Die erste Einzelausstellung in Deutschland
Es ist die erste Einzelausstellung des französischen Künstlers, mit dem bürgerlichen Namen Balthasar Klossowski in Deutschland und das obwohl Balthus mit Deutschland familiär und freundschaftlich verbunden war. Das Kölner Museum Ludwig ist übrigens auch die einzigste Station der Ausstellung die 70 Gemälde und Grafiken zeigt. Ein Skandal stand am Anfang dieser Schaffensperiode des damals 26jährigen Malers. Seine erste Ausstellung 1934 in der Pariser Galerie Pierre. Die großformatigen Szenen sind einer realistischen Darstellung und der figruativen Malerei verpflichtet, die formal leicht abstrahieren um eine Steigerung in der Form zu erreichen, sie zeigen Straßenszenen und Menschen, junge Mädchen am Fenster. Allerdings provoziert Balthus mit der Begrifflichkeit des "Erotisme", einer soften Art der erotischen Darstellung und stößt damit in die Grenzbereiche des sittlichen Empfindens des kulturell gebildeten Bürgertums vor. Es sind vor allem die Darstellungen junger Mädchen in der Pubertät, bei denen z.Bsp. das Röckchen verrutscht ist und die einen Blick auf ihre Unterwäsche gestatten, an denen sich das Bürgertum reibt. Aus dieser ersten Pariser Ausstellung sind in Köln die Arbeiten "La Rue", "La Fenetre" und "La Toilette de Cathy" zu sehen.

Rilke schrieb das Vorwort zur ersten Veröffentlichung des erst 11 Jahre alten "Balthusz"
Balthasar Klossowski wuchs in einer Künstlerfamilie in Paris auf und schon als Elfjähriger begeisterte er sein Umfeld mit einer Bildgeschichte für die kein geringerer als Rainer Maria Rilke das Vorwort schrieb. Das Buch "Mitsou" wurde auf Bitten des Vaters unter dem Namen "Balthusz", dem Kose- und Rufnamen des jungen Balthasar veröffentlicht. Rilke riet dem jungen Künstler seine Werke mit dem Namen "Balthus" zu signieren. Der junge Künstler durchlief keine Akademieausbildung im klassischen Sinn und galt in der Kunstszene immer als Sonderling. Das Begleitbuch zur Ausstellung beschreibt die Arbeit des Künstlers: "Seine Bilder zeichnen sich durch eine formale Strenge aus, sie sind durchkomponiert und -organisiert. Charakteristisch ist eine nahezu geometrische Anordnung der einzelnen Figuren und Gegenstände; nichts ist überflüssig, jedes Detail hat immer eine formale Funktion. Die Konturen besitzen kein Eigenleben, sondern begrenzen, die ihnen zugewiesenen Farbflächen. Gerade diese Strenge bewirkt bei aller Intimität des Motivs, das den Betrachter mitunter an die Grenzen gängiger Moralvorstellungen führt, Monumentalität und Zeitlosigkeit. Angehaltene Zeit. Aufgehobene Zeit." Die Malweise altmeisterlich.

Das Begleitprogramm zur Ausstellung:
Dienstag 21. August 2007
19:00 Uhr
Dr. Sabine Rewald
Der Maler Balthus: Enigma und Erotik
Kino im Museum Ludwig
Eintritt: 2,50€

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Poesie und Wirklichkeit
Französische Filmklassiker der 1920er bis 1960er Jahre

Balthus pflegte ein inniges Verhältnis zu den Filmleuten und sein Sohn spielte sogar in einer Louis Malle Verfilmung mit. Alle Filme werden im Kino des Museums gezeigt, der Eintritt beträgt 4€

Balthus von der anderen Seite des Spiegels [Balthus de l´autre coté du miroir]
Frankreich 1996, OmeU; R: Damian Pettigrew, 52.Min
Der einzigste Film der den Maler im Atelier bei der Arbeit zeigt.

Paris schläft [Paris qui dort]
Frankreich 1923, Stummfilm, R: René Clair, 61 Min.
und
Die imaginäre Reise [Le Voyage imaginaire]
Frankreich 1925, Stummfilm, R: René Clair, 55 Min.
Hommage an die surreale Schönheit der Stadt Paris, René Clair gilt als Vertreter dadaistisch inspirierter Filmkunst

Atalante [L´Atalante]
Frankreich 1933/34, OmeU, R: Jean Vigo, 89 Min.
Eine komplizierte Romanze zwischen dem jungen Flussschiffer Jaen und seiner Frau Juliette. Der letzte Film von Vigo vor seinem frühen Tod.

Die kleine Streichholzverkäuferin [La petite marchande aux allumettes]
Frankreich 1928, Stummfilm, R:Jean Renoir, 29. Min.
Eine Landpartie [Partie de Campagne]
Frankreich 1936, OmeU, R: Jean Renoir, 46 Min.
Zwei Filme von Jean Renoir denen Geschichten von Hans Christian Andersen und Guy de Maupassant zugrunde liegen.

Die Kinder des Olymp [Les Enfants du paradis]
Frankreich 1943-45, OmeU, R: Marcel Carné, 176 Min.
Ein Film über die Vergänglichkeit der Liebe. Als Hintergrund dient der "Boulevard du Crime", die Theatermeile von Paris im frühen 19. Jahrhundert.

Zazie in der Metro [Zazie dens le métro]
Frankreich 1959, OmeU, R: Louis Malle, 93 Min.
Zazie muss zu ihrem exzentrischen Onkel nach Paris und bringt dessen Leben durcheinander.

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kunst:dialoge am langen Freitag
Freitag, 7. September 2007
19-1 Uhr
Junge Kunstexperten erklären die Werke von Balthus in persönlichen Dialogen. +
Die Ausstellung ist bis 22 Uhr geöffnet, danach Party im Museumsfoyer mit Livemusik und Kölsch.

Dialog der Künste "Geliebte Bébé, …"
1937 heiratete Balthus die Aristokratin Antoinette de Watteville, nachdem er neun Jahre lang um sie geworben hatte. Die Veranstaltung gibt einen Einblick in die "correspondence amoureuse" in der auch die Kunstprinzipien des Malers zur Sprache kommen.
Veranstalter: Museumsdienst, Treffpunkt Infopoint des Museums.

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Museum Ludwig
Aufgehobene Zeit
Gemälde und Zeichnungen von Balthus

18.8.-4.11.2007
Am Dom/HBF
Bischofsgartenstr. 1
50667 Köln
0221.221-26165
www.museum-ludwig.de
Öffnungszeiten:
Di.-So.[inkl. Feiertage] 10-18 Uhr
jeden 1. Freitag im Monat: 10-22 Uhr
Montags geschlossen

Tickets:
Erwachsene: 7,50€; ermässigt: 5,50€
Familien: 18€
Gruppen ab 20 Pers.: 6,50€
Schulklassen pro Schüler: 3€

Individual-Führungen kann man über den Museumsdienst buchen: 0221.22127380
Öffentliche Führungen [Teilnehmerzahl 30]: Donnerstags 16:30 Uhr und Sonntags 15.00 Uhr

Andi Goral für report-k.de / Kölns Internetzeitung