Charmant und gut gelaunt vertrat Bürgermeister Manfred Wolf heute Oberbürgermeister Fritz Schramma. Als Zeichen der langjährigen Freundschaft zwischen Köln und New York begrüßte er die junge Amerikanerin und ihre Familie im Kölner Rathaus. Melissa Gratzl ist 20 Jahre und wurde im vergangenen Jahr zur Miss German-America und Kornblumenkönigin der 51. Steuben-Parade gekrönt. Seitdem vertritt sie die deutsch-amerikanische Parade in und um New York. Auf den Hinweis, Melissa sei nervös gewesen vor dem Treffen mit dem Kölner Bürgermeister, erklärte Wolf launig: „Sie konnte ja auch nicht wissen, ob ich beisse.“ Von Beissen keine Spur, in familiärem Plauderton gab er der jungen Miss German-America einen Kurzüberlick über die kölnische Geschichte, erzählte von Römern, Hexenverfolgung im Mittealter und von Napoleon. Das Meiste hat die 20-Jährige wohl verstanden, sie spricht gut deutsch.

Ein Leben mit Dirndl und Schuhplattler
In diesem Jahr ist Melissa zum ersten Mal nach Deutschland gereist. Mutter Renate und Schwester Rebecca (17) begleiten sie. Die Reise der „Kornblumenkönigin“ soll dazu beitragen, die Freundschaft zwischen Deutschland und Amerika zu intensivieren. In Köln haben die Miss German-America und ihre Familie schon den Dom, das Römisch-Germanische Museum sowie zwei Karnevalsvereine  besucht. Außerdem haben sie bereits eine Stadtrundfahrt gemacht. Köln gefällt der jungen Frau sehr gut. Vor allem beeindruckt hat sie – natürlich – der Dom.

Melissa kommt aus Glenwood, New Jersey, und studiert Psychologie. Anders als Gleichaltrige geht sie am Wochenende nicht cool gestylt in Discos. Ihre Leidenschaft sind Schützen- und Bierfeste, die sie im Dirndl besucht. „Es macht großen Spaß, dort treffe ich am Wochenende viele Leute, kann viel tanzen“, erzählt die „Kornblumenkönigin“. Die deutsche Kultur ist fest in ihrem Leben verankert. Sie kommt aus einem halb deutschen und halb österreichischen Elternhaus, in dem besonders der Schuhplattlerverein „Edelweiß Passaic“ eine große Rolle spielt. Beide Eltern tanzen den traditionellen Tanz. Seit ihrem fünften Lebensjahr, als sie alt genug für eine Mitgliedschaft war, ist auch Melissa begeisterte Tänzerin: „Schuhplattler ist mein Lieblingstanz“, sagt sie. Sie mag aber auch Polka oder Walzer. Bei der Steuben-Parade ist sie nach eigener Aussage ihr Leben lang dabei. Deutsch hat  Melissa auf der High-School gelernt, nicht von ihrem Vater. Der ist zwar  Muttersprachler, aber seinen österreichischischen Burgenlander-Akzent wollte die Tochter nicht übernehmen. Ihre Mutter wurde schon in den USA geboren und hat Englisch als Muttersprache.

Die Steuben-Parade
Mit der Steuben-Parade feiern Deutsch-Amerikaner seit 1957 ihre deutsche Kultur, ihre Traditionen und die Freundschaft zwischen Deutschland und Amerika. Der Umzug ist nach Friedrich Wilhelm von Steuben benannt, einem preußischen General, der im amerikanischen Unabhängigkeitskrieg dem damaligen General George Washington beigestanden hatte. An der Parade nehmen auch zahlreiche Gruppen aus Deutschland teil, vor allem Musikvereine, Trachtengruppen, Schützenvereine, Karnevalsgesellschaften. Die Parade zieht jeweils am dritten Samstag im September durch New York City und lockt  jedes Jahr rund 100.000 Besucher an. Die Steuben-Parade ist die größte deutsche und deutsch-amerikanische Kulturveranstaltung in den USA. Mit dem Verkauf von Konrblumen finanziert sich die Parade. „Die Kornblume ist ein Symbol für etwas typisch Deutsches,“ erklärt Melissa Gratzl die Tradition. Am Montag geht es für die Kornblumenkönigin wieder heim in die USA, aber auf deutsche Tradition – wenn auch sehr spezielle – muss Melissa Gratzl ja auch dort nicht verzichten.

Stephanie Broch für report-k.de / Kölns Internetzeitung; Foto: Ursula Cöbler