zeigt Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende der KVB, Christian Burk, KVB-Bereichsleiter Fahrweg, Gunther Höhn, KVB-Bereichsleiter Nahverkehrsmanagement und Peter Ulmer, KVB-Bereichsleiter Betrieb Stadtbahn und Bus. | Foto: Schiefer

Köln | Die Kölner Verkehrsbetriebe (KVB) blicken auf das Jahr 2022 zurück: Der Qualitätsbericht für das Jahr 2022 zeigt die Qualität des Betriebs im Stadtbahn- und Busbereich auf. Das geht die Ausstattung von Fahrzeugen und Haltestellen, die Verfügbarkeit von Aufzügen, Rolltreppen und Vertriebseinrichtungen sowie zu den Themen Personal und Sicherheit. Laut KVB-Chefin Stefanie Haaks zeigt das Ergebnis nicht die Qualität auf, die sich die KVB wünscht. Der Hauptgrund: Fehlendes Personal.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) haben zum dritten Mal einen umfassenden Qualitätsbericht erstellt, der jetzt dem Kölner Verkehrsausschuss vorgelegt wird. Dieser Qualitätsbericht wird jeweils für das vorherige Jahr veröffentlicht. Es ist Bestandteil des am 1. Januar 2020 in Kraft getretenen Öffentlichen Dienstleistungsauftrags (ÖDLA). Mit diesem ÖDLA hat der Rat der Stadt Köln die KVB für weitere 22,5 Jahre mit dem Betrieb des Öffentlichen Personennahverkehrs beauftragt.

KVB kämpft mit „sehr schwierigen Rahmenbedingungen“

„Im Jahr 2022 mussten wir -wie auch aktuell- unsere Betriebsleistung unter sehr schwierigen Rahmenbedingungen erbringen“, sagte Haaks heute bei einem Pressegespräch. Die KVB habe in dem vergangenen Jahr in verschiedenen Bereichen intensiv daran gearbeitet, die Betriebsqualität zu verbessern, allerdings zeigen die Anstrengungen noch nicht den gewünschten Erfolg. Grund dafür seien etwa externe Faktoren, auf die der Betrieb keinen Einfluss hatte. Das seien neben kaputten Zügen durch Starkregen, mehr Verkehr auf den Kölner Straßen oder die Außerbetriebnahme einer KVB-Serie sei der Hauptgrund die angespannte Personallage bei den KVB.

 Die KVB kämpft um Mitarbeiter

„Wir haben viel am Recruiting gearbeitet – im Fahrberiech aber auch anderen Bereichen des Unternehmens“, erklärt Haaks weiter. Die KVB habe etwa die Fahrschulkapazitäten aufgestockt, arbeite mit externen Fahrschulen zusammen und habe ehemalige Fahrer:innen, die im Ruhestand sind, reaktiviert. Es wurden zudem weitere verschiedene Vorkehrungen getroffen, um den Beruf attraktiver zu machen.

Die KVB sucht Verstärkung für das Team der Fahrer:innen. Es sei allerdings schwierig geeignete Bewerber zu finden. Aus der Sicht von Haaks habe die KVB vieles zu bieten: „Wir haben nicht nur unbefristete und sichere Arbeitsplätze in einem wachsenden Unternehmen, sondern wir bieten unter anderem Sozialleistungen oder bezahlbaren Wohnraum.“ Das sei entweder bei den Bürger:innen noch nicht bekannt oder es reiche nicht. Der Beruf sei ohnehin zu gering entlohnt – die KVB sei allerdings als Mitglied im Arbeitgeberverband an Regelungen gebunden. Mit Blick in die Zukunft wolle die KVB nun „noch offensiver“ vorgehen, um Fahrer:innen für sich zu gewinnen.

Wie „pünktlich“ ist die KVB wirklich?

Es fehlen Bus- und Bahnfahrer: allein die Beschwerden zum Thema „Pünktlichkeit“ haben sich im Jahr 2022 verdoppelt, so Haaks. Das sei für sie ein alarmierendes Zeichen. Wegen der Personallage musste die KVB im vergangenen Jahr ihr Busangebot vorübergehend anpassen, um den Fahrgästen wieder einen verlässlichen Fahrplan zu bieten und die Zahl der ungeplanten Ausfälle so weit wie möglich zu reduzieren. Stadtbahnen und Busse fuhren pro Stunde also oftmals seltener als in den Jahren zu vor 2022 waren, so der Qualitätsbericht – 79,2 Prozent der Stadtbahnen waren 2022 pünktlich, zeigt das Ergebnis des Qualitätsberichts. Das seien 4,2 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die pünktlichste Stadtbahnlinie war die 17 mit 91,7 Prozent, die unpünktlichste die Linie 18 mit 69,1 Prozent.  Beim Bus lag die Quote bei 75,3 Prozent. „Unser Ziel ist es, zum regulären Fahrplan zurückzukehren, sobald die Personalsituation dies erlaubt“, sagte Haaks am Mittag. Bei den KVB gelten Fahrten als „pünktlich“, wenn sie unter drei Minuten Verspätung haben.

Kaputte Aufzüge und Rolltreppen

92,4 Prozent aller Kölner KVB-Rolltreppen waren 2022 verfügbar. 81 Prozent aller Störungen konnten – so die KVB – innerhalb von vier Stunden beseitigt werden. 1,5 Prozent brauchten für die Reparatur länger als vier Tage. Rund ein Viertel aller Störungen waren die Folge von Vandalismus.

Die Verfügbarkeit der Aufzüge lag bei 95 Prozent. Die Zahl der Störfälle lag, so die KVB, 2022 auf einem historisch niedrigen Niveau. 74,6 Prozent aller Störungen wurden innerhalb von vier Stunden behoben, 21,7 Prozent innerhalb von vier Stunden bis vier Tagen und 3,7 Prozent benötigten länger als vier Tage.

Wie kann der ÖPNV attraktiver werden?

Die Rahmenbedingungen des ÖPNV in Köln aus Sicht der KVB würde sich nachhaltig verbessern, wenn die Bahnen weitestgehend auf eigenem Bahnkörper fahren und kreuzende Verkehre vermieden würden. Daher wünscht sich die KVB etwa eine zeitnahe Entscheidung zur Lage der Ost-West-Achse. Dass die KVB aus verkehrlicher Sicht die Tunnellösung auf der Ost-West-Achse favorisiert, ist bereits allgemein bekannt. „Wir halten diesen Tunnel in der Innenstadt aus betrieblicher Sicht für zwingend notwendig“, so Stefanie Haaks. Er würde einen deutlich störungsfreieren, zuverlässigeren und vor allem auch schnelleren Stadtbahn-Betrieb ermöglichen. „Im Untergrund kann die Bahn rund 70 Stundenkilometer fahren, auf Strecken ohne eigenen Gleiskörper darf sie zwar 50 Stundenkilometer fahren, fährt faktisch, aber häufig 30 Stundenkilometer“, so Haaks weiter. Zudem wäre so eine Reihe von Unfällen vermeidbar.

rs