Köln | Nachtarbeiter. In Köln sollen rund 56.000 Beschäftigte, also elf Prozent, nach 23 Uhr arbeiten. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) mit und berufe sich hierbei auf aktuelle Schätzungen des Mikrozensus.

Vor dem Hintergrund der Debatte um die „Arbeit 4.0“ warne die NGG Köln vor einer weiteren Aufweichung der Arbeitszeiten: „Heute sind der Bäcker oder die Lebensmitteltechnikerin typische ,Mondzeit-Jobber‘. Aber durch die Digitalisierung könnte das Arbeiten in der Nacht bald noch viel mehr Berufe treffen“, sagt Geschäftsführer Mohamed Boudih.

Zusammen mit dem nordrhein-westfälischen Arbeitsministerium habe die Gewerkschaft im vergangen Jahr deshalb das Projekt „Arbeit 2020“ gestartet. „Es geht darum, beim digitalen Wandel am Arbeitsplatz ein Wort mitzureden“, sagt Boudih. Denn die Digitalisierung könne das Berufsleben künftig massiv verändern – von ungewöhnlichen Arbeitszeiten, über die E-Mail nach Feierabend bis hin zur Anlagensteuerung per Smartphone. Arbeitsstandards und faire Löhne dürften hierbei aber nicht unter die Räder kommen, so die NGG Köln.

„Der Trend ist längst im Gange“, betont Boudih und erklärt, dass schon heute bereits 188.000 Beschäftigte in Köln zwischen 18 und 23 Uhr arbeiten – das seien 35 Prozent aller Erwerbstätigen, so der aktuelle Mikrozensus NRW. Die NGG mache sich dafür stark, dass Lohn- und Zeitausgleich auch künftig per Tarifvertrag geregelt sind.

In diese Richtung gehen teilweise auch neue Vorschläge von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles, so die NGG Köln. Ein kürzlich von ihr vorgelegtes „Weißbuch Arbeiten 4.0“ siehe die Stärkung der Tarifpartner vor. Boudih: „Es ist wichtig, dass die Beschäftigten in der Gestaltung der Arbeitswelt von morgen mitbestimmen. Statt über die Abschaffung des 8-Stunden-Tags nachzudenken, sollten die Arbeitgeber ihre Mitarbeiter lieber für den digitalen Wandel qualifizieren.“ Wichtig sei deshalb ein „Recht auf Weiterbildung“. Dieses solle möglichst bald per Gesetz festgeschrieben werden.

Autor: ib | Foto: NGG Köln