Köln | Die DuMont Mediengruppe meldete es heute als „In eigener Sache“ auf allen Ihren Kanälen: Es werde eine gemeinsame Hauptstadtredaktion mit dem Madsack-Verlag in Hannover geben, der das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) betreibt. Madsack hält daran 75 und DuMont 25 Prozent. Der Deutsche Journalistenverband NRW übt Kritik und titelt „Paukenschlag gegen die Vielfalt“

Die Medienlandschaft verändert sich grundlegend

Die deutsche Medienlandschaft verändert sich und vielleicht sogar grundlegender, als manch einer zur Zeit noch wahrnehmen will. Da gibt es neue Kooperationen zwischen Verlagen und Technologiekonzernen, wie Axel Springer und Samsung mit der News-App „Upday“. Außenwerber Stroer verleibt sich nicht nur das Nachrichtenportal von t-online ein, sondern gründet ebenfalls eine Sampling-Plattform mit „Watson.de“. Die Rheinische Post Mediengruppe will nach der „Saarbrücker Zeitung“ nun auch den „Bonner Generalanzeiger“ übernehmen, das Kartellamt prüft.

Heute gaben nun die DuMont Mediengruppe und Madsack eine Kooperation bekannt. Auf „ksta.de“ aus dem Haus DuMont heißt es: „Die Madsack Mediengruppe und DuMont gründen in Berlin eine gemeinsame Hauptstadtredaktion für alle journalistischen Inhalte aus den überregionalen Themenfeldern Politik und Wirtschaft. Künftig wird die dafür vorgesehene RND Berlin GmbH, an der das zu Madsack gehörende RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) zu 75 % und DuMont zu 25 % beteiligt sein werden, täglich mehr als 50 regionale Tageszeitungen mit einer Reichweite von bis zu 6,8 Mio. versorgen. Die Gesamtauflage aller Titel im Netzwerk beträgt 2,3 Mio. Exemplare.“

Der DJV-NRW-Landesvorsitzende Frank Stach findet in einer Mitteilung deutliche Worte: „Da wird den Lesern eine Medienkonzentration als Ausbau journalistischer Kompetenz verkauft, tatsächlich wird aber der Blick zweier Medienhäuser auf Themen eindimensionaler“. Ab Oktober wird das Redaktionsnetzwerk Deutschland über 50 Tageszeitungen und rund 6,8 Millionen Leser, so die Verlage, mit den überregionalen Themen Politik und Wirtschaft bestücken.  

DJV befürchtet Stellenabbau

„Das ist ein Paukenschlag gegen die Vielfalt. Auf Dauer laufen wir auf eine publizistische Marschmusik zu, in der alle im gleichen Schritt dasselbe rausblasen. Wir als DJV-NRW setzen uns hingegen für viele Orchester mit einem breiten Themenrepertoire ein. Das schafft nicht nur journalistische Arbeitsplätze, sondern spiegelt so auch die Vielfalt unserer Gesellschaft wider“, so DJV-Mann Stach weiter. Der DJV befürchtet zudem, dass mit der Kooperation ein Stellenabbau in der Hauptstadtredaktion von DuMont erfolgt. Die bisherigen 17 Mitarbeiter, so der DJV, sollen sich auf zehn Stellen bewerben.

In einem Interview mit dem Branchendienst „meedia“ widerspricht Madsack-CEO Thomas Düffert Kritiker, die die Medienvielfalt in Gefahr sehen: „Im Gegenteil, die gemeinsame Hauptstadtredaktion ist ein Statement zur langfristigen Sicherung der publizistischen Vielfalt in den Regionen. Unsere Leser interessieren sich für Ihre Heimat, für das lokale und regionale Geschehen. Sie erwarten neben einer erstklassigen regionalen Berichterstattung aber auch gründlich recherchierte und hervorragend geschriebene Beiträge zu nationalen und internationalen Themen.“

Der Medienwandel wird tiefgreifend sein

Die klassische Medienbranche konzentriert ihre Aktivitäten und damit einhergeht die Sorge um die Medienvielfalt. Dies ist die eine Seite, die Sicht auf die Produzentenseite. Hier stellt sich zudem die Frage, wie wird sich der Informationsfluss zu Medien ändern, wenn es wenige große Player gibt, die über die entsprechende Reichweite verfügen, aber die nicht mehr bekannte Vielfalt? Vom Mediamarkt, also dem Verkauf etwa von Werbeflächen ganz zu schweigen?

Die andere Seite wird man vielleicht erst in einigen Jahren sehen, die der Leser, der Nutzer, der Zuhörer und Zuschauer. Deren Rezeptionsverhalten wird sich ändern, den neuen Gegebenheiten anpassen, besser anpassen müssen. Gut, neben der klassischen Presselandschaft der Printverlage, die auch in regionalen Hörfunksendern engagiert sind, gibt es die zweite Säule des öffentlich rechtlichen Angebotes, dass sich heute schon online in der Ausprägung der Textbasiertheit kaum mehr von dem der Verleger unterscheidet.

Aber wie ändert sich die Rezeption der Medien in einer konzentrierten Medienlandschaft? Wenn Leser auf ihrem Smartphone eine News-App vorinstalliert finden und diese bequem nutzen können. Werden Sie dann noch nach alternativen Medien und Quellen suchen? Haben diese alternative Medien eine Chance in diesen Kanälen vorzukommen? Schon heute nutzen die meisten Deutschen nur die erste Seite einer Suchmaschine, um sich zu informieren.

Es ist die Frage nach den Gatekeepern, die sich zukünftig stellt. Die klassischen Verlage wollen diese Rolle wieder einnehmen, dies ist deutlich zu spüren und sie rüsten sich. Demokratie braucht Fakten, aber auch einen unterschiedlichen Blick auf die Dinge, ohne diesen verkümmert das Nachdenken, der Dialog und auch die kontroverse Diskussion im Austausch in der Gesellschaft und mit ihren Führungseliten. Dies sichern nur unterschiedliche Medienangebote, die allen einfach zugänglich sind und Leser die wissen, dass es diese gibt und am Ende nicht nur einen privaten Newsaggregator und ein öffentlich rechtliches Angebot schon für Medienvielfalt halten.

Autor: Andi Goral
Foto: Wie werden Menschen in Zukunft welche Medien nutzen?